Activision Blizzard: CEO Bobby Kotick verspricht Maßnahmen gegen Belästigungen

Activision Blizzard möchte nach einer Sexismus-Klage den Arbeitsplatz umkrempeln. CEO Bobby Kotick bezeichnete die erste Reaktion als "unsensibel".

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(Bild: Activision Blizzard)

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Activision Blizzard hat Maßnahmen für ein besseres Arbeitsklima vorgestellt. Damit reagierte das Unternehmen auf eine Klage der kalifornischen Behörde Department of Fair Employment and Housing (DFEH), die Blizzard eine sexistische Kultur und regelmäßige Belästigungen weiblicher Angestellter vorwirft. Nun soll unter anderem eine Anwaltskanzlei dabei helfen, interne Prozesse und Praktiken des Spieleunternehmens zu prüfen, kündigte CEO Bobby Kotick in einer Stellungnahme an.

Männliche Angestellte von Activision Blizzard sind laut Klageschrift wiederholt alkoholisiert im Büro aufgetaucht und hätten regelmäßig sexistische Bemerkungen über ihre Kolleginnen abgegeben. Vorgesetzte haben sich laut Klageschrift an diesem Verhalten nicht nur beteiligt, sondern es aktiv ermutigt.

Für Kritik an Blizzard sorgten neben den schweren Vorwürfen auch die Reaktion auf die Klage: In einer offiziellen Stellungnahme hatte das Unternehmen den Beamten aus Kalifornien vorgeworfen, unprofessionell zu handeln. "Die Klage umfasst verzerrte und in vielen Fällen falsche Beschreibungen der Vergangenheit von Blizzard", hieß es in der Stellungnahme trotzig. Mehrere tausend Blizzard-Angestellte haben in der Zwischenzeit einen Brief unterzeichnet, der Blizzards Umgang mit der Klage kritisiert und das Unternehmen dazu aufruft, die Beschwerden ernst zu nehmen.

Unternehmenschef Bobby Kotick bat nun in seiner Stellungnahme um Entschuldigung für die Reaktion auf die Klage. "Unsere ursprünglichen Reaktionen auf die Probleme, denen wir gemeinsam gegenüberstehen, waren ganz ehrlich unsensibel", schreibt Kotick in dem Statement. Es sei wichtig, die Erfahrungen von Angestellten, die von Belästigungen betroffen waren, zur Kenntnis zu nehmen.

In seinem Statement stellt Kotick mehrere Maßnahmen vor, um die in der Klage als "toxisch" beschriebene Arbeitskultur bei Activision Blizzard zu verbessern. Führungskräfte sollen erneut evaluiert werden, offene Positionen sollen diverser besetzt werden. Von Belästigung Betroffene können sich außerdem in sogenannte "Listening Sessions" mit unabhängigen Moderatoren aussprechen. Darüber hinaus will Blizzard "unangemessene Inhalte" aus Spielen wie "World of Warcraft" entfernen – Details dazu fehlen.

Zuvor hatten bereits Blizzard-Chef J. Allen Brack und Activision-Präsident Rob Kostich, eigene Stellungnahmen veröffentlicht, in denen sie die Vorwürfe als "extrem besorgend" und "verstörend" bezeichneten. Blizzard-Mitgründer Michael Morhaime, der das Unternehmen 2018 verlassen hat, bat seine früheren Angestellten in einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme um Entschuldigung. Er schäme sich dafür, dass Frauen unter seiner Führung belästigt wurden.

Das kalifornische Department of Fair Employment and Housing wirft Blizzard vor, eingereichte Beschwerden von Betroffenen nicht verfolgt zu haben. Außerdem seien weibliche Angestellte systematisch benachteiligt worden. Bei Bezahlung und Aufstiegschancen sollen Männer bevorzugt worden sein. Mit ihrer Klage möchte die US-Behörde unter anderem Schadensersatz für betroffene Mitarbeiterinnen erwirken.

Das Tagesgeschäft bei Blizzard liegt derweil teilweise auf Eis: Ein geplanter Stream zur neuen Erweiterung des Kartenspiel-Dauerbrenners "Hearthstone" wurde abgesagt. Um 19 Uhr deutscher Zeit wollen Angestellte von Activision Blizzard außerdem einen Streik organisieren und sich vor der Unternehmenszentrale in Kalifornien versammeln.

(dahe)