Apple mag iPod nicht für Fremdformate öffnen

Technisch spricht wenig dagegen, dass der iPod künftig auch andere Audioformate abspielt. Wirtschaftlich dagegen schon: Apple will Dritten auf keinen Fall den Weg auf seinen Erfolgsplayer öffnen.

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Von
  • Gerald Himmelein

Real Networks will seine Dateien auf dem iPod spielen können. Rio Audio will auf seinen Playern auch iTunes-Stücke spielen. Doch Steve Jobs spielt nicht mit. "Der iPod funktioniert bereits mit dem weltweit führenden Musikdienst, und das iTunes Music Store funktioniert mit dem weltweit führenden digitalen Musik-Player," erklärte der Apple-Chef in einem Interview mit dem Wall Street Journal. Um dann nachzusetzen, die Konkurrenz sei doch schon jetzt weit abgeschlagen -- warum sollte Apple also mit ihnen zusammenarbeiten?

Rob Glaser, der Chef von Real Networks, bat Steve Jobs in einer E-Mail darum, dem iPod die Wiedergabe des Real-Formats beizubringen -- derzeit spielt das weiße Kistchen nur AAC- und MP3-Dateien ab. Das Music Store verpackt die AAC-Dateien mit einem DRM-Schutz (Digital Rights Management), der die unkontrollierte Verbreitung der gekauften Musikstücke verhindern soll. Das im RealPlayer Music Store eingesetzte Audioformat setzt ebenfalls auf dem herstellerunabhängigen MPEG-4-Audiostandard AAC (Advanced Audio Coding) auf, verwendet aber einen anderen DRM-Schutz. Um real gekaufte Musik auf dem iPod wiederzugeben, müsste Apple grundsätzlich also nur das DRM-Format von RealNetworks in die Firmware flicken. Für Rio Audio kommt das Problem aus der Gegenrichtung: Der Hardware-Hersteller würde ja gern das von Apple eingesetzte DRM unterstützen, doch lizenzieren die iPod-Macher das Format nicht an Dritte. Rio Audio bemüht sich seit Mitte 2003 vergeblich darum, das iTunes-Format nutzen zu dürfen.

Erwartungsgemäß klagen Real und Rio einträchtig darüber, dass Apples Weigerung zum Nachteil der Konsumenten sei. Der Kunde müsse doch die Wahl zwischen verschiedenen Audioformaten, Musikdiensten und Playern haben. Doch Steve Jobs treibt natürlich nicht nur die Hybris zu seinen kategorischen Absagen, sondern vor allem das Interesse am eigenen Überleben: Der iPod ist Apples wirtschaftlich erfolgreichstes Produkt; die Verkäufe des Audio-Players alimentieren im wesentlichen auch das iTunes Music Store. Nur solange dieser Kreislauf geschlossen bleibt, kann Apple mit stabilen Gewinnen rechnen.

Freilich könnten die Konkurrenten ihre Angebote durchaus im AAC-Format anbieten, nur ohne DRM -- wie es bereits beim russischen Download-Dienst Allofmp3.com der Fall ist. Die Chancen, dass Real Networks und deren Konkurrenten auf ihre digitalen Fesseln verzichten, sind aber verschwindend gering.

Dieser Beitrag enthielt im Original einen Link auf die russische Musik-Downloadplattform AllofMP3. Die Musikindustrie hatte gegen AllofMP3 eine einstweilige Verfügung vor dem Landgericht München I erwirkt, im dem AllofMP3 untersagt wird, nach deutschem Urheberrecht geschützte Aufnahmen im Web zum Download bereitzustellen. Aufgrund der Entscheidung des OLG München in dem Verfahren der Musikindustrie gegen Heise sieht der Verlag derzeit juristisch keine Möglichkeit, den Link weiter anzubieten. Der Heise Zeitschriften Verlag bedauert diese erhebliche Einschränkung der Pressefreiheit. (ghi)