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Anonymous nimmt Sony ins Visier [2. Update]

Hartmut Gieselmann

Um zwei von Sony verklagten Hackern beiseite zu stehen, rufen Anonymous-Mitglieder zur "OPSony" auf und legten einige Webseiten des Unterhaltungskonzerns kurzzeitig lahm.

Mitglieder der Internet-Bewegung Anonymous [1] haben in einer Erklärung [2] zum Angriff auf Webseiten und Domains von Sony aufgerufen. Mit der Aktion wollen sie zwei derzeit von Sony verklagten Hackern beiseite stehen, dem US-Amerikaner George Hotz [3] und dem Deutschen Alexander Egorenkov, der unter dem Pseudonym Graf Chokolo [4] auftritt. Ihnen wird vorgeworfen, das Kopierschutzsystem der Playstation 3 ausgehebelt zu haben. Hotz steht derzeit in Kalifornien vor Gericht [5]. Gegen Egorenkov hat Sony Computer Entertainment eine Zivilrechtsklage beim Landgericht Hamburg eingereicht. Der Streitwert soll sich auf 1 Million Euro belaufen. Ende Februar wurde Egorenkovs Wohnsitz von der Polizei durchsucht und diverses Computer-Equipment beschlagnahmt.

Der Anonymous-Aufruf wirft Sony vor, das Justiz-System zu missbrauchen, um Informationen über die Funktionsweise ihrer Geräte zu unterdrücken [6]. Sony verfolge diejenigen, die diese Informationen sich besorgen und weiterverbreiten. Weil Sony die Besitz- und Informationsrechte seiner Kunden einschränke, wolle Anonymous nun in Vergeltungsaktionen die Webseiten des Konzerns angreifen. In der Vergangenheit hatten Mitglieder von Anonymous bereits in der sogenannten Operation Payback [7] aus Sympathie mit Wikileaks Domains von Mastercard, Paypal und Amazon per DDOS attackiert.

[2. Update:]Nach diversen Berichten sollen am heutigen Dienstagvormittag unter anderem die US-Seiten von Sony.com und Playstation.com, die britische Playstation-Seite [8] sowie der europäische Playstation-Store nicht erreichbar gewesen sein. Als weitere Ziele nennt [9] ein Anonymous-Aufruf www.sonypictures.co.uk [10] und www.sony-europe.com [11]. [/2. Update] Derzeit, am frühen Dienstagnachmittag, waren die Playstation Stores sowie die Playstation- und Sony-Webseiten in Europa, den USA und Japan erreichbar.

Update:

Offenbar genügen einigen Mitgliedern von Anonymous die DDOS-Angriffe auf Sony-Webseiten nicht. So hat sich unter dem Namen Sonyrecon eine zweite Gruppe gebildet, um persönliche Informationen über hochrangige Sony-Manager, ihre Familienmitglieder, Anwälte und die mit den Fällen betrauten Richter zu sammeln und zu veröffentlichen. Dazu zählen Angaben zu Wohnsitz, Telefon-Nummer, E-Mail- und IP-Adressen. Die Personen sollen beispielsweise in Sex-Foren angemeldet, mit Paketsendungen und Anrufen belästigt oder in ihrem Wohnumfeld und bei Geschäftspartnern diskreditiert werden, berichtet das Online-Magazin PlayStationLifeStyle [12]. So habe ein Anonymous-Mitglied angeblich die Webseite [13] der Anwaltskanzlei Kilpatrick Townsend & Stockton mit einer DDOS-Attacke in die Knie gezwungen, die Sony im Fall gegen George Hotz vertritt. Inzwischen ist die Seite wieder online. (hag [14])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1221877

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Anonymous-Wikileaks-Affaere-sorgte-fuer-Zulauf-und-Politisierung-1154295.html
[2] http://anonnews.org/?p=press&a=item&i=787
[3] http://geohotgotsued.blogspot.com/
[4] http://grafchokolo.com/
[5] https://www.heise.de/news/Sony-reicht-Klage-gegen-PS3-Hacker-ein-1168082.html
[6] https://www.heise.de/news/Klage-gegen-Sony-wegen-Linux-Aussperrung-von-der-PS3-weitgehend-abgewiesen-1194675.html
[7] https://www.heise.de/hintergrund/Operation-Payback-Hacken-per-Mausklick-1150151.html
[8] http://uk.playstation.com/
[9] http://pastebin.com/zM09EakG
[10] http://www.sonypictures.co.uk
[11] http://www.sony-europe.com
[12] http://playstationlifestyle.net/2011/04/04/anonymous-gets-serious-attacks-sony-employees/
[13] http://townsend.com/
[14] mailto:hag@ct.de