Der Telekom-Chef kehrt mit hartem Besen

"Es ist ein langer Weg, bis alle Kunden von uns als Service-Unternehmen überzeugt und richtig begeistert sind", beschrieb der vor gut einem Jahr ins Amt gekommene René Obermann seine Sicht auf den Job an der Spitze der Deutschen Telekom.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Er ist der jüngste Konzernchef eines DAX-Unternehmens und einer, der nicht für Zurückhaltung bei seinen Vorhaben bei der Umstrukturierung der Deutschen Telekom bekannt ist: Seit gut einem Jahr steht der 44- jährige René Obermann an der Spitze der Telekom. Überraschend hatte ihn der Aufsichtsrat Anfang November 2006 zum Vorstandschef berufen. Obermann ist der fünfte Vorstandsvorsitzende der Telekom seit Privatisierung des Unternehmens vor 13 Jahren. Und er hat den schwierigsten Job in seiner Karriere: Die Telekom muss sich fit machen für den Wettbewerb und muss Kosten senken. Dafür streicht Obermann unter anderem Stellen, will aber gleichzeitig den Service verbessern.

"Es ist ein langer Weg, bis alle Kunden von uns als Service-Unternehmen überzeugt und richtig begeistert sind", umschrieb der gebürtige Düsseldorfer eines seiner wichtigsten Ziele. Tatsächlich steht er vor einer Herkulesaufgabe. Der scharfe Konkurrenzkampf, Kundenschwund, neue Techniken sowie die staatliche Regulierung halten den Manager unter Dampf. Dabei muss Obermann auf viele Interessen gleichzeitig Rücksicht nehmen. Der jugendlich wirkende Topmanager hat dem Ex-Monopolisten einen beispiellosen Sparkurs verordnet. Er zögert nicht, dort zu kehren, wo andere sich lieber nicht die Finger verbrennen wollen – bei den Arbeitsplätzen. Der Konzern, der im Inland mehr als 150.000 Menschen beschäftigt, gilt unter Marktbeobachtern im Vergleich zur Konkurrenz als überbesetzt und zu unproduktiv – besonders in der schwächelnden Festnetzsparte.

Dabei scheut Obermann auch nicht die Konfrontation mit den Gewerkschaften, wie der Telekom-Streik im April und Mai dieses Jahres zeigte. Das Großreinemachen hat dem Manager auch manches böses Wort eingebracht. Als "Bulldozer" oder "Dogge" wird er von jenen umschrieben, die ihm den gewaltigen Personalumbau übelnehmen und die um Besitzstände fürchten. Andere loben seinen Umgang mit den Mitarbeitern und die klare Art, Missstände anzusprechen.

Obermann ist ein Überzeugungstäter: "Wenn ich glaube, dass es der beste Weg ist, die Telekom langfristig erfolgreich zu machen, dann werde ich dafür kämpfen." Das hat er schon gezeigt, als er sein Volkswirtschaftsstudium schmiss, um sich seinem Handelsunternehmen ABC Telecom zu widmen. Nach dessen Verkauf ließ Obermann sich 1998 vom damaligen Telekom-Chef Ron Sommer anheuern. "Alternativlos" nennt er seine Strategie, den Bonner Konzern in die Spur zu bringen. Auch Aktionärsschützer sehen den Branchenriesen inzwischen auf richtigem Kurs. "Er packt den Stier bei den Hörnern", urteilt Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Aus seinem einjährigen Dienstjubiläum machte Obermann kein großes Aufheben. Für ihn stehen andere Dinge im Vordergrund. Zum Beispiel der Start des iPhone von Apple, auf dem viele Hoffnungen der Mobilfunksparte des Konzerns ruhen. Oder auch ganz private Dinge: Anfang November wurde bekannt, dass der Telekom-Chef und die TV-Moderatorin Maybrit Illner ein Paar sind. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)