China soll bereits drei Exascale-Supercomputer betreiben

Chinesische Wissenschaftler können offenbar auf drei der weltweit schnellsten Supercomputer zurückgreifen.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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Offiziell betreibt China noch keine Exascale-Systeme; inoffiziell sollen es allerdings schon drei sein. Dabei handelt es sich um Supercomputer, die mindestens eine Trillion (1018) Rechenoperationen bei doppelter Genauigkeit (FP64) schaffen.

Zwei solcher Supercomputer betreibt China wahrscheinlich schon seit dem Jahr 2021: OceanLight und Tianhe-3. Ein drittes System sollte der Hersteller Sugon schon vor Jahren für das National Supercomputing Center in Shenzhen bauen, verzögerte sich jedoch lange. Insgeheim könnte Sugon das System aber inzwischen fertiggestellt haben.

Das glaubt zumindest Jack Dongarra, Mitgründer der prestigeträchtigen Top500-Liste. "Es ist bekannt, dass China über diese Computer verfügt, und sie sind schon seit einiger Zeit in Betrieb. Sie haben keine Benchmarks durchgeführt, aber [die Community] hat eine allgemeine Vorstellung von ihren Architekturen und Fähigkeiten, basierend auf den Forschungsergebnissen, die mithilfe dieser Maschinen entstanden sind", sagte Dongarra im Gespräch mit der South China Morning Post.

Bevor die USA die Hardware-Lieferungen an chinesische Firmen eingeschränkt haben, wollte Sugon einen Supercomputer mit zwei Exaflops bauen. Dazu sollten angepasste Epyc-Prozessoren unter einer AMD-Lizenz und selbst entworfene GPU-Beschleuniger zum Einsatz kommen. Die Kooperation hielt allerdings nur bis 2018, unter dem Markennamen Hygon hat Sugon ausschließlich Zen-1-Prozessoren herausgebracht.

Im November 2022 hat Hyperion Research zuletzt über den Sugon-Supercomputer berichtet. Damals äußerte der Marktforscher die Vermutung, dass die Firma AMDs Epyc-9004-Prozessoren (Genoa, Zen 4) verwenden könnte.

Schon seit Jahren meldet China keine neuen Supercomputer mehr in der Top500-Liste. Dongarra vermutet, dass man so nicht noch stärkere Handelsrestriktionen seitens der USA provozieren möchte.

Im OceanLight kommen derweil ShenWei-Prozessoren des chinesischen Herstellers Sunway mit selbst entworfener Architektur zum Einsatz. Sie enthalten 512 Bit breite Vektoreinheiten, die mit Intels AV-512 vergleichbar sind und die meiste Rechenarbeit stemmen. Tianhe-3 verwendet einen Mix aus ARM-FeiTeng-Prozessoren und Matrix-Rechenbeschleunigern.

Die USA haben bisher einen Exascale-Supercomputer in der Top500-Liste: Frontier mit Epyc-CPUs und Instinct-Beschleunigern von AMD, die gemeinsam 1,1 Exaflops schaffen. Das zweite System Aurora mit zwei Exaflops könnte nächsten November-Liste auftauchen. Darin stecken Xeon-Max-Prozessoren aus der Sapphire-Rapids-Familie und Ponte-Vecchio-Beschleuniger, jeweils von Intel.

In Europa entstehen derzeit zwei Exascale-Systeme: Jupiter im deutschen Forschungszentrum Jülich und ein noch namenloses System im Très Grand Centre de Calcul der französischen Kommission für alternative Energie und Atomenergie in Bruyères-le-Châtel. Welche Hardware zum Einsatz kommt, ist in beiden Fällen noch nicht bekannt.

(mma)