Neue Vorwürfe: Unister verstößt gegen Datenschutz
Die beiden Top-Manager von Unister sitzen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in U-Haft, nun gibt es an einer anderen Front neue Vorwürfe. Die Firma mit Portalen wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de soll gegen den Datenschutz verstoßen.
Gegen die Leipziger Internetfirma Unister sind neue Vorwürfe laut geworden. Demnach soll Unister, die mit Portalen wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de bekannt wurde, gegen das Datenschutzgesetz verstoßen haben. Der Sprecher des sächsischen Datenschutzbeauftragten, Andreas Schneider, bestätigte am Donnerstag in Dresden einen entsprechenden MDR-Bericht. Einer der beiden Unister-Geschäftsführer – der derzeit wegen anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft sitzt – sei gleichzeitig auch Datenschutzbeauftragter. Dies aber sei gesetzlich verboten, da er als Mitgesellschafter wirtschaftliche Eigeninteressen besäße und damit den Schutz sensibler Kundendaten nicht gewährleisten könne. Unister betreibt etwa die Reiseseiten fluege.de und ab-in-den-urlaub.de.
Schneider sagte gegenüber dpa zudem, Unister habe bislang nicht wie gefordert Informationen offengelegt, wie die Firma mit sensiblen Kundendaten umgehe. "Wir halten das für einigermaßen bemerkenswert und enttäuschend. Man muss mehr Sorgfalt erwarten." Bei Unister seien erhebliche Daten im Umlauf. Es habe auch bereits Beschwerden von Unister-Kunden gegeben. Die Datenschutzbehörde hat laut Schneider vor kurzem ein Verfahren vor dem Leipziger Verwaltungsgericht gewonnen, dass Unister verpflichte, die gewünschten Informationen zu liefern. Die Entscheidung sei jedoch noch nicht rechtskräftig.
Ein Unister-Sprecher wollte die Vorwürfe inhaltlich nicht kommentieren. "Unsere Anwälte prüfen das derzeit und sobald wir hier einen Überblick haben, werden wir dazu Stellung nehmen."
Unister ist derzeit bereits wegen eines anderen Falls in den Schlagzeilen. Am Dienstag waren zwei Top-Manager der Internetfirma nach einer Razzia verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen illegaler Geschäftemacherei und Steuerhinterziehung. Unister soll auf seinen Reiseportalen einen Stornoschutz angeboten haben, der einer Versicherung gleichkommt. Eine Genehmigung dafür hat Unister laut Ermittlern aber nicht gehabt. Mit dem Stornoschutz muss Unister Millionen umgesetzt haben, denn die Generalstaatsanwaltschaft beziffert allein den entstandenen Steuerschaden auf eine Million Euro. Die Firma hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und das Vorgehen der Ermittler kritisiert. Die umstrittenen Produkten wurden am Mittwoch vorerst eingestellt.
Die Unister-Manager schweigen weiterhin zu den Vorwürfen, wie der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden, Wolfgang Klein, am Donnerstag sagte. Die Anwälte bekämen nun Akteneinsicht. (jk)