Boeing fliegt mit der 737 Max tief in die roten Zahlen

Der US-Flugzeugbauer ist zuversichtlich, dass sein Hoffnungsträger im Oktober wieder abheben kann – wenn nicht, drohen drastische Maßnahmen.

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Boeing fliegt mit der 737 Max tief in die roten Zahlen

(Bild: Boeing)

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Das weltweite Flugverbot für Verkehrsflugzeuge des Typs 737 Max 8 belastet den US-Flugzeugbauer Boeing schwer. Kosten, Rückstellungen und fehlende Einnahmen wegen des nach zwei Abstürzen stillgelegten Flugzeugtyps bescheren Boeing einen Quartalsverlust von 2,9 Milliarden US-Dollar. Der Hersteller hofft, dass die 737 Max 8 im Oktober wieder abheben kann. Doch sollte sich die Wiederzulassung weiter verzögern, könnte Boeing gezwungen sein, die Produktion einzustellen, warnte CEO Dennis Muilenburg am Mittwoch im Gespräch mit Analysten.

Der Umsatz von Boeing ist im zweiten Quartal von 24,4 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 15,8 Milliarden geschrumpft. Unter dem Strich steht ein Verlust von 2,9 Milliarden US-Dollar. Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte Boeing noch 2,2 Milliarden US-Dollar verdient. Bereits am Freitag vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hatte der Flugzeugbauer gewarnt, dass die Probleme mit der 737 Max die Bilanz mit knapp 5 Milliarden US-Dollar belasten würden.

Flugzeuge des Typs müssen seit März weltweit auf dem Boden bleiben. Nachdem zwei neue 737 Max 8 in Indonesien und Äthiopien unter vergleichbaren Umständen abgestürzt waren, wird ein Zusammenhang mit einer neuen Steuerungssoftware des Flugzeugtyps vermutet. Zahlreiche Länder entzogen der Boeing 737 Max 8 und Max 9 die Betriebserlaubnis, dem folgte schließlich auch die zuständige US-Behörde Federal Aviation Administration (FAA).

Seither bessert Boeing die Software nach und bemüht sich um eine Neuzulassung des Typs. Bei der Prüfung hatte die FAA zuletzt jedoch neue, nicht näher spezifizierte Probleme entdeckt, was zu einer weiteren Verzögerung beigetragen hat. Boeing hofft, die nötigen Änderungen und den Papierkram im September fertig zu haben. Dann könnte der nötige Zertifizierungsflug im Oktober stattfinden und die stillgelegten Maschinen in den folgenden Wochen wieder starten.

Allerdings macht sich bei Branchenvertretern und in Behörden die Einschätzung breit, dass die 737 Max 8 in diesem Jahr nicht mehr abheben kann und erst Anfang 2020 wieder fliegen wird. Für diesen Fall dürfte Boeing härtere Maßnahmen ergreifen: "Sollte sich am möglichen Termin der Wiederinbetriebnahme etwas ändern, könnten wir gezwungen sein, über eine weitere Drosselung der Produktion oder andere Möglichkeiten nachzudenken", sagte Muilenberg. "Das schließt eine vorübergehende Stilllegung der Produktion der Max ein."

Im April hatte Boeing die Produktion seines neuen Mittelstrecken-Flaggschiffs bereits von 52 auf 42 Maschinen monatlich verringert. Die gedrosselte Produktion wirkt sich auch auf die Bilanz aus: Bauteile werden teuerer und die Einnahmen von den Kunden bleiben aus. Die produzierten Flugzeuge stauen sich – fertig lackiert für die Kunden – auf Landebahnen und Parkplätzen am Produktionsstandort Renton (US-Bundesstaat Washington).

(vbr)