Regierung sieht Fortschritte bei Sicherung des Fachkräftebedarfs

Viele Unternehmen finden fĂĽr offene Stellen nur mĂĽhsam geeignete Bewerber. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Engpass zumindest langfristig zu beheben. Ein erster Fortschrittsbericht zeigt Erfolge und Defizite.

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  • dpa

Trotz aller Anstrengungen klagt die Wirtschaft über einen fortdauernden Engpass an Fachkräften. Gleichwohl sieht die Bundesregierung erste erfolgreiche Schritte auf dem Weg zur Behebung des Mangels. "Wir sind besser und schneller, als das noch vor einigen Jahren absehbar war", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch in Berlin zur Vorlage des ersten "Fortschrittsbericht 2012 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung". Den hatte zuvor das Bundeskabinett gebilligt.

Der Bericht enthält auch das Ergebnis einer Emnid-Bevölkerungsumfrage, bei der nach den Gründen für den Fachkräftemangel gefragt wurde. Demnach meinten 71 Prozent der Befragten, es gebe zu wenig Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, Hilfs- und Pflegebedürftige. 66 Prozent gaben an, die Löhne in Deutschland seien zu niedrig, für 65 Prozent gibt es zu wenig Weiterqualifizierung im Berufsleben.

Positive Trends zeichnen sich danach bei der Erwerbsbeteiligung insgesamt ab, vor allem aber bei Frauen und Älteren. So nahm die Erwerbstätigenquote von 2005 bis 2012 um 7 Punkte auf 77,1 Prozent zu. Deutschland liege damit hinter Schweden im EU-Vergleich an zweiter Stelle, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Das nationale EU-Ziel für 2020 sei damit vorzeitig erreicht. Die Regierung hatte ihr Fachkräftekonzept im Juni 2011 beschlossen.

Gründe für den Fachkräftemangel aus Sicht der Bevölkerung.

(Bild: Bundesministerium für Arbeit und Soziales)

Die Aufgabe erfordert nach von der Leyens Worten über viele Jahre hinweg noch einen langen Atem. "Fachkräftesicherung ist die Herausforderung schlechthin. Es ist die Achillesferse der deutschen Wirtschaft." Zufrieden zeigte sie sich mit dem Anstieg der Beschäftigungsquote auf 62,1 Prozent bei den 55- bis 64-Jährigen. Doch auch hier sei noch mehr möglich.

Aktuell gibt es hierzulande rund 850.000 offene Stellen. Die Zeit, bis sie wiederbesetzt werden können, ist zuletzt von 62 auf 76 Tage gestiegen. Daran werde die Diskrepanz zwischen hoher Nachfrage nach Fachkräften und begrenztem Angebot deutlich, sagte die Ministerin. Es gehe inzwischen nicht nur um Akademiker. Zunehmend gesucht würden auch Menschen mit Ausbildungsberufen wie Klimatechniker oder Handwerker.

Ohne Gegensteuern zeichnet sich ab, dass in Deutschland bis 2025 bis zu sechs Millionen Erwerbsfähige weniger zur Verfügung stehen als heute. "Wegen des demografischen Wandels wird die Zahl der Menschen am Arbeitsmarkt nicht zunehmen", sagte von der Leyen. "Das heißt, wir müssen die Potenziale derer, die da sind, auch ausschöpfen." Die größte Dynamik zeigte die Entwicklung bei Frauen: Im Herbst 2012 waren 71,7 Prozent von ihnen berufstätig.

Handlungsbedarf sieht der Bericht vor allem bei Menschen mit ausländischen Wurzeln. So lag die Arbeitslosigkeit unter Ausländern zum Jahresende doppelt so hoch wie unter Deutschen. 70 Prozent von ihnen haben laut Bericht keinen anerkannten Berufsabschluss. Allerdings steige die Qualifikation der Zuwanderer ständig. Sie seien jünger und besser gebildet als der Durchschnitt der Deutschen.

Die Sicherung des Fachkräftebedarfs gilt bei schrumpfendem Erwerbstätigenpotenzial als wesentliche Voraussetzung für weiteres Wirtschaftswachstum. Aus Sicht von der Leyens geht es nun darum, Beruf und Familie besser miteinander zu verzahnen, dazu Frauen den Rückweg aus Teil- in Vollzeitarbeit verlässlicher zu ermöglichen, die Qualifizierung von Älteren zu forcieren und jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsabschluss eine "zweite Chance" zu geben. "Denn ohne Berufsausbildung hat man so gut wie keine Chance am Arbeitsmarkt", sagte die Ministerin. (anw)