Borderlands 3 angespielt: Galaktischer Wahnsinn mit Routine

Mit Borderlands 3 kehrt der König der Loot-Shooter zurück. Der jüngste Teil ist ein unkompliziertes Ballerspektakel, das sich auf altbekannte Stärken stützt.

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Borderlands 3 angespielt: Galaktischer Wahnsinn mit Routine

(Bild: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Für das texanische Entwicklerstudio Gearbox und ihren eloquenten Boss Randy Pitchford lief es schon mal besser: Nach einigen Flops wie Battleborn ruhen jetzt alle Hoffnungen auf dem dritten Teil ihrer schrägen Borderlands-Reihe. Borderlands 3 entführt die Spieler erneut in ein umfangreiches Solo- oder Koopspektakel, bei dem sich Irrsinn und Action die Hand geben. Kein Wunder, dass Gearbox bei der bewährten Erfolgsformel keine Experimente wagt.

Es ist einige Zeit vergangen, seit Bösewicht Handsome Jack das Zeitliche gesegnet hat. Die Kammerjäger aus den Vorgängern haben sich in alle Winde zerstreut. Dummerweise tauchen ausgerechnet jetzt die beiden fiesen Livestreamer Tyreen und Troy auf, die auf der Jagd nach mehr Klicks, Geld und Macht die ganze Galaxis brandschatzen. Ex-Firehawk Lilith trommelt ein paar alte und neue Kammerjäger zusammen, um den beiden endgültig den Saft abzudrehen.

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich bei dieser wilden Schatzjagd nur wenig geändert: Noch immer rennen die Spieler von einer Mission zur Nächsten, ballern alles ab und sacken Unmengen von zufällig generierten Waffen ein. Zusammen mit einigen Rollenspielelementen, mit denen die Jäger in Erfahrungsstufen aufsteigen können und neue Fähigkeiten erlernen, ergibt sich ein ungemein motivierendes Actionspektakel für bis zu vier Spieler im Koop. Dass diese Hatz auch solo sehr unterhaltsam ist, liegt nicht zuletzt an den schrägen Figuren, den witzigen Dialogen und dem – zugegeben – derben Humor.

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Echte Neuerungen müssen die Spieler dagegen mit der Lupe suchen. Am offensichtlichsten sind die vier neuen Kammerjäger: Der Beastmaster geht nicht ohne Schoßtierchen aus dem Haus, der Agent arbeitet mit Tricks und Täuschungen, die Waffenexpertin schlüpft schnell mal in einen Mechroboter und die altbekannte Sirene hält mit Warp-Tricks die Gegner in Schach. In den Koop-Kämpfen spielen die Jäger diesmal quasi in ihrer eigenen Instanz. Dadurch werden Waffenschaden und Fähigkeiten automatisch angepasst. So können Anfänger mit hochleveligen Spielern zusammenspielen. Fans der ersten Stunden dürfen endlich aufatmen: Dank der Instanzierung gibt es keinen Ärger mit der Loot-Vergabe, da jeder gefundene Gegenstand für den jeweiligen Spieler reserviert ist.

Borderlands 3 angespielt (5 Bilder)

Action satt: Borderlands 3 legt von Beginn an ein ordentliches Tempo vor. (Bild: heise online)

Dazu gibt es natürlich neue Waffen, die jetzt fast alle einen zweiten Feuermodus haben und ein paar neue Fähigkeiten. Die Schatzjagd ist jetzt nicht nur auf das altbekannte Pandora beschränkt, sondern führt die Jäger durch die ganze Galaxis. Ein Aha-Effekt stellt sich aber nicht ein, denn Wüste, High-Tech-Städte oder ein Mittelalterszenario bot schon der Vorgänger – nur eben auf einen Planeten beschränkt.

Am Spiel selbst hat sich nichts verändert: Die Areale sind groß, Munition ist chronisch knapp und die zahlreichen Bosskämpfe könnten einen zum Verzweifeln bringen, wenn das großzügige Respawn-System den Spielern nicht helfend unter die Arme greifen würde. Das alles sieht dank des zeitlosen Comic-Looks fantastisch aus, ist witzig, umfangreich und spektakulär – aber halt auch Stillstand auf hohem Niveau. Die einstige Parodie auf Military-Shooter wie Call-of-Duty ist endgültig im Mainstream angelangt und dürfte dank Feintuning am erfolgreichen Spielprinzip Gearbox und Publisher 2K enorm viel Kohle in die Kassen spülen. Ein paar neue Ideen hätten es aber schon sein können, als das olle Spielprinzip erneut durchzukauen.

So viel Fanservice hat auch etwas Gutes: Borderlands 3 verzichtet bis jetzt komplett auf Lootboxen oder Pay-to-Win-Mechaniken, die den Spielern Geld aus der Tasche ziehen. Im hart umkämpften Loot-Shooter-Genre ist das ein wichtiges Zeichen, das hoffentlich Schule macht.

Borderlands 3 ist Borderlands, wie es die Fans lieben: Gearbox Software wagt keine Revolution, sondern justiert nur ein paar Stellschrauben für ein unkompliziertes Ballerspektakel. Wer also mit dem schrägen Mix aus Shooter, Rollenspiel und derben Witzen bisher nix anfangen konnte, kann getrost einen großen Bogen um die irrwitzige Schatzjägersuche machen. Die Fans hingegen dürfen sich auf wilde Koop-Schlachten, absurd-komische Nebenmissionen und mächtig viel Pixel-Wahnsinn freuen. Für die Zukunft wünscht man der Reihe aber etwas mehr Mut zu neuen Ideen, bevor das einst frische Borderlands nur zu einer weiteren Shooter-Marke in der Masse wird.

Borderlands 3 ist am 13. September für Windows (zeitexklusiv im Epic Store), PS4 und Xbox One erschienen und kostet ca. 60 Euro. USK ab 18. Für unseren Artikel haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.

(dahe)