Apple App Store: Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Noch immer läuft es im Software-Laden für iPhone und iPod touch nicht rund: Entwickler beklagen unvollständige Statistiken und die grundlose Herunternahme von Programmen.

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Nicht ganz einen Monat alt ist Apples App Store nun und die Stimmung bei den Entwicklern, die den einzigen offiziellen Vertriebsweg für iPhone- und iPod touch-Software nutzen, lässt sich am besten mit einem alten Sprichwort beschreiben: Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt. So berichten einige Entwickler über ordentliche Geschäfte und hohe Nutzerzahlen. Doch gibt es weiterhin Kritik an Apples Geschäftspolitik für den Store.

Tap Tap Revenge, ein Guitar Hero ähnliches Touchscreen-Spiel, soll laut Hersteller Tapulous inzwischen fast eine Million Downloads verzeichnet haben. Tap Tap Tap, ein anderer Hersteller von iPhone-Anwendungen, meldet unterdessen erste Verkaufszahlen. So wurden in der Woche bis zum 28. Juli immerhin 9500 US-Dollar mit der Freizeittipp-Software "Where To?" umgesetzt – bei 2,99 US-Dollar pro Lizenz. Auch von Apple gibt es inzwischen erste Statistiken: Das Unternehmen legt laut einem Bericht der Macworld inzwischen tägliche Download-Angaben vor.

Weniger schön ist allerdings insbesondere für kleinere Entwickler, dass sich der Betreiber vorbehält, Umsätze erst ab 250 Dollar auszuzahlen. Kritik wird nach wie vor auch an Apples Kommunikationspolitik laut. Die Entwicklungssoftware für iPhone und iPod touch, das iPhone SDK, steht weiterhin unter einem Geheimhaltungsabkommen (NDA), so dass sich Programmierer nicht öffentlichen miteinander austauschen dürfen. Auch normalen Nutzern gegenüber gibt sich Apple bekannt einsilbig: So kommt die seit dem gestrigen Montag erhältliche iPhone 2.0.1-Software, die immerhin nahezu 250 MByte umfasst, mit einer nur knappen Inhaltsangabe: "Fehlerverbesserungen".

Nutzer hoffen unter anderem, dass Probleme mit dem Backup-Prozess von iPod touch und iPhone in iTunes behoben wurden, der bei vielen installierten Anwendungen teilweise unerträglich lange dauern soll. Außerdem enthielt die alte Software Fehler, die unter anderem zu Anwendungsabstürzen führten, die sich nur mit einem Neustart ausbügeln ließen. Entwickler berichten darüber hinaus von Fehlern, die klar der Firmware zuzuordnen sind, aber auf den Nutzer wirken, als seien die Anwendungen schuld.

Nutzer und Programmierer verwirrt unterdessen auch, dass Apple inzwischen Anwendungen kommentarlos aus dem App Store genommen hat. Das erste Opfer, Netshare vom Shareware-Anbieter Nullriver, rüstet eine häufig nachgefragte Funktion beim iPhone nach: Die Möglichkeit, das Handy für den Internet-Zugang mit Laptops zu nutzen. Das Tool, das sich einer recht cleveren Kopplung per WLAN (siehe Anleitung im Forum von MacRumors) bediente, war zunächst für 9,99 US-Dollar im App Store gelistet, verschwand dann aber plötzlich wieder – kurz nachdem amerikanische Mac-Nachrichtenangebote darüber berichtet hatten. Danach nahm Apple die Anwendung für einige Zeit wieder ins Angebot, nur um sie anschließend erneut zu entfernen. Im Netz wurde spekuliert, dass Apple auf Bitten des iPhone-Mobilfunkpartners AT&T agierte - dort ist die Verbindung von Handy und Laptop, das so genannte "Tethering", nur gegen eine zusätzliche monatliche Gebühr erlaubt.

Das zweite aus dem App Store entfernte Programm ist der Gratis-Filmkatalog Box Office, wie The iPhone Blog meldet. Auch hier führt der Link wie bei Netshare inzwischen ins Leere. Entwickler Cyrus Najmabadi sagte in einem Forum, er sei von Apple nicht informiert worden und habe auch bislang keinen Kontakt zur zuständigen Stelle aufnehmen können. Zudem seien alle Daten, die er verwende, "kostenlos für die nichtkommerzielle Nutzung". Box Office sei ein nichtkommerzielles Programm. (bsc)