Chinesische Filtersoftware: Solid Oak geht in die Offensive

Das kalifornische Unternehmen Solid Oak Software, dessen Filterprogramm CyberSitter offenbar teilweise kopiert wurde und in das chinesische Green-Dam-Projekt einfloss, will in der Volksrepublik jetzt ein eigenes Produkt anbieten - kostenlos.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das kalifornische Unternehmen Solid Oak Software, dessen Internet-Filterprogramm CyberSitter offenbar teilweise von chinesischen Entwicklern kopiert worden war und in das staatliche Green-Dam-Projekt einfloss, will in der Volksrepublik nun selbst aktiv werden. US-Medien zufolge kündigte Unternehmenschef Brian Milburn am Wochenende per E-Mail an, dass man ein eigenes Filterprogramm ab dem kommenden Monat "kostenlos oder für sehr wenig Geld" in China verteilen werde.

China hatte im Frühjahr mit einer Anordnung für internationales Aufsehen gesorgt, wonach ab dem 1. Juli auf jedem im Land verkauften neuen PC die Filtersoftware "Green Dam Youth Escort" installiert oder die Software zumindest auf einem Datenträger mitgeliefert werden muss. Die Regierung betonte, die von ihr finanzierte Software diene dem Schutz von Minderjährigen vor Pornografie und anderen für sie schädlichen Inhalten. Schulen und öffentliche Einrichtungen wurden angewiesen, die Green-Dam-Software auf ihren Rechnern zu installieren.

Solid Oak beklagte aber schon kurze Zeit später, dass die Benutzeroberfläche von Green Dam stark an das eigene Produkt CyberSitter erinnere; auch würden zu CyberSitter gehörende DLLs verwendet. Ein Team der University of Michigan fand bei einer Analyse schließlich Blacklists, die aus CyberSitter stammten. Sogar eine verschlüsselte Pressemitteilung von Solid Oak Software aus dem Jahr 2004 soll mit ins Programm gerutscht sein. Als auch noch Berichte über Sicherheitslücken im Grünen Damm auftauchten, legte die Regierung die Einführung der Filtersoftware vorerst auf Eis.

Dennoch begannen Computerhersteller wie Lenovo, Asus und Acer im August mit der Auslieferung der Filtersoftware zusammen mit Neugeräten. Obwohl in der aktuellen Green-Dam-Version einige Programmteile fehlen, die möglicherweise von CyberSitter übernommen wurden, will Solid Oak jetzt alle PC-Hersteller verklagen, die ihre Hardware mit "Green Dam Youth Escort" gebundelt haben.

"Green Dam ist eine Ansammlung von geklauten Komponenten", schimpft Milburn. "Die Verantwortlichen sollten sich schämen. Nicht nur weil sie die wichtigsten Elemente einfach kopiert haben, sondern weil sie daraus auch noch ein miserables Produkt gemacht haben." Um den PC-Nutzern in der Volksrepublik zu zeigen, dass es auch anders geht, will Milburn nun eine CyberSitter-Version in chinesischer Sprache und mit neuer Filtertechnik vertreiben, die rein URL-basiert arbeitet. "Unser Ziel ist dabei, das Produkt kostenlos anzubieten", heißt es bei Solid Oak. (pmz)