Crowdfunding-Plattform Kickstarter will anders sein

Die anfängliche Euphorie ums Crowdfunding ist abgeflaut. So mancher Geldgeber musste die Erfahrung machen, dass Erfinder scheitern können. Doch einige Erfolgsgeschichten halten das Interesse an dieser Art des Finanzierens wach.

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Crowdfunding-Plattform Kickstarter will anders sein
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Von
  • dpa

Die Finanzierungsplattform Kickstarter will anders sein als andere Internet-Startups. Mitgründer und Chef Yancey Strickler verspricht, "das Unternehmen nie zu verkaufen und nie an die Börse zu gehen". Wenn Geld in den Mittelpunkt rücke, drohe die Gefahr, das ursprüngliche Ziel aus den Augen zu verlieren.

Das Ziel lautet, Menschen mit Ideen und Internet-Nutzer mit Geld zusammenzubringen. Seit der Gründung von Kickstarter vor sechs Jahren kamen bereits rund 1,5 Milliarden Dollar für mehr als 85.000 Projekte zusammen. Beim Start der deutschen Version vor zwei Wochen wurden mehrere Projekte gleich am ersten Tag finanziert. Doch viele Geldgeber mussten bereits ernüchternde Erfahrungen machen. So manches Projekt wurde mit großer Verspätung vollendet – und einige auch gar nicht.

Ein typisches Beispiel dafür war myIDkey, ein USB-Stick mit Fingerabdruck-Sensor, der Passwörter speichern und automatisch ausfüllen sollte. Die Entwickler holten sich Anfang 2013 fast 500.000 Dollar bei Kickstarter und bekamen weitere drei Millionen Dollar Startup-Kapital von klassischen Investoren. Wie von Kickstarter grundsätzlich gefordert, gab es einen funktionierenden Prototyp. Doch in den Monaten danach scheiterte das Projekt kläglich. Am Ende bekamen nur wenige der über 3900 Geldgeber ihre Geräte – und auch die funktionierten recht dürftig.

"Wir legen die Risiken offen", sagt Strickler. Die Erfinder müssen über mögliche Schwierigkeiten aufklären. Es ist verboten, nur mit Entwürfen Geld einzusammeln. Kickstarter prüft die Projekte, bevor es sie zulässt. Und die Geldgeber selbst fungieren als zusätzlicher Filter: Weniger als 40 Prozent der vorgestellten Projekte schaffen überhaupt ihr Finanzierungsziel. Kickstarter bekommt dann seine Gebühr – egal, ob am Ende geliefert wird.

Erfinder und Geldgeber profitieren andererseits von den Erfolgsgeschichten, den Leuchtturm-Projekten. So sammelte ein kleines Team fast drei Jahre vor der Apple Watch über zehn Millionen Dollar für die Computer-Uhr Pebble ein. Auch hier gab es zwar Verzögerungen, doch inzwischen hat Pebble über eine Million Geräte verkauft. Das neue Modell Pebble Time mit farbigem E-Paper-Display steht vor dem Marktstart, auch wenn es nun gegen eine Vielzahl von Konkurrenten antreten muss. Obwohl der Hersteller inzwischen auch auf klassischen Kanälen Kapital einsammelt, durfte die Pebble Time noch einmal bei Kickstarter antreten und hält derzeit den Rekord mit Zusagen von über 20 Millionen Dollar.

Das bleibt eine Ausnahme, betont Strickler. "Sie haben mit uns angefangen und es sich verdient, auf der Plattform zu bleiben." Kickstarter habe aber schon viele etablierte Unternehmen abblitzen lassen: "Wir wollen kein Marketing-Kanal für große Firmen sein." Kein Problem hat Strickler hingegen damit, dass Stars wie Regisseur Spike Lee oder bekannte Schauspieler wie Zach Braff ("Scrubs") bei Kickstarter Millionenbeträge für ihre Projekte sammeln. "Auch etablierte Künstler haben nicht genug kreative Freiheit", gibt Strickler zu bedenken. Auch sie seien vor der Macht von Geldgebern zu schützen, die nur auf Profit aus sind.

Für Strickler ist es kein Zufall, dass in den USA die meisten Kickstarter-Projekte aus dem Bereich Musik kommen. "Die Kernfrage eines traditionellen Geldgebers lautet: Wird dieses Produkt erfolgreich und profitabel sein? Bei einer Finanzierungsplattform muss sich der Unterstützer nur fragen, ob ihm etwas gefällt." Er plant Kickstarter als ein Werkzeug für kreative Zusammenarbeit zu gestalten, das zukünftig über die Finanzierung hinausgeht. (un)