Disney+ zeigt Marvel-Filme im 3D-Soundformat DTS:X

Disney+ streamt ab Mai als erster Abo-Videodienst Filme mit 3D-Sound im Format DTS:X. Um das Tonformat nutzen zu können, benötigt man jedoch spezielle Hardware.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Disney+-App auf Handy vor Hintergrund von Darth Vader und Luke Skywalker

(Bild: AFM Visuals/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Im Januar 2023 hatte DTS erstmals angekündigt, dass Disney+ erste Filme mit dem neuen 3D-Audio-Streamingformat "DTS:X for Streaming" zum Abruf bereitstellen wird, das dem aktuell ausschließlich genutztem Konkurrenzformat Dolby Atmos klanglich deutlich überlegen sein soll. Doch dann wurde es still um das Format, das zusätzliche Höhenkanäle liefert, die auf entsprechenden Anlagen über Lautsprecher an oder knapp unter der Decke wiedergegeben werden. Am 15. Mai soll es nun jedoch soweit sein: Dann zeigt Disney+ nach eigenen Angaben den Konzertfilm "Queen Rock Montreal" in DTS:X for Streaming. Zudem sollen ab diesem Zeitpunkt 18 Marvel-Filme des sogenannten "IMAX Enhanced"-Programms von DTS und IMAX mit dem neuen 3D-Soundformat abrufbar sein.

Das neue 3D-Soundformat wird von IMAX und DTS schon lange als wichtiger Teil von "IMAX Enhanced" beworben, die besagten Filme bieten bei Disney+ bislang aber 3D-Sound im Konkurrenzformat Dolby Atmos. Und die Titel werden auch weiterhin mit Dolby Atmos abrufbar bleiben, sodass ein 1:1-Vergleich möglich ist. Interessant ist hier noch die Frage, welche Sprachfassungen bei Disney+ im neuen Soundformat abrufbar sein werden. Bei Disney+ gibt es 3D-Sound derzeit praktisch nur für die englische Sprachfassung; Ausnahmen sind die deutschen Originals-Serien "Sam, ein Sachse" und "Deutsches Haus". Zu befürchten ist also, dass man künftig die Marvel-Filme in zwei unterschiedlichen englischen 3D-Sound-Fassungen abrufen kann, aber in der deutschen Version weiterhin nur mit 5.1-Ton.

Erste Voraussetzung, Disney+ mit DTS:X-Ton genießen zu können, ist ein Premium-Abo, Abonnenten mit Standard-Abo (egal, ob mit oder ohne Werbung) bleiben außen vor. Daneben benötigt man für DTS:X for Streaming einen AV-Receiver oder eine Soundbar, die DTS:X unterstützt. Ist das Gerät zudem für "IMAX Enhanced" zertifiziert, werden über Metadaten im Datenstrom zusätzliche Audioverarbeitungsschritte aktiviert.

Entscheidend ist letztlich aber vor allem der Fernseher: Da der neue Codec erst fertig wurde, nachdem schon DTS:X- und IMAX-Enhanced-Geräte auf dem Markt waren, muss ein Chip im TV den eintreffenden Datenstrom in Echtzeit in DTS:X beziehungsweise die IMAX-Enhanced-Variante von DTS:X transkodieren. Auf der IFA zeigte DTS "The Equalizer 2" über die Rakuten.tv-App über einen aktuellen Philips-TV mit Android TV als Betriebssystem. Weitere Geräte, die den neuen Audio-Codec verarbeiten können, bieten unter anderem Sony und neuerdings auch LG an. Samsung ist bislang hingegen außen vor.

Geir Skaaden, Chief Products and Services Officer der DTS-Mutter Xperi, hat in einem Interview mit c't während der Entwicklung von DTS:X for Streaming Anfang 2022 erklärt, dass die maximale Datenrate des neuen Streamingcodecs bei 1536 kbit/s liegt. Das entspricht dem Doppelten dessen, was Videostreamingdienste aktuell im besten Fall bei Dolby-Atmos-Soundtracks bieten. Das Minimum soll 768 kbit/s betragen. Die höhere Datenrate ermögliche eine Kompression mit weniger Verlusten gegenüber dem Original, wodurch DTS:X for Streaming einen besseren Klang biete als die bisherigen Audiokompressionsverfahren, die beim Streaming zum Einsatz kommen.

(nij)