Einen Tag arbeiten, als Scan im ganzen Film: KI als Streikgrund in Hollywood

Nach den Autoren streiken jetzt auch die Schauspieler in Hollywood. In beiden Arbeitskämpfen nimmt der Umgang mit Künstlicher Intelligenz eine Hauptrolle ein.

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(Bild: LanKS/Shutterstock.com)

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Zweieinhalb Monate nach US-Drehbuchautoren und -autorinnen sind in der Nacht zum Freitag nun die Schauspieler und Schauspielerinnen in den Streik getreten. Auch in diesem Fall kommt dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz eine entscheidende Rolle in den bislang unüberbrückbaren Differenzen zuteil. Während die Studios und Streaming-Dienste behaupten, einen "bahnbrechenden KI-Vorschlag" gemacht zu haben, sieht die Gewerkschaft SAG-AFTRA das ganz anders. Vorgeschlagen worden sei, dass im Hintergrund schauspielernde Personen gescannt werden dürfen. Für einen Tageslohn hätten die Konzerne dann ein digitales Abbild, das sie frei verwenden dürften.

Während die Gewerkschaft der Schauspieler behauptet, die Studios und Streaming-Dienste hätten sich die Rechte zur Verwendung der digitalen Abbilder "bis in alle Ewigkeit" sichern wollen, widersprechen die etwas. Vorgeschlagen worden sei, dass die "digitalen Replikate" ausschließlich für die Filme benutzt werden dürfen, bei deren Dreharbeiten sie erstellt wurden, schreibt Reuters. Anderen Nutzungen müssten die Eingescannten zustimmen, im Gegenzug gebe es noch einmal Geld. Auch wenn es also über Details des Vorschlags unterschiedliche Angaben gibt, fühlen sich Beobachter in den USA von der zugrundeliegenden Idee an die dystopische Serie "Black Mirror" erinnert.

Der am Donnerstag von der Screen Actors Guild‐American Federation of Television and Radio Artists eingeleitete Streik ist der Erste seit mehr als 60 Jahren, der zeitgleich zu einem Arbeitskampf der Drehbuchautoren durchgeführt wird. Der läuft seit Anfang Mai und war unter anderem mit einer "existenziellen Krise" begründet worden, die durch den Einzug von KI-Technik ins Geschäft eingeleitet worden sei. Auch aus vergleichbaren Sorgen schließen sich den etwa 11.500 Autoren jetzt rund 160.000 Film- und Fernsehschauspieler an, schreibt Reuters. Fran Drescher, die Präsidentin der SAG-AFTRA, sagte laut The Verge: "Wenn wir uns jetzt nicht erheben, werden wir alle Probleme bekommen und wir werden Gefahr laufen, durch Maschinen ersetzt zu werden."

Wie Variety zusammenfasst, werden infolge des Doppelstreiks jetzt alle Film- und Fernsehproduktionen ausgesetzt, die trotz des Autorenstreiks noch gelaufen sind. Die streikenden Schauspieler werden an keinen Premieren, Festivals oder anderen Werbeveranstaltungen teilnehmen, auch anstehende Comic Con in San Diego ist für sie tabu. Die Studios und Streaming-Dienste sehen die Gewerkschaft derweil auf einem Weg, der finanziell hart sein werde. Das US-Magazin Deadline hat einen anonymen Manager mit der Ankündigung zitiert, dass der Autorenstreik so lange ausgesessen werden soll, bis Gewerkschaftsmitglieder ihre Wohnungen oder Häuser verlieren. Ein anderer habe das als "grausames, aber notwendiges Übel" bezeichnet.

(mho)