AMD übernimmt ATI für 5,4 Milliarden Dollar

Der schärfste Konkurrent von Branchenprimus Intel verschärft den Wettbewerb: Die Kombination bringe AMDs Technologieführerschaft bei Mikroprozessoren und ATIs Stärken bei Grafikchips, Chipsätzen und Unterhaltungselektronik zusammen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nun haben die seit einiger Zeit immer wieder lancierten Spekulationen ein Ende: Der nach Intel weltweit zweitgrößte Mikroprozessor-Hersteller AMD kauft den kanadischen Grafikchip- und Chipsatz-Spezialisten ATI. Die Transaktion habe einen Wert von 5,4 Milliarden US-Dollar, erklärte AMD am heutigen Montag in New York. Damit verstärkt der schärfste Konkurrent von Branchenprimus Intel den Wettbewerb nicht nur bei den gleichzeitig gesenkten Prozessorpreisen weiter: Die Kombination bringe AMDs Technologieführerschaft bei Mikroprozessoren und ATIs Stärken bei Grafikchips, Chipsätzen und Unterhaltungselektronik zusammen, hieß es bei AMD. Die neue Firma sei entschlossen, Wachstum, Innovation und Auswahl für die Kunden bei Systemen für Firmen, mobilen Rechnern und im schnell wachsenden Unterhaltungselektronikmarkt voranzutreiben.

Die Übernahme soll als eine Kombination aus Aktiengeschäft und Barzahlung über die Bühne gehen: AMD zahlt für alle ATI-Aktien 4,2 Milliarden US-Dollar in bar sowie 57 Millionen AMD-Aktien. Jede ATI-Aktie ist laut AMD in dem Deal mit 20,47 US-Dollar bewertet (16,40 US-Dollar in bar, 0,2229 AMD-Aktien). ATIs Präsident und CEO Dave Orton wird in das Management-Team von AMD aufgenommen, er wird Executive Vice President und Leiter der ATI-Sparte von AMD.

Mit einer Übernahme von ATI bekommt AMD vor allem Chipsatztechnik und das dahinterstehende Know-how in die Hand; der ewige Intel-Konkurrent hofft wohl, damit die vor allem im Notebook-Bereich erfolgreiche (Centrino), aber auch bei den Servern und bei Desktop-Systemen (vPro/Viiv) bedeutsame Plattformstrategie des Chip-Weltmarktführers besser kontern zu können. Vor allem bei Rechnern für Geschäftskunden (Server, Workstations, Notebooks, Office-PCs) verfängt das Intel-Angebot, quasi "alles aus einer Hand" zu liefern. AMD versucht das mit dem Corporate Stable Image Program (CSIP) und dem Validated Server Program (VSP) zu kompensieren, bleibt aber auf seine Kooperationspartner und damit deren Ziele und Kompetenzen angewiesen.

Der Kauf von ATI hat für AMD aber auch einige problematische Nebeneffekte: So ist Intel ein wichtiger ATI-Kunde bei Grafikchips, was nach der Übernahme von ATI durch AMD wohl über kurz oder lang der Vergangenheit angehören könnte – allerdings wird Intel einige Zeit für einen möglichen Schwenk benötigen. AMD verprellt aber auch Nvidia; die Firma ist zurzeit ein wichtiger Lieferant von Server-Chipsätzen für Opteron-Systeme, also ein strategisch besonders bedeutender Partner.

AMD hofft jedoch, dass die Vorteile bei eingekauftem Know-how und Möglichkeiten für neue Systemangebote die Nachteile überwiegen: Ein kombiniertes Unternehmen aus AMD und ATI wird die Wertschöpfung pro System steigern, wenn Prozessor, Chipsatz und möglicherweise Grafikchip aus gleichem Hause kommen; immerhin erzielte Intel 2005 alleine mit Chipsätzen rund 8,15 Milliarden US-Dollar Umsatz, also mehr als AMD und ATI insgesamt gemeinsam einnahmen. Und Intel ist durch seine in den Chipsatz integrierten Grafikchips immer noch Nummer 1 unter den Grafikchiplieferanten. Mit dem kombinierten Know-how der Ingenieure und Entwickler von AMD und ATI erwartet AMD zudem, bei der CPU-Technologie für Intel, die mit dem Architekturwechsel beim Core 2 Duo wieder die Leistungsspitze bei x86-CPUs eroberten, künftig weiterhin ernsthaft Konkurrenz machen zu können.

Siehe dazu auch: (jk)