Berechnung: Rasche, viele Boosterimpfungen könnten vierte Corona-Welle brechen

Wenn die Kampagne für Booster-Impfungen drastisch an Fahrt aufnimmt und die Impfzahlen vom Sommer übertrifft, könnte das die Impfverweigerung ausgleichen.

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(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Wenn rasch die Hälfte aller doppelt Geimpften eine dritte "Boosterimpfung" erhalten, könnte damit die aktuelle vierte Welle der Corona-Pandemie gestoppt werden. Die vergleichsweise hohe Zahl an komplett Ungeimpften könnte damit aus epidemiologischer Sicht zumindest teilweise wettgemacht werden. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, die am Donnerstag vorgestellt wurde.

Durch die Auffrischungsimpfung vieler voll Geimpfter könnte die Zahl der Ansteckungen und Übertragungen in dieser Gruppe demnach noch einmal auf ein Zehntel reduziert werden. Damit das für das Brechen der vierten Welle ausreicht, müssten aber täglich mehr als ein Prozent der Bevölkerung sie erhalten, also über der Rate des Sommers.

Die Zahlen wurden mitten in einer Woche vorgestellt, in der die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit Covid-19 neue absolute Höchststände erreicht, während sich gleichzeitig keine Verlangsamung des Geschehens abzeichnet. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Forschungsleiterin Viola Priesemann haben nun ermittelt, welche Auswirkungen es hätte, wenn man sich statt auf eine Impfung Ungeimpfter auf die Boosterimpfung konzentrieren würde.

Zwar sei die für Ältere besonders wichtig, aber als Reaktion auf das Infektionsgeschehen sollten auch andere Personengruppen die dritte Spritze bekommen – und zwar "nicht unbedingt erst ein halbes Jahr nach ihrer Zweitimpfung". Damit könnte die Zahl der Impfdurchbrüche noch einmal drastisch verringert werden.

Als weitere Maßnahmen gegen Sars-CoV-2 in der aktuellen Situation wären der Stellungnahme zufolge häufigere Tests hilfreich – unabhängig vom Impfstatus. Wenn etwa jede Person pro Woche einen Schnelltest macht, könnte die Pandemie damit eingedämmt werden, haben die Forscher und Forscherinnen ermittelt. Das habe etwa in der Slowakei funktioniert. Dabei handle es sich nur um eine Maßnahme zur Überbrückung der Zeit bis hin zu besseren Impfzahlen.

Auch die 2G-Regeln (Veranstaltungen und Restaurantbesuche nur für Genesene und Geimpfte) habe Vorteile. Von einer Impfpflicht verspricht sich das Team dagegen nicht sehr viel, dazu müsste diese flächendeckend durchgesetzt und Missachtungen müssten empfindlich geahndet werden.

Abgesehen davon sollten frühzeitig Notfallmaßnahmen geplant werden für den Fall, dass Krankenhäusern die Überlastung droht. Über einen "Not-Schutzschalter" sollten gebündelt viele Maßnahmen gleichzeitig durchgesetzt werden, darunter eine Homeoffice-Pflicht, engmaschige Tests an Arbeitsplätzen, kleinere Gruppen in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz. Auch die Schließung beziehungsweise Einschränkung von Geschäften, Restaurants, Veranstaltungen und insgesamt deutlich weniger Kontakte gehören dazu.

All das klingt nach den Regelungen während der vergangenen "Lockdowns" in Deutschland. Solche strikten und gebündelten Maßnahmen könnten schon nach ein, zwei Wochen wieder aufgehoben werden und hätten trotzdem das Potenzial, die Inzidenz innerhalb von zwei Wochen "um 75 Prozent oder sogar deutlich mehr reduzieren".

(mho)