CES 2004: Der Countdown läuft

Ab 7. Januar gewährt die Consumer Electronic Show in Las Vegas wieder Einblicke in die Zukunft der Bereiche Unterhaltungselektronik und Computertechnik.

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Von
  • Nico Jurran

Las Vegas kommt seit einigen Monaten nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus: Erst der tragische Unfall von Roy Horn, dann der Aufenthalt von Michael Jackson während der Durchsuchung seines Neverland-Anwesens und gerade erst die Überraschungsehe von Britney Spears -- mit anschließender Blitz-Annulierung. Auch die IT-Branche war kürzlich vor Ort und versuchte, die Comdex neu zu beleben. Ab dem 8. Januar wird nun die berühmte Spieler-Stadt mit nachgebauten Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm und Markusplatz abermals im Interesse der internationalen Medien und der IT- wie der Unterhaltungselektronikbranche stehen: Dann nämlich findet wieder die größte amerikanische Unterhaltungselektronikmesse statt, die International Consumer Electronic Show (CES). Bereits einen Tag zuvor bekommt die internationale Journalistenschar auf Pressekonferenzen von einigen Branchengrößen die kommenden Attraktionen präsentiert.

Interessant dürfte dabei unter anderem sein, ob Panasonic nach der letztjährigen Unterstützungserklärung für Windows Media Audio dieses Mal DVD-Player ankündigen wird, die von CD beziehungsweise DVD auch Videos im Windows-Media-Video-Format (WMV) abspielen können. Immerhin wird es für Microsoft langsam Zeit, DivX und seiner wachsenden Zahl von Unterstützern unter den Herstellern von Billig-Playern Paroli zu bieten. Und nachdem man im vergangenen Jahr bereits einen Videorecorder zur Aufzeichnung analoger Fernsehsendungen im WMV-Format bewundern durfte, stehen die Chancen gut, dass auf der diesjährigen CES gleich mehrere DVD-Videorecorder gezeigt werden, die mit effizienteren Kompressionsverfahren den Platz auf DVD-Rohlingen besser nutzen. Hierbei treten gleich mehrere Formate gegeneinander an; so dürfte neben WMV vor allem DivX und H.264 als Aufzeichnungsformat Unterstützer finden. Einen Vorstoß wagte ja zuletzt AeonDigital mit der Ankündigung eines DVD-Recorders, der in Windows Media 9 (WM9) aufnimmt.

Auf der anderen Seite will die DVD+RW Alliance in Las Vegas die im vergangenen Oktober angekündigte zweischichtige DVD+R (DVD+R9) präsentieren. Sie soll bei Verwendung des Kompressionsformats MPEG-2 (und der damit verbundenen Kompatibilität zu gewöhnlichen DVD-Playern) endlich eine TV-Aufzeichnung jenseits von 2 Stunden in DVD-Qualität ermöglichen. Zu klären ist dabei aber noch, inwieweit sich bisherige DVD-Brenner einsetzen lassen beziehungsweise zu welchem Preis die ersten DVD+R9-Brenner und -Rohlinge verfügbar sein werden.

Schließlich dürften auch PC-User daran interessiert sein, unter welchen Voraussetzungen sie die zweischichtigen Rohlinge zur Datensicherung einsetzen können -- wenn dieser Technik nicht auf der CES die HD-DVD (bis vor kurzem bekannt als "Advanced Optical Disc", AOD) bereits komplett die Show stiehlt. Dann allerdings dürften sich auch die Verfechter der Blu-ray-Disc wieder zu Wort melden -- im Falle von Sony vielleicht sogar mit der konkreten Ankündigung bespielter Scheiben, die Sony-Tochter Columbia TriStar für den amerikanischen Markt bislang noch recht vage für Mitte 2005 in Aussicht gestellt hat. Ein Blu-ray-Update wurde der Presse jedenfalls bereits im Vorfeld der CES angekündigt.

Eines jedenfalls zeigt dies alles deutlich: Unterhaltungselektronik und Computertechnik sind in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen praktisch untrennbar zusammengewachsen -- wenn auch möglicherweise nicht so, wie sich dies die Verfechter der Verschmelzung von TV und Computer einst vorstellten. Die Consumer Electronic Show war hierfür in den vergangenen Jahren ebenso ein Spiegel wie für die Spannungen, die sich daraus ergeben. Schließlich erklärten Vertreter beider Lager auf den Messen die Technik der Gegenseite immer wieder für obsolet.

Dazu passt, dass auch in diesem Jahr wieder Bill Gates die Voreröffnungsrede der Unterhaltungselektronikmesse hält, während die eigentliche Eröffnungsrede Fumio Ohtsubo übernimmt, seines Zeichens Präsident der Panasonic AVC Networks Company. Zu erwarten ist, dass der Microsoft-Gründer zumindest neue Modelle seiner Windows Media Center PC vorstellt, die -- ganz im Sinne vieler amerikanischer Heimcineasten -- künftig wohl auch hochauflösendes Fernsehen (HDTV) unterstützen dürften. Gespannt darf man zudem sein, ob Gates darauf eingeht, dass die Redmonder die Weiterentwicklung der Smart Displays einstellten. Recht wahrscheinlich ist, dass dafür Windows Pocket PCs noch stärker in den Vordergrund gerückt werden, die in den kommenden Jahren verstärkt als portable Videoplayer dienen sollen.

Schon auf der CES 2003 hatte Gates zudem unter dem Namen "Media2Go" einen Video-Player mit eingebauter Festplatte präsentiert. Als Teil der Embedded-Windows-Sparte bekam das Projekt den etwas komplizierteren Namen "Windows Mobile Software for Portable Media Centers" verpasst.

Mehr Raum wird auf der CES in diesem Jahr erstmals dem Bereich "Computer- und Videospiele" eingeräumt, dem neben Ausstellungsflächen gleich mehrere Reden und Veranstaltungen gewidmet sind. Ob Sony und Microsoft bereits auf der CES Details zur Playstation 3 beziehungsweise zur Xbox 2 verraten werden, ist jedoch noch unklar. Dafür will das in der Vergangenheit wegen angeblich schlechter Zahlungsmoral bei MPEG-2-Lizenzgebühren unter Druck geratene Unternehmen Apex nach eigenen Angaben für 299 bis 399 US-Dollar eine eigene Spielkonsole mit dem Namen "ApeXtreme" auf den Markt bringen. Wir sind gespannt, ob es auf der CES 2004 auch tatsächlich etwas von der neuen Maschine zu sehen geben wird. (nij)