20 Stunden Blackout bei Frankreichs Mobilfunker Bouygues

Fast keiner der 6,9 Millionen Kunden konnte mit seinem Handy telefonieren. Die vermutliche Pannenursache ist der Ausfall von zwei Servern zugleich.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Vom frühen Mittwochmorgen bis nach Mitternacht konnte fast keiner der rund 6,9 Millionen Kunden des französischen Mobilfunkunternehmens Bouygues Telecom sein Handy benutzen -- weder für ankommende noch für abgehende Anrufe. Betroffen waren nach Medienberichten nicht nur normale Sprach- und Datenverbindungen, sondern auch die Notrufnummern -- was in der französischen Öffentlichkeit besondere Empörung hervorrief.

In einer Pressemitteilung führte Bouygues die Computerpanne auf einen Absturz der Kundendatenbank zurück. Diese diene dazu, das Telefon des Kunden zu erkennen. Diese Identifizierung ist eine unbedingte Voraussetzung dafür, selbst anrufen oder Anrufe entgegennehmen zu können. Die beiden betroffenen Server seien weit verbreitete Standardsysteme, die von zahlreichen Mobilfunkcarriern mit hoher Zuverlässigkeit und bislang ohne jeden Fehler benutzt worden seien. Während die Bouygues-Techniker schrittweise versuchten, das System wieder hochzufahren, konnten -- nach dem Prinzip Zufall -- einige Kunden telefonieren, da das System ihr Handy wieder identifizierte. Im Vordergrund der Bemühungen habe jedoch die Wiederherstellung des System-Normalbetriebs gestanden.

Die Pressemitteilungen, die Bouygues am 17. und 18. November nacheinander herausgab, vermitteln einen Eindruck von der Eskalation des Problems. Offenbar hat der drittgrößte Handynetzbetreiber Frankreichs selbst noch keine nachvollziehbare Erklärung dafür, wie es zu dem Ausfall gleich zweier Server kommen konnte -- wo doch der eine als Rückfallebene für den anderen vorgesehen war. Nachdem das Netz in der Nacht auf Donnerstag wieder hochgefahren werden konnte, teilte Bouygues in dürren Worten mit: "Es ist noch zu früh, die genauen Pannenursachen zu benennen, die zum Ausfall der beiden betroffenen Server führten." Den Kunden versprach das Unternehmen eine nicht näher erläuterte wirtschaftliche "Geste" der Entschädigung.

Der landesweite Blackout eines Handynetzes dürfte weitreichende Auswirkungen auf das Markenimage von Bouygues Telecom haben. Immerhin gibt der Carrier in einer Pressemitteilung, die freilich vor der Panne veröffentlicht wurde, an, dass zu seinen 150.000 Geschäftskunden Großkunden wie die Bankengruppe BNP Paribas, der nationale Energieversorger EDF sowie die IT-Größen IBM und Microsoft gehören. In Deutschland dürften sich vor allem die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) für die genauen Ursachen der Panne interessieren: Anlässlich der Digitalisierung des BOS-Funks in Deutschland herrscht eine Kontroverse darüber, ob ein öffentliches GSM-Netz -- auch wenn es mit bestimmten "ASCI-Features" aufgerüstet wird -- verlässlich genug ist, um als Alternative zu einem eigenen BOS-Netz mit spezieller Tetra- oder Tetrapol-Technologie in Frage zu kommen. (ssu)