Freie 3D-Software Blender 3.1: Performanceboost und M1-Unterstützung

Objektexport, Geometry Nodes und die Arbeit im Viewport gehen in Blender 3.1 schneller von der Hand als zuvor. Und das nicht nur auf Apples M1-Prozessoren.

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Von
  • Gottfried Hofmann
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Mit Version 3.1 der quelloffenen 3D-Software Blender erscheinen 19 neue Geometry Nodes. Mit ihnen lassen sich unter anderem Objekte prozedural erzeugen. Nahebeieinanderliegende Punkte lassen sich mit der „Merge by Distance“-Node zusammengefassen. Den aktuellen Frame in der Animation kann man mit der „Scene Time“-Node abfragen. Eine Reihe von Nodes gibt Informationen zum Mesh und seiner Topologie aus wie die Anzahl der Punkte, Flächen und Kanten, die an einen Punkt grenzen oder der Flächeninhalt eines Faces. Insgesamt verspricht die neue Version Performanceverbesserungen für die Nodes.

Für jede einzelne Node zeigt Blender 3.1 die Berechnungdauer in Millisekunden an. Wenn man eine Nodeverknüpfung über eine leere Fläche zieht und loslässt erscheint jetzt ein Suchfeld, das sinnvolle Verknüpfungen anbietet.

Blender 3.1 bringt 19 neue Geometry Nodes mit.

Die in Blender integrierte, raytracing-basierte Renderengine Cycles kann jetzt Punktwolken rendern. Sie dienen der Visualierung von wissenschaftlichen Daten und für physikalische Effekte wie Sand oder Wasserspritzer. Dafür werden Kugeln generiert und speichereffizient mit Shadern versehen. Blender 3.1 erzeugt sie entweder über Geometry Nodes oder importiert sie aus anderen Programmen. Mit der neuen „Point Info“-Node kann man für jeden Punkt Position, Radius und einen Zufallswert ausgeben.

Cycles soll weniger Artefakte produzieren, wenn man Objekte stark unterschiedlicher Größen rendert. Ganz eliminiert haben die Entwickler sie jedoch nicht. Bei überlappender Geometrie könnte es jetzt sogar zu noch mehr Artefakten kommen, weshalb man diese entweder entfernen oder einen kleinen Spalt lassen sollte.

Die Kamera von Cycles kann jetzt auch extreme Weitwinkellinsen physikalisch korrekt über ein Polynom simulieren. Damit lassen sich zum Beispiel 3D-Elemente in Videos einfügen, die mit Fisheye-Linsen gefilmt worden sind.

Über Apple Metal-Backend kann Cycles jetzt auch auf Apple M1-Computern mit macOS ab 12.2 rendern. Macs mit AMD-Grafikkarte werden ab macOS 12.3 unterstützt. Die Implementierung befindet sich noch in einer frühen Phase. Für die Zukunft können die Unterstützung von Intel GPUs und Verbesserungen bei der Performance erwartet werden.

Dieses verlassene Haus wurde komplett prozedural über Geometry Nodes in Blender 3.1 realisiert, und zwar mit dem „Abandoned House Generator“ von Sozapt.

Das Denoising in Cycles ist über die Raytracing-API Nvidia OptiX jetzt auch temporal stabil möglich. Bei einer Animation verwendet Cycles dabei Informationen aus früheren und kommenden Bildern, um das für Pathtracing typische Bildrauschen zu minimieren. So wird Flackern minimiert. Das Denoising ist bisher nicht im Interface zugänglich. Man muss zunächst rendern, dabei die Denoising-Passes einschalten und ein Format wie OpenEXR Multilayer auswählen, das diese Passes mitspeichert. Danach kann man über einen Python-Befehl das Rauschen aus der Bildsequenz temporal stabil entfernt werden.

Die in Blender mitgelieferte Pythonumgebung wurde auf Python 3.10 aktualisiert. Da in Python 3.10 zum Beispiel die implizierte Konversion Float nach Integer nicht mehr funktioniert, müssen Autoren Skripte und Add-ons für Blender eventuell anpassen.

