Comdex: Homo ludens digitaliensis

Gadgets rund um den Organizer fanden auf der Comdex ein dankbares Publikum.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Detlef Borchers

"Hast du einen Organizer in der Hose oder freust du dich wirklich, mich zu sehen?" Solche Fragen lassen sich vermeiden, wenn man die Mobile Pant von Dockers trägt. Die Tochter des Jeans-Herstellers Levi Strauss zeigte auf der Comdex eine Hose, die über zusätzliche tief liegende Innentaschen verfügt, die den Organizer und das Telefon aufnehmen können, ohne dass sich die Hose ausbeult. Gadgets dieser Art rund um den Organizer fanden auf der Comdex ein dankbares Publikum. Auf andere Art als Dockers löste Mascot Metropolitan das Problem: PDA Pro wird an den Gürtel geschnallt und bietet beim Gehen eine ausklappbare Schreibfläche. Zeit ist alles, weiß auch Airlib mit dem Blabbermouth, einem kleinen Pen-PDA, der wie die bekannten Notizblöcke an die Windschutzscheibe gepappt wird. Was sich der dahinbrausende Fahrer notiert, wird zu seinem Telefon als SMS geschickt.

Das auf der Comdex mit Preisen ausgezeichnete Virtual Keyboard von Senseboard war ein viel beachtetes Gadget, das hier schon vorgestellt wurde. Für Daumenakrobaten, die auf kleinstem Raum schreiben wollen, zeigte Seiko Instruments sein Thumboard für Palm- und Visor-Geräte. Wer mit seinem Palm-PDA telefonieren möchte und nicht auf den nächsten Schritt von Palm oder Handspring warten will, wird mit dem Mobile Modem von Motient bedient, allerdings nur in den USA.

Für Compaqs iPaqs zeigte die schwedische Firma abrandnewworld ihren Erweiterungssatz mit eigener Batterie, der GSM, GPRS und die LAN-Kommunikation mit 802.11b beherrscht. All diese Features reichten den Schweden aus, das Teil als 4G-Communicator auf der Messe anzupreisen, für die Zukunft nach UMTS. Eine andere handliche Erweiterung ist Presenter to Go von Margi, eine Steckkarte für den iPaq, an der ein Beamer für die Präsentation beim Kunden hängt.

"Stellen Sie sich vor, dass sie eine Videokonferenz auf dem Weg zum Flughafen haben und diese Konferenz beim Einchecken und später im Flughafen weiterführen können, ohne unterbrochen zu werden." Dieses Szenario, zu finden im Prospekt des Geode-Gateways von National Semiconductor muss vor dem 11. September niedergeschrieben worden sein. Der unter Linux laufende "Microserver" beherrscht GPRS, Bluetooth sowie WLANs nach 802.11b und sucht sich auf dem Weg durch den Flughafen immer die beste Übertragung aus.

Ähnliche Konzepte, doch nicht vom konferenzgestressten Menschen zu tragen, zeigte die schwedische Firma Possio mit ihrem BestWip, einem schicken Gateway, der Bluetooth und 802.11 beherrscht. Über das stromsparende Bluetooth können sich PDA-Besitzer einfach ins Internet einloggen. Blue2Space, ebenfalls eine schwedische Firma, baut dieses Konzept mit Blueball genannten Verstärkern noch aus. Im Haus oder in der Firma aufgestellt, bilden die Geräte von der Größe eines MP3-Players automatisch ein Netzwerk von 1000 Metern Reichweite, in dem Daten, Telefongespräche und Videos mittels Bluetooth und 802.11b übertragen werden. Schließlich sei noch die Firma Bluefish Wireless aus Australien erwähnt, die ein Netz von öffentlichen Bluefish-Points favorisiert, über die der PDA mit Bluetooth oder Infrarot überträgt. Die Points übertragen wiederum zu einem Server, der alle Netztechniken beherrscht, In den USA soll Bluefish zur Datenübertragung das aus der Mode kommende Pager-Netzwerk von ReFlex benutzen.

Und dann ist es passiert: Handy verlegt, PDA vergessen, Pass nicht gefunden? Macht nichts -- wenn man Dipo-Nutzer ist. Das französische System der gleichnamigen Firma will die Transponder-Technik für jedermann nutzbar machen. Knopfgroße Dipos klebt man auf alles, was schnell vergessen ist. Wird ein mausähnliches Detektorgerät angeschaltet, spürt es die Sachen auf, indem es Hinweise blinkt, in welcher Richtung sie liegen und wie weit sie entfernt sind. Dipo ist übrigens der Beweis, dass auch kleine Dinge ein Recht auf Akronyme haben: Ausgeschrieben heißt das System "Le Détecteur Individuel de Perte d'Objects".

Aber was macht der mobile Mensch, wenn er kein französisch kann? Er greift zu einem weiteren Gadget, dem Universal Translator der russischen Firma Ectaco. Das Gerät versteht Englisch und setzt gesprochene Floskeln in sechs Sprachen um, darunter Französisch und Deutsch. Die Resultate auf dem lauten Messestand waren putzig: "Can I reserve a seat?" wurde zu "Darf ich mich hinsetzen?"

Zum guten Schluss sei das ProScope erwähnt, ein billiges Handmikroskop mit 50-facher Vergrößerung für den Anschluss an den USB-Port, Am Stand der Firma Bodelin herrschte ständig Gedränge, weil jeder sehen wollte, wie schuppig seine Haut ist. Vielleicht ist es eines Tages nützlich, extrem miniaturisierte PDAs su suchen, die in die Fontanellen gepflanzt werden -- wer weiß? (Detlef Borchers) / (jk)