Chat am Freitag: Ein Linux für alle -- ohne Red Hat?

Kann UnitedLinux auch ohne Red Hat die von Unix bekannte Zersplitterung des Marktes verhindern und wie groß ist die Gefahr der Ausgrenzung der Community? Diesen Fragen will der Chat auf heise online am Freitag nachgehen.

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Von
  • Egbert Meyer

Vier der größten Linux-Distributoren wollen künftig eine gemeinsame Linux-Distribution für den Unternehmenseinsatz entwickeln. Die Allianz von Caldera, Connectiva, SuSE und TurboLinux richtet sich gegen die Zersplitterung des Linux-Marktes: Man müsse sich die Frage stellen, warum es Linux in Unternehmen immer noch so schwer habe, sagte Ransome Love, CEO von Caldera, gegenüber US-Medien. "Gegenwärtig liefern wir Linux mit unterschiedlichen Libraries und Kernel-Versionen aus". Theoretisch könne man zwar eine Anwendung auf verschiedenen Versionen von Linux laufen lassen, nur sei das nicht so einfach; je nach Distribution müsse man die Dateien in verschiedene Verzeichnisse packen. Insgesamt wohl zu wenig, um zögernde und weltweit operierende Firmenkunden auf Linux einzuschwören.

Künftig soll weniger Konkurrenz das Geschäft beleben und jede Distribution auf einer gemeinsamen CD mit demselben Kernel, identischen Libraries und einer gemeinsamen Installationsroutine geliefert werden. Den Applaus der Industrie sind sich die vier Allianzmitglieder bereits heute sicher. So erklärte etwa Hewlett-Packard United Linux zum wichtigen Meilenstein, der die Nutzung von Linux in Unternehmen fördern kann. Ähnlich freundliche Töne waren von NEC, Fujitsu-Siemens, AMD, Intel, Borland oder SAP zu hören. Auch IBM gehört zu den Befürwortern, will in gleichem Maße aber den bisher einzigen weltweit operierenden Linux-Distributor Red Hat unterstützen. Und der ist weder Alliierter noch ein pflegeleichter Mitbewerber. Immerhin hatte Red Hat zuletzt versucht, den Konkurrenten SuSE und Mandrake mit einem preiswerten Cross-Update auf Version 7.3 die Kunden abspenstig zu machen.

Beobachter bezweifeln indes, dass SuSE & Co. ihr Ziel auch ohne die Mitwirkung des weltweit führenden Distributors erreichen können. Nicht mit von Partie sind zurzeit auch Mandrake, Slackware sowie das nichtkommerzielle Debian-Projekt. Allerdings bemühte sich die Allianz zu versichern, dass UnitedLinux grundsätzlich für alle offen ist; mit oder ohne Red Hat.

Zumindest der Linux-Verband LIVE will auf den freien Wettbewerb "zwischen einer überschaubaren Anzahl von Distributionen" nicht verzichten. Das sei durchaus im Interesse aller Beteiligten, sofern es entsprechende Standards gebe. Grundsätzlich unterstütze man jede Kooperation und befürworte die Vereinheitlichung der GNU/Linux-Varianten. "Gemäß unseres Satzungsziels und auch im Interesse der meisten Mitglieder müssen wir natürlich betonen, dass die freie Verfügbarkeit nicht leiden darf und die Basis der gesamten Linux und Free Software-Entwicklung, nämlich die Community, nicht ausgegrenzt werden darf, erklärte Vorstandsmitglied Daniel Riek auf Anfrage von heise online.

Unklar ist derzeit auch, ob das Open Software Development Lab und andere Linux-Organisationen künftig mit der Allianz an einem Strang ziehen oder ob die bereits existierenden Linux-Standardisierungsansätze der Free Standards Group damit hinfällig werden. Zumindest die Free Software Foundation begegnet UnitedLinux mit Skepsis. Kann UnitedLinux die von Unix bekannte Zersplitterung des Marktes verhindern oder sinkt lediglich die Zahl der heterogenen Distributionen? Bleibt die Allianz auf Dauer unter sich oder läuft es auf eine umfassende Zusammenarbeit aller Distributoren und damit weniger Wettbewerb hinaus? Diesen und anderen Fragen will der Chat auf heise online am Freitag, dem 7. Juni, nachgehen.

Auf dem Podium nehmen Gregory Blepp (Vice President International bei SuSE) und SuSE-Entwicklungschef Markus Rex Platz. Vom LinuxTag aus Karlsruhe werden Daniel Riek (Vorstandsmitglied des Linux-Verbands LIVE), Martin Joey Schulze, Debian-Entwickler und Mitglied des LinuxTag-Kernteams und iX-Redakteur André von Raison zugeschaltet. Die Runde komplettieren die Red-Hat-Geschäftsführer Dirk Haaga und Dieter Hoffmann, die von London aus gemeinsam die Fragen der User beantworten wollen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und dauert eine Stunde. Ab 14 Uhr führen Links auf der Chat-Seite und der Homepage von heise online direkt in den Chat-Raum. (em)