Die Unterteilung der Fensterkacheln in Blender war schon immer ein Kritikpunkt. Wer sie ändern wollte, musste genau klicken, um den Editor nicht versehentlich in zwei zu teilen. Der Prozess wurde bereits in Blender 3.0 verbessert und nun nachjustiert.

Das Pie-Menü stellt Funktionen bereit, die sich sonst im Nummerblock verbergen.

Node Editor, Video Sequencer, Dopesheet, Graph, NLA, Image und Clip Editor sowie der Outliner haben ein Pie-Menü zum Bearbeiten der Ansicht erhalten. Dort versammelt Blender wichtige Kommandos wie die Anzeige des gerade ausgewählten Elements befinden. Interessant ist das für Nutzer einer Tastatur ohne Ziffernblock, da man diese Funktionen sonst dort aufruft.

Wenn man eine Schriftarten-Datei auswählt, so öffnet sich der Dateibrowser von Blender jetzt in der Thumbnail-Ansicht. Unter Linux und macOS zeigt Blender die Systemordner für Schriftarten an; unter Windows ist das schon länger so.

Im Outliner kann man mehrere Objekte, Collections, volumetrische Objekte und Lichtquellen gemeinsam umbenennen. Er informiert, wenn ein überschriebenes Element neu geladen werden musste, weil sich die Quelle geändert hat.

Im Video Sequence Editor lassen sich Bilder, Videos und Szenen jetzt per Drag & Drop im Vorschaufenster ablegen. In diesem Fall entsteht ein neuer Strip an der aktuellen Position des Cursors im niedrigsten verfügbaren Kanal. Diese Methode ist für viele Nutzer intuitiver als die Elemente in die Timeline zu ziehen.

Beim Bearbeiten von Videos bietet sich die Arbeit mit Proxies an, niedrig aufgelöste Versionen für flüssiges Arbeiten. Diese Proxies erzeugt Blender nur noch dann automatisch, wenn eine importierte Videodatei zu langsam decodiert. Dafür fährt das Programm intern ein kleines Benchmark, wenn man eine Videodatei zur Timeline hinzufügt. Das passiert nur, wenn automatisches Bauen von Proxies aktiviert ist. Nutzer, die Proxies manuell erzeugen, sind von dieser Änderung nicht betroffen.

Strips im Video Sequence Editor mit Animationsdaten können jetzt zwischen Szenen kopiert werden, ohne diese Daten zu verlieren.

Videos, Bilder und Szenen kann man im Video Sequence Editornun per Drag & Drop ablegen.

Nach dem Rendern eines 3D-Bilds stehen noch weitere Änderungen an, zum Beispiel Farbkorrektur. Dieser Schritt heißt Compositing. Der Compositor hat eine neue Node erhalten, die zwischen Farbräumen konvertieren kann. Außerdem kann er die aktuelle Zeit in Frames mittels der „Scene Time Node“ auslesen.

Node Groups können jetzt als Asset für den Asset Browser markiert werden. Von dort kann man sie per Drag & Drop in den Node Editor laden. Der Asset Browser indexiert die Daten für schnelleres Browsen.

3D-Modelle werden oft mit dem Subdivision Surface-Modifier abgerundet. Er unterteilt die Geometrie mehrfach, was rechenintensiv ist. In Blender 3.1 kann dieser Schritt jetzt von der Grafikkarte beschleunigt werden. Einzelne Punkte können als „scharf“ markiert werden, was zu interessanten organischen Formen führt.

Dieser Würfel wurde von einem Subdivision Surface Modifier abgerundet. Dabei sind einzelne Ecken oder Kanten als scharf markiert.

Der Export von Dateien im OBJ-Format wurde komplett neu in C++ geschrieben, was einen massiven Performanceboost zur Folge hat, der ja nach Komplexität der Objekte den Faktor 10 erreichen kann.

Blender 3.1 steht ab sofort für Windows, Linux und macOS kostenlos zum Download bereit und wird etwa drei Monate mit Updates versorgt bis Version 3.2 erschienen ist.

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(akr)