Bitcoin-Cash-Duell: ABC liegt vorn

Das Bitcoin-ABC-Lager hat beim Kampf um die Zukunft des Bitcoin Cash die Nase vorn. Doch Craig Wright und die Bitcoin-SV-Miner könnten noch zurückschlagen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 118 Kommentare lesen
Bitcoin-Cash-Duell: ABC liegt vorn
Lesezeit: 3 Min.

Bei dem für Donnerstagabend erwarteten Showdown in Folge des jüngsten Hard Forks der Kryptowährung Bitcoin Cash scheint es einen Rohrkrepierer gegeben zu haben: Vollmundig hatte Craig Wright im Vorfeld verkündet, er würde einen Krieg entfachen und den Bitcoin-Cash-Handel seiner Gegner auf Jahre hinaus unterbinden. Doch statt der erwarteten Flut an leeren Blöcken passierte überhaupt nichts – der Hard Fork von Bitcoin Cash in Bitcoin ABC und Bitcoin SV verlief nach Block 556766 störungsfrei.

Wrights Drohung, die ABC-Blockchain immer wieder durch Ketten leerer Blöcke absterben zu lassen, war keineswegs von der Hand zu weisen: Wright hatte mit dem SV-Pool und dem befreundeten Coingeek-Pool fast 60 Prozent der Hash-Leistung des Bitcoin-Cash-Netzwerks hinter sich vereint – bereits 51 Prozent Hash-Leistung genügen, um die Kryptowährung nach Belieben zu kontrollieren. Die ABC-Fraktion, der neben Bitcoin.com noch der Miner-Hersteller Bitmain angehört, schien wenig Chancen zu haben, den Krieg zu überstehen.

Stattdessen war es Bitcoin.com vom ABC-Lager, das den ersten Block der neuen Bitcoin-ABC-Blockchain fand, kurze Zeit später zog Mempool von der SV-Fraktion nach. Anschließend zog Bitcoin ABC davon, zwischenzeitlich war die Blockchain von Bitcoin ABC fast 50 Blöcke länger als die von Bitcoin SV – und auf die Länge kommt es an. Denn um die Bitcoin-ABC-Blockchain absterben zu lassen, müsste Wright eine Blockchain mit mehr Blöcken als in der bisherigen Kette enthalten erzeugen.

Betrachtet man die Blockabstände der Bitcoin-ABC-Blockchain kurz nach dem Fork, fällt auf, dass das Intervall von regulär 10 Minuten auf durchschnittlich unter fünf Minuten geschrumpft ist. Dabei war zu erwarten, dass die auf die Hash-Leistung des gesamten Bitcoin-Cash-Netzwerks ausgelegte Difficulty durch die fehlenden Miner des SV-Netzwerks zu etwa doppelt so langen Blockzeiten führt. Bis der Difficulty-Algorithmus den Schwierigkeitsgrad der neuen Hash-Leistung des Netzwerks anpasst, dauert es etliche Stunden. Das zeigt, dass sich die Hash-Leistung des Bitcoin-ABC-Netzes gegenüber dem Bitcoin-Cash-Netz mehr als verdoppelt haben muss. Tatsächlich meldete Roger Ver wenige Stunden vor dem Hard Fork, dass bitcoin.com seine Hashing-Leistung vervielfachen konnte.

Die ABC-Fraktion konnte Craig Wright also offenbar kaltstellen: Es gelang Wright und seiner SV-Fraktion in den ersten 24 Stunden nicht ein einziges Mal, einen leeren Block in die ABC-Chain einzuschleusen. Auch lagen die Blockzeiten der SV-Blockchain, wie zu erwarten war, in den ersten Stunden bei deutlich über zehn Minuten.

Bitcoin ABC zum Sieger und neuen Bitcoin Cash zu erklären wäre aber verfrüht: Die SV-Miner könnten eine mit leeren Blöcken ausgestattete Blockchain noch nach Tagen und Wochen veröffentlichen und so den bisher gültigen Zweig der ABC-Blockchain absterben lassen. Doch je länger dies nicht passiert, desto unwahrscheinlicher wird dieses Szenario. Schließlich kostet der Betrieb eines Schatten-Miner-Netzes, das heimlich eine leere Blockchain erzeugt, viel Geld.

Lesen Sie mehr zum Thema Bitcoin bei heise online und c't:

tipps+tricks zum Thema:

(mid)