3,6 Milliarden US-Dollar in Bitcoin: Viele offene Fragen zur Bitfinex-Beute

Ein Ehepaar aus New York soll versucht haben, aus 120.000 Bitcoin Geld zu machen. Inzwischen gibt es mehr Details zu den Vorwürfen, aber viele Fragen bleiben.

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(Bild: Sittipong Phokawattana/Shutterstock.com)

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Fast eine Woche nach der Festnahme eines New Yorker Ehepaars, dem Versuche vorgeworfen werden, die Beute aus dem Einbruch bei der Kryptogeld-Börse Bitfinex zu waschen, sind viele Fragen weiter offen. Während einerseits versucht wird, das Bild der Eheleute aus ihren Beiträgen in sozialen Netzwerken mit dem der äußerst geschickt vorgehenden Geldwäscher aus der Anklageschrift in Einklang zu bringen, wird andererseits versucht, herauszufinden, wie die Strafverfolgungsbehörden ihnen auf die Schliche gekommen sind. Eine wichtige Rolle hat dabei offenbar der hochgenommene Darknet-Marktplatz Alphabay gespielt. Spekuliert wird außerdem darüber, dass US-Ermittler Transaktionen mit der Kryptowährung Monero besser nachverfolgen können, als gedacht.

Das US-Justizministerium hatte vergangene Woche nicht nur die Festnahme des Ehepaars, sondern auch die Beschlagnahmung von Bitcoin im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar (etwa 3,2 Milliarden Euro) bekannt gegeben. Es dürfte die größte Beschlagnahmung der US-Geschichte sein. Das Kryptogeld stammt aus dem Einbruch bei Bitfinex, bei dem aus Kundenkonten insgesamt fast 120.000 Bitcoin entwendet worden waren. Das war so viel, dass sogar der Bitcoin-Kurs selbst in der Folge eingebrochen war. Auffallend ist nun, dass die US-Strafverfolgungsbehörden beiden Festgenommenen nicht diesen Einbruch vorwerfen, wohl aber Versuche, mit hohem Aufwand das Kryptogeld zu waschen.

Nach der Festnahme des Ehepaars hatten zuerst die Social-Media-Auftritte vor allem der Frau viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die bezeichnete sich online als Rapperin und "berüchtigtes Krokodil der Wall Street". Aus inzwischen öffentlich gemachten Gerichtsunterlagen geht derweil hervor, dass in der Wohnung des Paars über 50 elektronische Geräte sichergestellt wurden, darunter viele Mobiltelefone und SIM-Karten sowie eine Tüte mit der Aufschrift "Burner Phone" ("Wegwerf-Handy"). Gefunden wurden außerdem mehrere Hardware-Wallets für Kryptogeld und zwei Bücher mit herausgeschnittenen Seiten, mutmaßlich als Versteck. Mehr als 40.000 US-Dollar in bar habe genauso gefunden wie einen substanziellen Betrag in anderer Währung.

Vor der Durchsuchung ihrer Wohnung haben die beiden den Behörden zufolge entschieden, nicht vor Ort sein zu wollen. Lediglich ihre Katze haben sie mitnehmen wollen. Als der Frau erlaubt worden sei, sie unter dem Bett hervorzuholen, habe sie sich neben den Nachttisch gehockt und statt nach dem Haustier nach ihrem Mobiltelefon gegriffen. Sie habe wiederholt versucht, es zu sperren, mutmaßlich um die Ermittlungen zu erschweren, heißt es in dem bei Gericht vorgelegten Dokument. Man habe ihr das Mobiltelefon aus den Händen "reißen" müssen.

Diese Bücher sollten mutmaßlich als Versteck genutzt werden

(Bild: District of Columbia U.S. attorney’s office)

Während sich das Umfeld der beiden ob der Anschuldigungen schockiert gibt, versuchen andere herauszufinden, wie die Ermittlungsbehörden ihnen auf die Spur gekommen ist. Immerhin hätten sie mit beeindruckendem Aufwand versucht, die Beute zu waschen, um an die immense Geldsumme zu gelangen, wie es ein Experte gegenüber Wired ausdrückt. So haben sie etwa versucht, Geld über den Darknet-Marktplatz Alphabay zu waschen, lautet ein Vorwurf. Dass der 2017 stillgelegt und die Server beschlagnahmt wurden, könnte bei den Ermittlungen von großer Hilfe gewesen sein. Zudem konnten die Ermittlungsbehörden nach eigener Aussage auch Transaktionen in Monero nachvollziehen, wie genau ist aber unklar. Trotz der offenen Fragen zeigt der Fall aber bereits, wie professionell und erfolgreich Ermittlungen im Bereich Kryptogeld ablaufen und wie schwierig die Geldwäsche hier ist.

(mho)