Facebooks Libra: Zur Hälfte mit US-Dollar gedeckt, kein Yuan

Das Digitalgeld Libra soll mit normalen Währungen gedeckt werden. Facebook erklärte jetzt, welche in den Korb kommen.

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Libras Währungskorb: Hälfte US-Dollar, kein Yuan

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Facebook hat erstmals einen genaueren Einblick gegeben, wie der Währungskorb hinter dem geplanten Digitalgeld Libra aussehen soll: Jeder Libra-Coin solle durch 50 Prozent US-Dollar und kurzlaufende amerikanische Staatsanleihen hinterlegt sein. Dazu kommen dann noch 18 Prozent Bargeld und Staatsanleihen in Euro, ferner 14 Prozent aus Japan, 11 Prozent aus Großbritannien und 7 Prozent aus Singapur. Das geht aus einer Antwort des Unternehmens auf eine Anfrage des finanzpolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag, Fabio De Masi, hervor, die heise online vorliegt. Der Spiegel hatte zuerst darüber berichtet.

Der chinesische Yuan wird also nicht Teil des Währungskorbs sein. Das war zunächst in den USA eine kontroverse Frage, der demokratische Senator Mark Warner hatte vor Aufnahme der Währung gewarnt. US-Politiker werfen China vor, den Kurs seiner Währung zu manipulieren. China wird wohl auch keins der Länder sein, in denen Libra startet – Berichten nach will die dortige Zentralbank aber ohnehin in absehbarer Zeit ein eigenes Staats-Kryptogeld herausbringen.

Facebook hatte das ambitionierte Vorhaben im Juli dieses Jahres vorgestellt. Libra soll ein auf quelloffener Kryptogeldtechnik basierendes Bezahl- und Währungssystem werden, das weltweit nutzbar ist. Der Wert der digitalen Münzen soll durch einen Korb herkömmlicher Währungen und Anleihen gesichert sein, um die von Bitcoin & Co. bekannten Wertschwankungen zu vermeiden. Getragen wird das Ganze von der Libra Association, einer Organisation mit Sitz in der Schweiz, die sich aus Firmen zusammensetzt, die in das Projekt investiert haben. Mit an Bord sind unter anderem Paypal, Ebay, Mastercard, Visa und Uber. Facebook wird in Form seiner Tochter-Firma Calibra in der Association vertreten sein, soll aber keine Sonderrolle gegenüber anderen Mitgliedern haben. 2020 soll Libra auf den Markt kommen.

Aus der Antwort geht auch hervor, dass für Facebooks Calibra ein Ableger in Irland gegründet werden soll. Von dort aus will er auch europäische Nutzer bedienen und sich den EU-Geldwäscheregeln unterwerfen. Calibra soll eine Wallet-Anwendung und weitere Dienste für die Libra-Nutzung entwickeln, die dann etwa in Whatsapp und dem Facebook-Messenger verfügbar sind.

Linken-Politiker De Masi kritisierte, dass in der Antwort nicht ausgeschlossen werde, ob Calibra von Facebook gesammelte Nutzerdaten verwenden darf. Zuvor hatte es bereits geheißen, es würden keine Daten von Calibra an Facebook fließen. Überdies bleibe unklar, wie bei dem Projekt ohne Einlagensicherung oder Zentralbank Verluste bewältigt werden sollen. De Masi sprach sich für ein Verbot von Libra und einen einen staatlich garantierten E-Euro aus: "Jeder Bürger sollte das Recht haben, ein Konto bei der Zentralbank zu führen, das der Geldschöpfung der Banken und den Datenkraken wie Facebook entzogen ist."

Seit Bekanntmachung des Vorhabens gibt es breite Kritik von zahlreichen Regierungen, Zentralbanken und Regulierern. Die Bundesregierung erteilte etwa solchen durch herkömmliche Währungen gedeckten Stablecoins eine klare Absage. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte erklärt, die Herausgabe einer Währung gehöre "nicht in die Hände eines Privatunternehmens". Sie sei "ein Kernelement staatlicher Souveränität". Facebook und die Libra Association haben bislang alle Bedenken zurückgewiesen und Bereitschaft signalisiert, mit Regulieren und Politik zusammenzuarbeiten. Libra solle keine souveräne Währung werden, sondern lediglich ein auf existierenden Währungen aufsattelndes Bezahlsystem.

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(axk)