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AKW Philippsburg II vom Netz, Diskussion über Atomausstieg geht weiter

Andreas Wilkens
AKW Philippsburg II vom Netz, Diskussion über Atomausstieg geht weiter

AKW Philippsburg in Baden-Württemberg.

(Bild: enbw.com)

Das siebtletzte AKW in Deutschland ist vom Netz. Der Bilfinger-Chef findet den Atomausstieg angesichts des Klimawandels nicht gut.

Block 2 des Atomkraftwerks Philippsburg ist zum Jahreswechsel endgültig vom Netz gegangen. Die Abschaltung sei technisch wie geplant verlaufen, teilte Betreiber EnBW mit. Unterdessen geht die Diskussion über den Ausstieg aus der Atomkraft [1] in Deutschland weiter.

So empfiehlt Thomas Blades, Vorstandschef des Industriedienstleisters Bilfinger, der Bundesregierung längere Laufzeiten für Atomkraftwerke, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. "Andere Länder senken durch die Kernenergie ihren CO2-Ausstoß, während er in Deutschland stagniert. Man kann nicht gleichzeitig aus der Kohle und der Atomenergie aussteigen", sagte Blades der Zeitschrift Focus [2].

Eine konträre Meinung vertrat kurz zuvor der Chef des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) Wolfram König. Der Atomausstieg sei trotz Klimakrise richtig [3]. Die Atomkraft werfe zentrale Sicherheitsfragen auf, es würden "Hochrisikostoffe" erzeugt, die auch Basis für eine nukleare Bewaffnung sein könnten. "In Deutschland hat es über Jahrzehnte einen gesellschaftlichen Großkonflikt gegeben über die Nutzung der Atomenergie, den wir mit dem Ausstieg befrieden", sagte König.

In Philippsburg will EnBW nun mit den ersten vorbereitenden Tätigkeiten für den Rückbau der Anlage beginnen, die Genehmigung hierfür liege vor, teilte EnBW mit [4]. Der Reaktor produzierte eine Leistung von 1500 MW und lieferte am 17. Dezember 1984 das erste Mal Strom ins öffentliche Netz. Seit ihrer Inbetriebnahme lieferte die Anlage jährlich rund 10 Milliarden kWh, in 35 Jahren insgesamt über 375 Milliarden kWh Strom.

Die Bundesregierung hatte den beschleunigten Atomausstieg nach der Erdbebenkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011 beschlossen [5]. Bis Ende 2022 sollen alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet sein. In jüngster Zeit wurden vor allem aus der CDU Stimmen laut, die angesichts der CO2-Ziele der Bundesregierung bezweifeln, dass dies ein guter Schritt ist. Mitte Dezember 2019 betonte die Bundesregierung, an dem Atomausstieg festhalten zu wollen.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (0 Bilder) [6]

[7]

(anw [8])


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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/hintergrund/Jahrzehnte-des-Atomausstiegs-Die-Baustellen-4492099.html
[2] https://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-02-2020-bilfinger-chef-raet-zum-umdenken-beim-atomausstieg-blades-kernkraft-ist-teil-der-loesung_id_11513544.html
[3] https://www.heise.de/news/Chef-von-Atommuell-Behoerde-verteidigt-Atomausstieg-trotz-Klimakrise-4624144.html
[4] https://www.enbw.com/unternehmen/presse/pressemitteilungen/presse-detailseite_222784.html
[5] https://www.heise.de/news/Bundesregierung-beschliesst-Atomausstieg-bis-2022-1255593.html
[6] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_3115561.html?back=4627450;back=4627450
[7] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_3115561.html?back=4627450;back=4627450
[8] mailto:anw@heise.de