Telekom-Vorstand: Wechsel zwischen Freunden

Überraschung kurz vor Weihnachten bei der Telekom: Vorstandschef René Obermann verlässt Ende 2013 den Konzern - vor Vertragsende. Der Finanzchef wird sein Nachfolger.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

René Obermann und Tim Höttges sind das Rückgrat der Deutschen Telekom. Im Vorstand des Unternehmens spielen sich die beiden Manager praktisch die Bälle zu. Der eine ist Vorstandschef, der andere Herr über die Finanzen des größten europäischen Telekommunikationsunternehmens. Obermann holte den schlaksigen, hochgewachsenen Höttges einst in den Vorstand – und nun wird er sein Nachfolger. Der Wechsel zu Höttges ist alles andere als eine Überraschung, allenfalls der Zeitpunkt.

Der Neue: Timotheus Höttges

(Bild: Deutsche Telekom AG)

Nach sieben Jahren legt der Konzernchef, der im März kommenden Jahres seinen 50. Geburtstag feiert, seinen Posten an der Spitze des Unternehmens nieder, elf Jahre gehörte Obermann dem obersten Führungsgremium an, 16 Jahre lang arbeitete er bei der Telekom. Und Ende 2013 ist Schluss: "Ich will wieder mehr Zeit für Kunden, für Produktentwicklung und Technik haben", beteuert er. Mehr will Obermann noch nicht verraten. Dennoch: Das ist ein ungewöhnliches Bekenntnis für einen Topmanager, der zu den mächtigsten Konzernchefs der Republik zählt.

Obermann räumt seinen Posten ohne Groll, anders als so manche seiner Vorgänger. Als Ron Sommer zum Beispiel, der Obermann von einem kleinen Wettbewerber zur Telekom geholt hatte, und der schließlich an seinen Visionen und dem dramatischen Fall der T-Aktie gescheitert war.

"Die Nachfolge ist aus meiner Sicht in besten Händen", beteuert Obermann am Donnerstag, nachdem der Aufsichtsrat seinen Wunsch nach vorzeitiger Entlassung aus seinem Vertrag entsprochen hat. Und mit Höttges übernimmt am 1. Januar 2014 der Mann das Ruder, der auch in den vergangenen Jahren mehr tat, als nur Zahlen addieren und Kassenbestände prüfen. "Ich freue mich über die neue Aufgabe, spüre aber auch die Verantwortung", sagt Höttges in einer Telefonkonferenz schon fast verlegen.

Tatsächlich zieht der 50-jährige Manager und Vater von zwei Kindern schon länger bei der Telekom gemeinsam mit Obermann die Fäden. Als Deutschland-Chef machte er dem stagnierenden Festnetzgeschäft wieder Beine und stoppte die Kundenverluste. Bei der Lösung der Probleme der US-Mobilfunktochter T-Mobile wirkte an entscheidender Stelle mit, bei der Fusion der Tochter mit US-Betreiber MetroPCS zog er die Strippen.

René Obermann

(Bild: Deutsche Telekom AG)

Für die Telekom ist der Zeitpunkt für den Vorstandswechsel gar nicht so schlecht gewählt - auch wenn Aufsichtsratschef Ulrich Lehner den Ausstieg bedauerte. Amtsmüdigkeit fühlt Obermann nicht, wenngleich sie zwischen den offiziellen Worten doch leicht hindurchscheint: "Wir haben in den vergangenen Jahren Lösungen für die wesentlichen Baustellen gefunden", erklärt Obermann. Die Telekom habe heute das beste Netz, den besten Kundenservice der Branche und gewinnt Kunden mit innovativen Produkten. Genau das waren auch die Ziele, die sich Obermann seinerzeit gesetzt hatte, als der Posten im November 2006 quasi über Nacht frei wurde. Zuvor hatte der Aufsichtsrat Kai-Uwe Ricke vor die Tür gesetzt.

Tatsächlich steht die Deutsche Telekom unter den großen Anbietern in Europa heute gar nicht so schlecht da. Mit Ausnahme von Vodafone wurden im vergangenen Jahr praktisch alle Aktien der Telekom-Konzerne gerupft – besonders die von KPN, Telefónica und France Télécom. Die T-Aktie kam noch glimpflich weg. Telekommunikationswerte sind schon lange keine Lieblinge auf dem Börsenparkett mehr.

"Wir haben gemeinsam noch viel vor", sagt Obermann mit Blick auf das kommende Jahr, in welchem er und Höttges den geordneten Übergang gestalten und das Geschäft nicht aus den Augen verlieren wollen. Und dann spricht er von den Milliardeninvestitionen in die Zukunft, dem mobilen Internet und dass das Unternehmen ab 2014 den Umsatz wieder steigern will. Was er denn schätze an Obermann, wird Höttges gefragt. Und die Antwort kommt spontan: "Seine Geschmeidigkeit und Intuition für das Zukunftsgeschäft" – und da sind sie wieder, die beiden Freunde im Telekom-Vorstand. (mho)