Der neue US-Präsident will das Web zum Regieren nutzen

Barack Obama kann auf einen riesigen Wähler-Datenbestand zugreifen, über den er bei wichtigen Themen die Massen mobilisieren könnte.

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Nachdem Barack Obama den ehemaligen demokratischen Mehrheitsführer im US-Senat, Tom Daschle, zum Gesundheitsminister nominiert hatte, dachte sich das Team des designierten amerikanischen Präsidenten etwas ganz Besonders aus: Es lud die Bevölkerung dazu ein, Vorschläge zur künftigen Gesundheitspolitik auf der Website Change.gov abzugeben. Das pünktlich zum Machtwechsel in Washington eingerichtete Angebot erhielt innerhalb kürzester Zeit fast 4000 Kommentare von Nutzern, die Daschle und seine Berater dann per Videobotschaft beantworteten.

Das war nur ein erster Vorgeschmack auf die Web-zentrierte Kommunikationsstrategie von Barack Obama und seinem Team: Es sind nur noch wenige Wochen bis zu seiner Vereidigung am 20. Januar in Washington, und bereits jetzt sind diverse weitere Internet-Aktionen geplant, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Gleichzeitig arbeiten die Obama-Berater an der allgemeinen New-Media-Strategie des neuen Präsidenten. Noch sind erst wenige Details bekannt. Klar ist bereits jetzt, dass der künftige US-Machthaber eine riesige Datenbank mit detaillierten Angaben zu seinen Anhängern (und der US-Wählerschaft an sich) zur Verfügung haben wird – und diese wohl auch nutzen dürfte. Die Datenbasis wurde im Wahlkampf gesammelt, dort erstmals erfolgreich eingesetzt und enthält unter anderem Angaben über die politischen Ansichten einzelner Bürger und eventuell bereits geleistete Freiwilligeneinsätze für das Obama-Team. Die Online-Kontaktaufnahme geschieht unter anderem durch eine E-Mail-Liste mit 13 Millionen Empfängern, der größten in der politischen Geschichte der USA. Denkbar wäre beispielsweise, dass Obama darüber seine Anhänger schnell und gezielt mobilisiert, die dann wiederum Druck auf ihre lokalen Abgeordneten machen könnten, sollten die sich gegen die Agenda des Präsidenten stemmen.

Als Erstes dürfte nun aber die Wechsel-Webseite Change.gov weiter ausgebaut werden. Jascha Franklin-Hodge, Mitbegründer von Blue State Digital, der Internet-Politikberatung, die bereits die "Social Networking"-Aspekte von barackobama.com koordiniert hat und nun für das neue Angebot tätig ist, betont den dabei verwendeten kreativen Ansatz. "Das Obama-Team wollte die Website stets für die besten Ideen offenhalten. Das gilt auch für die verwendete Technologie." So stammt die Kommentarplattform für Daschles Feedback-Forum vom Spezialanbieter IntenseDebate. "Es gibt noch ein paar andere Werkzeuge von Drittanbietern, die wahrscheinlich in das Angebot integriert werden", kündigt Franklin-Hodge an.

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(bsc)