Computex

Computex 2010 – Der Countdown läuft

Der Tag davor: Impressionen von der Computex in Taiwans Hauptstadt Taipei am Tage vor der offiziellen Messeeröffnung liefern einen ersten Eindruck von der zweitgrößten IT-Messe der Welt.

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Von
  • Georg Schnurer

Ja, optimistisch sind sie schon, die Veranstalter der Computex 2010. Auf der Vorschau-Pressekonferenz übte sich Yuen-Chuan Chao, President und CEO des Messeausrichters Taitra, auf jeden Fall schon mal in positivem Denken: 2010 sei bislang ein gutes Jahr gewesen und werde auch im weiteren Verlauf wirtschaftlich gesehen eine positive Entwicklung aufweisen. Der staunende Europäer traut angesichts solcher Töne seinen Ohren nicht und fragt lieber noch mal nach, woher denn angesichts der längst noch nicht ausgestandenen weltweiten Wirtschaftskrise dieser Optimismus stammt.

Die Antwort von Herrn Chao war dann auch etwas verklausuliert: Als Messeveranstalter habe man hier einen prima Indikator zur Hand, nämlich eine weitere IT-Messe, die TICA. Auf dieser im August stattfindenden Show würde es vor allem um den Verkauf tatsächlich lieferbarer Produkte gehen. Wenn sich also besonders viele Aussteller schon jetzt für diese Messe anmelden – so die Logik des Taitra-Chefs – erwarte die IT-Branche wohl überproportional gute Geschäfte fürs laufende Jahr. Mit dem Optimismus ist das so eine Sache: Krisengebeutelten Europäern schlägt er mitunter etwas auf den Magen.

Doch tatsächlich könnten sich die Aussichten für die taiwanische IT-Industrie anders gestalten als für die Branchenvertreter der nicht-asiatischen Welt. Die Taitra konnte sich auf der Pressekonferenz jedenfalls nicht über mangelndes Interesse beklagen: Der recht große Saal war bis auf den letzten Platz mit Medienvertretern besetzt und auch die eilends herbeigeschafften Reservestühle garantierten noch längst nicht jedem Besucher einen Sitzplatz. Allerdings zeigte sich beim Durchblättern der Besucherliste eine auffällige Verschiebung: Kamen in der Vergangenheit noch gut ein viertel der Pressevertreter aus Westeuropa, so waren es dieses mal auffällig wenige. Die meisten Journalisten kamen aus Asien, gefolgt von einer auch recht beachtlichen Zahl Osteuropäischer Medienvertreter.

Das spiegelt auch recht gut die Verlagerung des Geschäfts wieder: Mehr und mehr Produkte werden nach Asien, und hier vor allem nach China verkauft. Insgesamt wird der große Bruder jenseits der Taiwan-Straße wirtschaftlich immer wichtiger für Taiwan. Festlandchina ist nicht mehr nur günstige Produktionsstätte für viele taiwanische Unternehmen, sondern wird auch ein immer größerer Absatzmarkt.

Volle Hallen

Die Veranstalter Taitra und TCA freuten sich mal wieder über ein ausgebuchtes Messegelände. Klar, die Computex ist auch 2010 ausverkauft. Doch ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass die 2009 noch geöffnete Halle 2 des TICC in diesem Jahr ungenutzt bleibt. So gesehen war die CeBIT 2010 auch "ausverkauft", obwohl einige Hallen leer standen: Die letztlich genutzten Hallen und Hallenteile waren ja alle vergeben.

Das "Ms. Tech Selects"-Logo soll auf bevorstehende Auftritte der Messebotschafterin aufmerksam machen.

Eine Neuerung gilt es im Vergleich zum Vorjahr noch zu erwähnen: Die Veranstalter haben die "Ms. Tech" gewählt. Die junge Dame soll als Botschafterin der Messe fungieren und wird im Verlaufe der Ausstellung sicher an vielen Ständen zu sehen sein. Ihren ersten Auftritt hatte Sie bei der Verleihung der "Computex Taipei Design & Innovation Awards". Wie nicht anders zu erwarten sorgte das schon mal für ein hübsches Blitzlicht-Gewitter. Glücklicherweise verzichtete die spärlich gewandete Dame auf die in ihrem Logo zu sehende Lara-Croft-Pose mit gen Himmel gerecktem Schießeisen.

Wer am Messevortag schon mal einen Blick in die von Aufbauhektik geprägten Messehallen warf, dem zeigte sich das gewohnte Bild: Vor allem im Ausstellungsbereich im ersten Stockwerk der Halle 1 sah man (noch) leere Messestand-Skelette. Die dort üblicherweise anzutreffenden Produzenten von Kabeln, Zubehör und PC-Peripherie pflegen ihre Stände meist erst am frühen Morgen des ersten Messetages zu bestücken. Bei den größeren Ausstellern im Erdgeschoss war man dagegen schon deutlich weiter: Teils wurde bereits sauber gemacht, teils die letzten Exponate platziert und zum Teil auch schon die angeheuerten Show-Girls instruiert.

Computex 2010: Aufbau (32 Bilder)

TICC

Asus hat sich auf der Computex 2010 den Eingangsbereich im TICC gesichert und gehört so zu den sogenannten "Stellar Exhibitors".

In der Nangang-Halle findet man die großen Namen der IT-Branche: Intel und Microsoft dürfen da natürlich nicht fehlen und auch die "üblichen Verdächtigen" der taiwanischen IT-Hersteller wie etwa MSI oder Shuttle sind dort anzutreffen. Asus hat sich dieses Mal im Eingangsbereich des TICC als sogenannter "Stellar Exhibitor" breit gemacht. Gigabyte tummelt sich dagegen im Erdgeschoss der Halle 1. Für Besucher heißt es also wieder einmal: auf zum fröhlichen Hallen-Hopping. Wer mag kann den Weg zwischen dem alten und dem neuen Messegelände zum Sideseeing per MRT nutzen: Die braune Linie von Taipeis Schnellbahnsystem endet nun direkt an der Nangang-Halle.

Allerdings macht die Bahn einen gewaltigen Schlenker durch die Stadt – vorbei an vor allem landschaftlich durchaus sehenswerten Plätzen. Für die Tour muss man gut 40 Minuten einplanen. Schneller geht es sicher mit der blauen Linie, allerdings ist hier noch ein Bus-Shuttle zwischen der Endstation "Nangang"“ und dem Nangang Exhibition Center einzuplanen. Alternativ dazu kann man sich natürlich auch in die zwischen den Hallen pendelnden Shuttlebusse setzen und hoffen, dass diese nicht im notorisch dichten Verkehr von Taiwans Hauptstadt stecken bleiben. (gs)