Vorsicht Kunde! - Versteckte Preiserhöhung für Kabelkunden

Kunden des Kabelnetzbetreibers Unitymedia müssen besonders schlau sein. Denn nur dann merken sie, dass sich hinter einem aktuellen Werbeblättchen für digitalen Kabelanschluss eine Preiserhöhung für die Kunden mit dem klassischen, analogen Fernsehkabelanschluss versteckt. "Preisvorteil: für nur 16,90 Euro monatlich (...) gegenüber dem ab 1. Januar 2008 geltenden Tarif für den analogen Kabelanschluss von monatlich 17,90 Euro sparen Sie Monat für Monat 1 Euro - und haben alle Vorteile des digitalen Kabelanschlusses!!!" Nur wer genau hinschaut, wird feststellen, dass sich die Preise für die Kunden analoger Anschlüsse also zum 1. Januar erhöhen. Betroffen sind Millionen Menschen in Hessen und NRW. Gut getrickst - aber nicht gut genug. Die Verbraucherzentrale NRW erwirkte eine Abmahnung gegen diese "kreative" Form, den Kunden eine Preiserhöhung mitzuteilen.

In Pocket speichern

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

[b]Eigene Arithmetik[/b]

Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia umwirbt seine Kabelkunden damit, jetzt auf digitales Fernsehen umzusteigen [--] und so zu sparen. Ab kommendem Jahr sei ein digitaler Anschluss nämlich preiswerter als der herkömmliche analoge. Kein Wunder, denn Unitymedia hat beim analogen Anschluss einfach kräftig die Preise erhöht. Von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gab es dafür jetzt eine Abmahnung.

"Preisvorteil: für nur 16,90 Euro monatlich (...) gegenüber dem ab 1. Januar 2008 geltenden Tarif für den analogen Kabelanschluss von monatlich 17,90 Euro sparen Sie Monat für Monat 1 Euro – und haben alle Vorteile des digitalen Kabelanschlusses!!!" So preist Unitymedia seinen Kunden den neuen Digitalanschluss an. In den Augen von Verbraucherschützern ist die Ankündigung aber irreführend und nicht verbraucherfreundlich. "Das Schreiben ist intransparent. Dem Kunden wird nicht klar, dass es hier um eine Preiserhöhung für einen analogen Kabelanschluss geht, zusätzlich geht das hinter der Werbung für den digitalen Kabelanschluss unter", sagt Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale in Düsseldorf.

[b]Versteckte Erhöhung[/b]

Tatsächlich erhöht sich das Kabelentgelt für einen Analoganschluss für Einzelnutzer ab kommendem Jahr um rund 15 Prozent. Eine Steigerung, die Unitymedia im Windschatten der Informationskampagne "JETZTDIGITAL" durchführt. Diese Kampagne soll Bürger über die Vorteile des digitalen Fernsehens aufklären (mehr Programme, bessere Qualität, zusätzliche Angebote) und wird von der Landesanstalt für Medien (LfM) unterstützt. Ab dem Jahr 2010, spätestens aber ab 2012, wird es keinen analogen Kabelanschluss mehr geben. Bis dahin müssen sich die Kabelnutzer auf den digitalen Anschluss umgestellt haben. Warum man die Kunden ausgerechnet mit einer Preiserhöhung beim analogen Anschluss zum Wechsel "überzeugen" will, erklärt Unitymedia auch auf Nachfrage nicht. Stattdessen heißt es: "Da der digitale Kabelanschluss bei Unitymedia (...) ab 1. Januar 2008 einen Euro weniger kostet und somit deutlich attraktiver wird als der herkömmliche Analoganschluss, dürfte hiermit (...) dem Verbraucherinteresse gedient sein."

[b]Widerspruch einlegen[/b]

Doch Verbraucherschützer kritisieren die Art und Weise, wie Unitymedia seine Kunden überzeugen will: "Durch neue Preisstrukturen und Erhöhung der analogen Kabelanschlussentgelte die Kunden zum digitalen Kabelanschluss zu bewegen, ist unseres Erachtens der falsche Weg. Das ist nicht verbraucherfreundlich. Die Bürger werden nicht informiert, und so überzeugt man sie nicht von den Vorteilen des digitalen Anschlusses." Helga Zander-Hayat empfiehlt Kunden, die das digitale Angebot von Unitymedia nicht annehmen wollen, gegen die Preiserhöhung Widerspruch einzulegen, den Vertrag aber nicht zu kündigen. Vorgefertigte Musterschreiben finden Interessierte in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale oder im Internet (Link siehe unten).

[b]Keiner da...[/b]

Neben der mangelnden Transparenz bei der Preiserhöhung steht Unitymedia auch in Sachen Service und Kundenfreundlichkeit in der Kritik. Uns liegen zahlreiche Briefe unzufriedener Unitymedia-Kunden vor, die von ungerechtfertigten Abbuchungen und angedrohter Sperrung ihres Kabelanschlusses berichten [--] obwohl die Entgelte bezahlt worden seien. Das Unternehmen, das rund 5,5 Millionen Kabelkunden aus Nordrhein-Westfalen und Hessen bedient, gibt auf Nachfrage an, dass man stark in den Kundenservice investiere: "So wurden in den letzten Monaten 300 neue Mitarbeiter eingestellt und die komplette EDV der Kundendatenverwaltung ausgetauscht, um die Servicequalität angesichts der stark steigenden Nachfrage sicherzustellen." Unitymedia hatte bereits im vergangenen Jahr seine Kabelgebühren für sogenannte Mehrnutzer (Hauseigentümer und ihre Mieter) um 30 Prozent und mehr erhöht.

Beate Becker WDR /ug

Weitere Informationen: WDR markt

Musterschreiben zum Widerspruch gegen Preiserhöhung: Verbraucherzentrale NRW