AOL und Telekom streiten über XXL-Tarif

AOL wirft der Deutschen Telekom vor, den Auflagen der Regulierungsbehörde zur Genehmigung des Sonntags-Pauschaltarifs nicht zu folgen.

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Von
  • Christian Rabanus

In einem Gespräch mit c't hat AOL-Firmensprecher Frank Sarfeld der Deutschen Telekom vorgeworfen, den Auflagen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) für die Genehmigung des Optionstarifs XXL nicht Folge zu leisten. Die Regulierungsbehörde hatte Anfang Mai den Tarif XXL genehmigt. Er bietet für rund 14 Mark zusätzlich zu den normalen ISDN-Grundgebühren unbegrenztes Telefonieren an Sonn- und Feiertagen; außerdem enthält XXL den ISDN-Tarif Aktiv-Plus. Effektiv bedeutet das einen Aufschlag von fünf Mark auf den normalen ISDN-Tarif für das unbegrenzte Telefonieren an Sonn- und Feiertagen.

Laut Telekommunikationsgesetz, §33, Absatz 2, ist es einem Anbieter mit einer marktbeherrschende Stellung auf dem Telekommunikationsmarkt untersagt, "sich selbst den Zugang zu seinen intern genutzten und zu seinen am Markt angebotenen Leistungen zu günstigeren Bedingungen" zu ermöglichen, "als er sie den Wettbewerbern bei der Nutzung dieser Leistungen für ihre Dienstleistungsangebote einräumt". Im Fall der Telekom heißt das, dass sie bei Angeboten wie ISDN-XXL nicht draufzahlen darf. Ob die Telekom mit ISDN-XXL tatsächlich kostendeckend arbeitet, wird sich nach Ansicht des Präsidenten der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheuerle, erst aus der Beobachtung des Nutzungsverhaltens erweisen. Die Regulierungsbehörde hat deshalb ISDN-XXL zunächst nur befristet genehmigt und der Telekom entsprechende Berichtspflichten auferlegt. Zudem muss die Telekom vor allem ihren Konkurrenten im Internet-Providermarkt ein Angebot ermöglichen, das mit T-Online über ISDN-XXL mithalten kann.

Wie Sarfeld c't gegenüber aber ausführte, komme die Telekom diesen Pflichten nicht nach. AOL habe bei der Telekom ein entsprechendes Angebot verlangt, aber keine befriedigende Antwort bekommen. Zwar habe die Telekom umfangreiches Material zur Verfügung gestellt; um den Kunden ein Pauschaltarif-Angebot unterbreiten zu können, müsse AOL aber wissen, wer ISDN-Kunde bei der Telekom sei, wer Aktiv-Plus und wer ISDN-XXL gebucht habe, meinte Sarfeld. Diese Informationen gebe die Telekom aber nicht heraus. Es könnten also nur die Provider ein mit XXL vergleichbaren Tarif anbieten, die über die Telekom ihre Abrechung laufen liessen. Dazu gehöre aber AOL bekanntlich nicht. Ausserdem ist Sarfeld der Ansicht, dass die Telekom ISDN-XXL nicht kostendeckend anbieten könne, damit also gegen die Bestimmungen des Telekommunikationsgesetzes verstoße.

Den Vorwurf, dass die Telekom ein XXL-Angebot für andere Providern abblocke, wies die Telekom allerdings zurück. Wie Telekom-Sprecher Ulrich Lissek auf Nachfrage von c't erklärte, lege die Telekom einem Sonntags-Pauschal-Angebot ihrer Mitbewerber keine Steine in den Weg. Informationen darüber, wie beispielsweise AOL seinen Kunden ein XXL-Angebot unterbreiten könne, habe man bereitwillig herausgegeben. Das Problem liege wohl darin, dass AOL diese Informationen nicht entsprechend "auseinanderpfriemeln" könne. Dass die Telekom ihrem schärfsten Konkurrenten auf dem Online-Markt, nämlich AOL, nicht wie verlangt Einblick in die eigenen Kundendateien gewähre, sei wohl leicht zu verstehen, sagte Lissek. Es sei aber beispielsweise überhaupt kein Problem, dass ein Kunde an AOL mit den Informationen über seine Tarif herantrete und dann ISDN-XXL mit AOL nutzen könne. (chr)