Bei SAP wollen mehr Leute gehen, als Abfindungen geplant sind

Eigentlich hatte SAP vor allem ältere Arbeitnehmer mit Angeboten für Abfindungen als Ziel. Nun wollen aber auch Jüngere gehen, mehr als vorgesehen.

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(Bild: josefkubes/Shutterstock.com)

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Von
  • Nico Ernst

Der geplante Stellenabbau bei SAP läuft offenbar nicht so, wie sich das Unternehmen das vorgestellt hat. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Handelsblatts hervor, der sich auf Quellen im Unternehmen und dessen Betriebsrat beruft. Demnach werden die beiden Angebote für großzügige Regelungen für einen Vorruhestand und das sogenannte "Freiwilligenprogramm" für ein Ausscheiden mit Abfindung stärker nachgefragt, als SAP vorgesehen hatte.

Insgesamt sollen sich dem Bericht zufolge 5300 SAP-Angestellte für die Programme beworben haben. Das wären mehr als 20 Prozent der gesamten deutschen Belegschaft des Konzerns. Von diesen Mitarbeitern sollen aber nur 3200 über 55 Jahre alt sein, und damit in den Vorruhestand gehen können. Weitere 2100 Personen wollen laut Handelsblatt das Freiwilligenprogramm mit anderen Unternehmen als künftige Arbeitgeber annehmen, was deutlich mehr Mitarbeiter als bei früheren Maßnahmen sein sollen.

Nur rund 50 Prozent dieser Anträge will SAP genehmigen, wie jüngst auf einer Betriebsversammlung bekannt gegeben worden sein soll. Bei den an einem Vorruhestand Interessierten möchte SAP 99 Prozent der Anträge zustimmen. Der goldene Handschlag, den das Unternehmen seinen Mitarbeitern in Aussicht stellt, wird offenbar breit angenommen. Laut Handelsblatt könnte es Monate dauern, bis die Entscheidungen im Einzelnen gefällt werden.

Zahlreiche Mitarbeiter nennen als Gründe für die schlechte Stimmung beim Walldorfer Konzern allgemeine Umstrukturierungen und Gehaltsrunden, die nicht einmal einen Inflationsausgleich bedeuten würden. Vorrangig wurde auch in früheren Berichten sowie jetzt jedoch eine neue Präsenzpflicht genannt, die an mindestens drei Tagen in der Woche gelten soll. SAP begründete das zuvor mit der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.

Wie heise online aus Unternehmenskreisen erfahren konnte, sind von der Büropflicht nun aber auch Mitarbeiter betroffen, die schon vor der Corona-Pandemie jahrelang ihre Arbeit überwiegend aus dem Home-Office erledigt hatten. Wie ein Arbeitnehmervertreter bereits im Januar sagte, galt bei SAP die "langjährige Praxis 'Vertrauensarbeitsort'". Ähnliche Proteste gegen eine Büropflicht gab es kürzlich auch bei Dell, wo sich knapp die Hälfte der Mitarbeiter dagegen aussprach.

(nie)