Alphabet verfehlt Ziele: Vor allem YouTube leidet unter sinkenden Werbeeinnahmen

Der Google-Konzern verzeichnet das niedrigste Umsatzwachstum seit 2013. Insgesamt sind die Werbeeinnahmen leicht angestiegen, Gewinne und Aktie sinken trotzdem.

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Schriftzug "Google" an Glasfassade eines Bürogebäudes

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa

Google hat im vergangenen Quartal die Sparsamkeit der Werbekunden deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz des Mutterkonzerns Alphabet legte im Jahresvergleich lediglich um sechs Prozent auf gut 69 Milliarden US-Dollar zu. Marktbeobachter hatten allerdings mit fast 70,6 Milliarden Dollar gerechnet. Der Reingewinn sank von 18,9 im Vorjahr auf zuletzt rund 13,9 Milliarden Dollar.

Auffallend war der Rückgang der Werbeerlöse bei der Videoplattform YouTube, die im Jahresvergleich von 7,21 auf 7,07 Milliarden Dollar sanken, wie Alphabet nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. In den vergangenen Jahren war YouTube eine der treibenden Kräfte für das Wachstum bei Google – und es war der erste Rückgang, seit der Konzern sie veröffentlicht.

Schon im zweiten Quartal habe sich der Rückzug von Werbekunden abgezeichnet, als Alphabet weniger verdiente als erwartet. Im vergangenen Vierteljahr habe sich der Trend beschleunigt, sagte Google-Manager Philipp Schindler in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Vor allem betroffen gewesen seien Anzeigen für Versicherungen, Kredite und Kryptowährungen.

Der operative Gewinn der Google-Dienste insgesamt sank von knapp 24 auf 19,8 Milliarden Dollar. Sie machen nach wie vor praktisch das gesamte Geschäft von Alphabet aus. Die anderen Projekte der Dachgesellschaft – wie etwa die Roboterauto-Firma Waymo oder der Drohnen-Lieferdienst Wing – trugen zum Konzernumsatz 209 Millionen Dollar bei. Das war ein Plus von rund zwölf Prozent. Ihr operativer Verlust stieg unterdessen von 1,3 auf 1,6 Milliarden Dollar. Alphabet ist gerade unter anderem dabei, den Start von Waymo-Robotaxis in Los Angeles vorzubereiten.

Der Umsatz im Cloud-Geschäft rückte von knapp 5 auf rund 6,9 Milliarden Dollar vor, was über den Erwartungen lag. Allerdings weitete sich auch der operative Verlust der Sparte von 644 auf 699 Millionen Dollar aus. Google ist bei Cloud-Diensten die Nummer drei hinter Amazon und Microsoft, arbeitet aber weiter an einer Aufholjagd.

Im vierten Quartal dieses Jahres will Alphabet den Anstieg der Mitarbeiterkosten begrenzen. Neueinstellungen sollen um die Hälfte gekürzt werden, erklärte der Konzern laut CNBC.

Die Alphabet-Aktie gab im nachbörslichen Handel zeitweise um fast sieben Prozent nach. Angesichts der hohen Inflation und Konjunktursorgen hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Werbekunden bei ihren Ausgaben auf die Bremse treten. Auch Konkurrenten um Werbekampagnen wie Facebook und Snapchat sind davon betroffen.

So verschärfte Mark Zuckerberg zuletzt den Sparkurs für Meta mit Einstellungsstopp und Kündigungen. Und Snap verzeichnete zuletzt trotz steigender Nutzerzahlen ebenfalls geringeres Umsatzwachstum, sodass die Ziele verfehlt wurden und die Aktie abstürzte.

(fds)