Sachsen bürgt für Bankschulden von Unister
Mit einer Landesbürgschaft hat Sachsen Bankschulden des umstrittenen Online-Unternehmens Unister abgesichert. Zwei der drei festgenommenen Unister-Führungskräfte sind derweil wieder auf freiem Fuß. Gründer Thomas Wagner hält die Vorwürfe für unbegründet.
Das Land Sachsen hat Bankschulden des in die Kritik geratenen Leipziger Online-Unternehmens Unister abgesichert. Es gebe eine Landesbürgschaft, die im Jahresbericht der Firma erwähnt werde, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Samstag auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. "Zu Details – wie hoch oder wann – können wir uns nicht äußern", sagte der Sprecher. Um eine Landesbürgschaft könne sich jeder bewerben, der Antrag werde dann geprüft. Laut Zeitung beliefen sich die Unister-Schulden 2010 auf 14 Millionen Euro.
Die sächsische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Unister wegen illegaler Geschäftemacherei und Steuerbetrugs. Auf den Reiseportalen der Unister-Gruppe wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de sollen Versicherungsprodukte ohne Genehmigung angeboten worden sein. Der Touristik-Riese Tui hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe den Vertrag mit Unister gekündigt. Bei einer Razzia vor einer Woche hatte es umfangreiche Durchsuchungen gegeben. Drei Führungskräfte kamen in Untersuchungshaft. Inzwischen sind zwei gegen Auflagen und Kaution wieder frei. Unister-Gründer und -Chef Thomas Wagner hält die Vorwürfe für unbegründet. "Unsere Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind mitten in der Prüfung. Grundsätzlich sind wir über das gesamte Vorgehen der sächsischen Behörden verwundert», betonte Wagner in einem schriftlich geführten Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Schon im Jahr 2002 habe das damalige Bundesaufsichtsamt für Versicherungswesen nach umfangreicher Prüfung festgestellt, dass der umstrittene Stornoschutz kein genehmigungspflichtiges Versicherungsgeschäft sei. Nach Wagners Worten wirkten sich die aktuellen Ermittlungen auf das Geschäft seines Unternehmens aus. "Wir haben natürlich einen erheblichen Imageschaden erlitten."
Der sächsische Datenschutzbeauftragte ermittelt ebenfalls gegen Unister, nachdem Medien über schwere Pannen bei der Datensicherheit berichtet hatten, die meldepflichtig gewesen wären. (jkj)