Der Mobilfunk bekommt sein Kuchenstück im UHF-Band

Die ITU-Wellenkonferenz öffnete das UHF-Band für mobile Dienste und stellt Spektrum im Bereich 790 bis 862 MHz zur Verfügung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Als einen wichtigen Schritt zur Schließung des digitalen Grabens bezeichnet der internationale Verband der Mobilfunkindustrie GSM Association (GSMA) die Öffnung des UHF-Bandes für mobile Dienste (IMT) durch die Wellenkonferenz (WRC 07) der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Für IMT wird laut den WRC-07-Beschlüssen künftig Spektrum im Bereich 790 bis 862 MHz zur Verfügung stehen und dort für mobile Dienste nutzbar sein, wo es frei ist. Allerdings gibt es keine global einheitlichen Frequenzen, in den USA und Südamerika wurde ein anderer und auch größerer Bereich festgelegt. Der Bereich 790 bis 862 MHz wird für Mobilangebote in Europa, Asien und dem Mittleren Osten geöffnet.

Vier Wochen lang rangen Vertreter von Regierungen und nationalen Regulierungsbehörden bei der ITU in Genf um die Zuweisung von Frequenzen für die kommenden vier Jahre. Zuletzt wurde von Donnerstag auf Freitag sogar die ganze Nacht verhandelt. Begleitet wurde diese Konferenz von intensivem Lobbying beider Seiten. Der Vorsitzende der WRC 07, Francois Rancy, sagte in einer offiziellen Stellungnahme im Verlauf der Konferenz, dass der Streit um die Frequenzzuweisung für den Mobilfunk die unerwartet hohe Teilnehmerzahl von etwa 2800 Delegierten erkläre. Für Regierungen sei die Neuorientierung in der Frequenzpolitik mit vielen Schwierigkeiten verbunden.

Die Entscheidung für die Öffnung des vom Rundfunk gehüteten UHF-Bereichs kam am Ende etwas überraschend. Über Wochen hatten vor allem europäische Regierungen einen Beschluss ihrer Regionalkonferenz im Rahmen der CEPT verteidigt, der eine Verschiebung der Öffnung vorsah. Doch der Kompromiss bröckelte. Laut Berichten befürworteten vor allem Frankreich und Großbritannien eine Zuweisung. Der Verband privater Rundfunk- und Telekommunikationsanbieter (VPRT) hatte die deutschen Verhandlungsteilnehmer zuvor noch einmal gedrängt, zum Schutz des Rundfunks hart zu bleiben.

Darüber, wer im Frequenzsummenspiel nun Gewinner und Verlierer ist, sind die beteiligten Parteien noch nicht einig. Aus dem Kreis der Landesmedienanstalten verwies man darauf, dass der zugewiesene Frequenzbereich kleiner ausgefallen ist. Nachforderungen sind laut dem aktuellen Stand wohl nicht auf der Agenda für die nächste WRC 2011. In gewisser Weise könnten die Rundfunker also "billiger" davonkommen. Andererseits verweisen Techniker darauf, dass wegen möglicher Interferenzprobleme ein direktes Nebeneinander von mobilen Diensten oder auch Wimax und Rundfunk wohl nicht möglich ist.

"Die Entscheidung durch die WRC ist ein wichtiger Schritt, hunderte Millionen Menschen in Entwicklungsländern und ländlichen Regionen der entwickelten Welt mit bezahlbarem Zugang zu Breitbanddiensten zu versorgen", sagte Tom Phillips, Leiter Government & Regulatory Affairs bei der GSMA. Der Ultrakurzwellenbereich eigne sich besser für diese Zwecke als Spektrum im Gigahertz-Bereich, wo die Konferenz ebenfalls Spektrum für IMT vorsah, wenn auch nicht einheitlich für alle Regionen.

Als Sieger bezeichneten sich in einer gemeinsamen Presseerklärung nach der Konferenz die Satellitenbetreiber Intelsat, Inmarsat und SES. Mit ihrer unmissverständlichen Kampagne "Keine Veränderungen" habe die Satellitenbranche es geschaft, ihre Nutzer vor möglichen Störungen durch Neulinge zu schützen. Die WRC habe ganz in ihrem Sinne eine globale Zuweisung für IMT im Satellitenband (C-Band) zurückgewiesen. (Monika Ermert) / (vbr)