Build 2019: Was kann die Microsoft-Community erwarten?

Microsofts Build-Konferenz verspricht Neuigkeiten zu den Cloud-Angeboten, zu Windows, SQL Server und der Entwicklungsplattform .NET.

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Build 2019: Was kann die Microsoft-Community erwarten?
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg
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Am Montag, den 6. Mai, beginnt in Seattle Microsofts Entwicklerkonferenz "Build 2019". Den Auftakt markiert um 17.30 Uhr deutscher Zeit die Keynote "Imagine – Create – Code". Hier werden neben Microsoft-Chef Satya Nadella auch Scott Guthrie (Executive Vice President im Bereich Cloud und AI) sowie Rajesh Jha (Executive Vice President im Geschäftsfeld "Experiences and Devices") Neuerungen präsentieren.

Die Keynote und ausgewählte Vorträge können Interessierte kostenfrei im Live-Stream verfolgen. Kurzentschlossene können sich auch noch für rund 2400 Dollar zur Teilnahme vor Ort anmelden: Anders als noch vor Jahren ist die Veranstaltung nun das zweite Jahr in Folge nicht ausgebucht, wie US-Medien berichten.

Anders als in der Vergangenheit setzt Microsoft nicht mehr auf strenge Geheimhaltung und schon erste Ankündigungen der Konferenz vorweggenommen. Dazu gehören ein neues Modul zur Entscheidungsfindung in dem KI-Cloud-Dienst Azure Cognitive Services. Zudem erhält Microsofts Cloud-Angebot auch einen Blockchain-Service. Die bereits auf der Build 2018 angekündigte KI-Unterstützung im Suchdienst Azure Search, genannt Cognitive Search, ist nun fertiggestellt.

Das werden sicherlich nicht alle Neuigkeiten zu Azure sein, denn in der Agenda überwiegen die Vorträge zu Cloud-Themen. Zum Suchbegriff "Azure" findet man 213 Treffer im Vortragskatalog, während es zu "Windows" nur 75 Treffer und zu ".NET" nur 32 Vorträge gibt. 26-mal findet man "DevOps" und 22-mal "SQL".

Microsoft auch schon verraten, dass mit Azure SQL Database Edge eine auf ARM- und x64-Systemen installierbare SQL-Datenbank mit niedrigen Systemanforderungen kommt. Die Programmierschnittstelle soll kompatibel zu Microsofts Cloud-basierter Datenbank Azure SQL Database und dem lokal installierbaren SQL Server sein.

Im Hinblick auf das Windows-Betriebssystem weckt der Vortrag "Windows UI platform roadmap" Hoffnungen, denn das Abstract spricht von der Entkopplung des UI vom Betriebssystem. Das könnte ein erster Schritt sein, bestehende Windows-Anwendungen auf andere Betriebssysteme zu bringen.

Auch ein Thema wird die Verbesserung der Linux-Integration in Windows durch das Windows Subsystem for Linux (WSL) sein, siehe Vortrag "The new Windows subsystem for Linux architecture: a deep dive", in der Microsoft eine neue WSL-Architektur präsentieren will, die schnellere IO-Operationen und Unterstützung für mehr Linux-Anwendungen bieten soll.

Kein Thema auf der Build 2019 soll das neue Betriebssystem "Windows Lite" auf Basis des Windows Core OS sein, weil Microsoft damit noch nicht so weit ist; zum Beispiel läuft der neue auf Chromium aufbauende Edge-Browser noch nicht auf Windows Lite, weil dazu APIs fehlen.

.NET-Entwickler können sich auf einen Fertigstellungstermin für .NET Core 3.0 freuen. Microsoft hatte bereits vor einigen Wochen in der .NET Core Roadmap dokumentiert, dass auf der Konferenz ein definitiver Erscheinungstermin "im 2. Halbjahr 2019" bekannt gegeben werden soll. Aktuell ist .NET Core 3.0 im Preview-4-Stadium.

.NET Core 3.0 ermöglicht erst mal nicht nur die Entwicklung von Web- und Konsolenanwendungen sowie Windows-10-Apps, sondern auch klassische Desktop-Anwendungen mit Windows Forms und Windows Presentation Foundation (WPF). Anders als andere .NET Core-Anwendungen laufen .NET-Core-basierte Desktop-Anwendungen aber nur auf dem Windows-Betriebssystem, nicht auf Linux und macOS.

Mit .NET Core 3.0 werden auch ASP.NET Core und Entity Framework Core auf Version 3.0 aktualisiert. Bereits vor einigen Tagen hatte Microsoft angekündigt, ASP.NET Blazor zur Marktreife zu bringen. Dazu wird es einen Vortrag von Daniel Roth geben. Bei Entity Framework Core gibt es zwar zahlreiche angekündigte neue Funktionen (z. B. Unterstützung für N:M-Abstraktion und eine SQL-Generierung für LINQ-Abfragen, die bisher im RAM stattfinden), aber in der Preview 4 finden die Nutzer bisher nichts als Breaking Changes, die auf die neuen Funktionen vorbereiten sollen.

Zudem wird Microsoft über die Zukunft von .NET Framework und .NET Core über die Version 3.0 hinaus reden (vgl. Vorträge ".NET Today and Tomorrow" und ".NET Platform Overview and Roadmap" von Scott Hanselman, Scott Hunter und Olia Gavrysh). Bereits Ende 2018 hatte Microsoft durchblicken lassen, dass das klassische .NET Framework auf das Abstellgleis geschoben wird.

Damit bleiben dann mit .NET Core (für Windows, Linux und macOS) und Mono (für Windows, Linux, macOS, iOS, tvOS, watchOS, XBoxOne, Sony Playstation, IBM AIX, Sun Solaris und BSD-Varianten) aber weiterhin zwei .NET-Varianten, die unterschiedliche Betriebssysteme und Funktionen unterstützen. Mono ist die Basis für die Cross-Platform-Entwicklung mit Xamarin, hierzu wollen Miguel de Icaza und James Montemagno einen Ausblick in die Zukunft geben, im Vortrag "The Next Transformation in Mobile Development with Xamarin".

Das Projekt "CoreRT", ein Ahead-of-time-Compiler für .NET Core, hat seit 2016 nur ein Release 0.0.1 hervorgebracht, ist aber weiterhin in der aktiven Entwicklung, wie der GitHub Pulse zeigt. Es gibt in GitHub auch einen definierten Meilenstein "Preview". Die Build wäre eine Gelegenheit, zu klären, ob Microsoft nun einen AOT-Compiler als Alternative zum Just-in-Time-Compiler (JIT) bringen will oder nicht. (ane)