Betrugsvorwürfe gegen Wirecard lassen Aktie trudeln

Tochterfirmen vom Bezahlabwickler Wirecard sollen Scheingeschäfte getätigt haben, behauptet ein Zeitungsbericht. Wirecard dementiert, die Aktie purzelt.

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Wirecard

Die Firmenzentrale von Wirecard im bayerischen Aschheim.

(Bild: dpa, Sven Hoppe)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Vorwurf über Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen des Zahlungsabwicklers Wirecard hat den Aktienkurs des Unternehmens trudeln lassen. Das Unternehmen soll falsche und rückdatierte Verträge genutzt haben, um Gelder zwischen asiatischen Tochterfirmen zu verschieben und Scheinumsätze zu generieren, behauptet das Wirtschaftsblatt Financial Times. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine interne Präsentation aus Wirecards Compliance-Abteilung sowie verschiedene Dokumente. Wirecard dementierte umgehend und sprach von einem "falschen, ungenauen, irreführenden und diffamierenden Artikel“.

Laut dem Bericht der Financial Times sollen Tochterfirmen von Wirecard in Hongkong und Singapur ihre Umsätze mittels fingierter Verträge geschönt haben. Rund 37 Millionen US-Dollar an verdächtigen Transaktionen sollen dabei aufgelaufen sein. Im Mittelpunkt stehe ein hochrangiger, für das Asiengeschäft verantwortlicher Manager. Nach Bekanntwerden des Berichts sackte die Aktie von Wirecard am Mittwochnachmittag zwischenzeitlich um rund 20 Prozent ab, inzwischen setzte wieder leichte Erholung ein.

Wirecard ließ verlauten, dass interne und externe Audits keine Unstimmigkeiten bei der Rechnungslegung von Wirecard-Tochtergesellschaften ergeben hätten. Auch sei kein Fehlverhalten verantwortlicher Manager zu erkennen. Vielmehr sei es offensichtlich, dass der Journalist der Financial Times mit falschen Informationen versorgt worden sei.

Es ist nicht das erste Mal, dass Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten in Wirecards Bilanz laut werden – und für Kursturbulenzen sorgen. Vergangenes Jahr hatte ein Börsendienst namens Southern Investigative Reporting Foundation Informationen über angebliche Unstimmigkeiten bei Wirecard-Übernahmen in Indien öffentlich gemacht. Vor drei Jahren wiederum hatte ein bis dato unbekannter Informationsdienst namens Zatarra Betrugsvorwürfe erhoben.

Mutmaßlich könnte hinter Zatarras Vorwürfen ein Angriff von Shortsellern gestanden haben – also Investoren, die auf Kursschwankungen spekulieren. Die Staatsanwaltschaft München hat vergangenen Dezember Strafbefehl gegen den Herausgeber des Börsenreports beantragt, berichtet Börse Online. Erhärtet hat sich bislang offenbar keiner der Vorwürfe gegen Wirecard. Wirecards Aktie schaffte vergangenes Jahr den Weg aus dem Aktienindex TecDax in den Dax und löste dort die Commerzbank ab.

[UPDATE, 31.01.2019, 16:30]

Der gestrige Absturz der Wirecard-Aktie beschäftigt inzwischen auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin. Man untersuche, ob es sich um eine Marktmanipulation gehandelt habe, erklärte eine Sprecherin der Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. (axk)