Bahn führt neues digitales Funksystem 2005 nur schrittweise ein

GSM-R ist eine Weiterentwicklung von GSM, die auf die besonderen Bedürfnisse von Eisenbahnbetrieben ausgerichtet ist; technische Schwierigkeiten führen zu einer verzögerten Einführung bei der Bahn.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Bahn kann ein neues digitales Funksystem für den Zugverkehr Anfang 2005 zunächst nur schrittweise starten. Die ursprünglich geplante Umstellung von gleich 24.500 Kilometern solle dann nach und nach bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen werden, sagte ein Bahnsprecher am Dienstagabend gegenüber dpa. Ursache seien technische Gründe, über die die betroffenen Bahnunternehmen schon vor Monaten informiert worden seien.

Als erstes sollten rund 1.300 Gleis-Kilometer statt der heute noch analogen Technik das neue System bekommen. Über eine langsamere Einführung von GSM-R (Global System for Mobile Communications Rail) hatte die Netzeitung berichtet; so habe man laut der Zeitung beispielsweise übersehen, dass im neuen digitalen System eine eindeutige Adressierung der Züge mit dem alten Nummerierungssystem aus analogen Zeiten wegen mehrfach vergebener Nummern nicht mehr gewährleistet sei. Der Bahnsprecher wies allerdings ausdrücklich zurück, dass auf die Bahn wegen des neuen Zeitplans zusätzliche Kosten zukommen würden. Der Zugbetrieb sei nicht beeinträchtigt. Insgesamt misst das deutsche Gleisnetz rund 36.000 Kilometer.

GSM-R ist eine Weiterentwicklung von GSM, die auf die besonderen Bedürfnisse von Eisenbahnbetrieben ausgerichtet ist. Sie dienst als Grundlage für das EIRENE-Projekt (European Integrated Railway radio Enhanced NEtwork), welches die Ablösung der ungezählten derzeit genutzten Anlagen durch ein digitales, international einheitliches System zum Ziel hat. Zu den besonderen technischen Eigenschaften zählen unter anderem deutlich kürzere Rufaufbauzeiten und stabile Verbindungen bis zu einer Reisegeschwindigkeit von 500 Kilomter pro Stunde.

ASCI-Features (Advanced Speech Call Items) stellen weitere sicherheitsrelevante Funktionen bereit, wie etwa die Priorisierung von Anrufen sowie Sammel-oder Gruppenrufe. So können in GSM-R-Netzen die Gegenstellen nicht nur über ihre eindeutige Rufnummern, sondern auch über ihren momentanen Aufenthaltsort oder die Funktion ihres Users angesprochen werden. Außerdem sollte jeder Zug zu jedem Zeitpunkt voll redundant mit der Zentrale verbunden sein. Dafür ist eine doppelte Netzabdeckung durch zwei Basisstationen, die keinen gemeinsamen Single Point of Failure haben, erforderlich. Die Kosten von GSM-R-Netzen und die langen Planungshorizonte von Eisenbahnunternehmen haben bislang zu einer eher zögerlichen Verbreitung geführt. (jk)