24 Tote durch Feuer in Internet-Café in Peking

Alle 2.400 Cyber-Cafés in Peking müssen zur Überprüfung schließen; viele Internet-Cafés operieren wegen strenger organisatorischer und politischer Auflagen ohne behördliche Genehmigung.

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Von
  • dpa

Ein Feuer in einem illegalen Internet-Café auf einem Universitätsgelände in Peking hat in der Nacht zum Sonntag 24 Menschenleben gefordert; 13 Menschen wurden verletzt. Der Eingang zu dem Untergrundlokal war verschlossen und die Fenster vergittert, so dass die Fluchtwege versperrt waren. Nach der Tragödie ordnete Bürgermeister Liu Qi die sofortige Schließung aller 2.400 Cyber-Cafés in Peking an, von denen nach Angaben der amtliche Nachrichtenagentur Xinhua nur 200 eine Lizenz haben.

Die meisten Brandopfer waren Studenten, da die Internetbar seit einem Monat auf dem Campus der Erdöl-Universität (Shiyou Daxue) betrieben wurde. Der Besitzer wurde bereits identifiziert. Das Feuer war nach Polizeiangaben in den frühen Morgenstunden um 2.40 Uhr in dem Lanjisu-Café im Pekinger Universitäts- und Computerviertel Haidian ausgebrochen. Feuerwehren eilten umgehend zum Brandort. Knapp eine Stunde nach Ausbruch des Feuers war es gelöscht. Die Ursache ist noch unklar.

Auf einer Krisensitzung ordnete der Bürgermeister eine dreimonatige Feuerinspektion in allen Pekinger Unternehmen, öffentlichen Plätzen und der Untergrundbahn an. Neue Internet-Cafés werden nicht mehr zugelassen, bestehende werden bis auf weiteres geschlossen und müssen sich für eine Inspektion anmelden. Lizenzen werden widerrufen, wenn die behördlichen Anforderungen nicht erfüllt werden. Illegale Internetbars müssen nach Angaben von Xinhua mit hohen Strafen rechnen.

Wegen der strengen Auflagen und des hohen bürokratischen Aufwandes für eine Lizenz operieren viele Internet-Cafés in China im Untergrund. Die Türen sind meist geschlossen. Kunden müssen anklopfen und werden erst dann eingelassen. Brandschutzbestimmungen werden ignoriert. So waren erst im Februar bei einem Feuer in einer illegalen Computerspielhalle in der nordchinesischen Stadt Tangshan 17 Menschen ums Leben gekommen. Türen und Fenster waren verschlossen.

Landesweit sind in diesem Frühjahr nach offiziellen Angaben von 200.000 bestehenden Internet-Cafés 17.000 wegen illegaler Aktivitäten geschlossen worden. Die Auflagen sind streng. Besucher müssen registriert werden. Die Betreiber der Internetlokale müssen auch sicherstellen, dass keine illegalen Webseiten mit pornografischen oder der Regierung der Volkrepublik China unliebsamen Inhalten besucht werden. (dpa) / (jk)