Die Finanzwelt und das Kryptogeld: Rekordzuflüsse und Bitcoin-Fonds

Eigentlich war Bitcoin mal als Alternative zur Bankenwelt angetreten. Die scheint aber im Kryptohype immer mehr das Geschäft mit dem Digitalgeld zu schätzen.

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(Bild: Svetlana Sotnikova/Shutterstock.com)

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Der Kryptogeldhype scheint immer mehr bei den Riesen der Finanzbranche Fuß zu fassen: Die Großbank Morgan Stanley will wohl ihren vermögenden Kunden das Investment in Kryptogeld eröffnen, erneut hofft ein Publikums-Fonds für Bitcoin in den USA auf Zulassung – und bei schon bestehenden Investmentvehikeln seien Rekordzuflüsse in Milliardenhöhe zu verzeichnen.

Insgesamt seien allein im ersten Quartal des Jahres 4,2 Milliarden US-Dollar in die Kryptogeld-Produkte von Vermögensverwaltern wie Grayscale und 21Shares geflossen. Das geht aus Zahlen des Anbieters Coinshares hervor, der im gleichen Geschäftsfeld tätig ist und sich auch zum Gegenstand der Zählung macht. 3,3 Milliarden US-Dollar davon steckten Investoren in Bitcoinfonds; Platz zwei nahm Ethereum mit 731 Millionen US-Dollar ein. Im vorigen Quartal seien es noch 3,9 Milliarden US-Dollar gewesen. In Summe befänden sich damit über 55 Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen in solchen Kryptoanlagen.

Das Prinzip: Die Firmen kaufen Kryptogeld, verwahren es nach eigener Aussage sicher und bieten das Ganze dann im Mantel eines regulierten Finanzprodukts feil, von dem man Anteile kaufen und so an Kursentwicklungen teilhaben kann. Der Vorteil gegenüber einer direkten Anlage dürfte vor allem Bequemlichkeit sein: Man kauft den Kryptomarkt, ohne sich selbst mit der Auswahl einer Krypto-Börse, der Verwaltung seiner Schlüssel und ähnlichen Details auseinandersetzen zu müssen.

Aktuell hofft der Vermögensverwalter Van Eck auf Genehmigung der US-Börsenaufsicht SEC für seinen Bitcoin-ETF. Bisher waren in den USA Versuche gescheitert, einen solchen börsengehandelten Fonds auf Kryptogeld aufzulegen, der auch Kleinanleger anspricht. Die SEC schmetterte sie ab.

Wie CNBC berichtet, will die Großbank Morgan Stanley nun auch ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Insider hätten dem Wirtschaftsmedium demnach gesteckt, dass die Bank ihren Kunden auf Nachfrage hin drei Fonds mit Kryptoschwerpunkt zugänglich machen möchte. Begrenzt sei das aber auf vermögende Privatanleger "mit aggressiver Risikotoleranz", die Werte von mindestens 2 Millionen US-Dollar bei dem Geldhaus geparkt haben, beziehungsweise auf Institutionen mit mindestens 5 Millionen US-Dollar. Es wäre dem Bericht nach die erste der US-Großbanken, die so einen Schritt macht.

Etwas weiter ist da schon die Bezahlbranche: Visa-Chef Al Kelly ließ am Dienstag in einem Podcast von Fortune verlauten, dass der Kreditkartenriese mit Walletdiensten daran arbeite, den Kauf von Bitcoins in Breite über Visakarte möglich zu machen. Außerdem wolle man künftig auch Bitcoinzahlungen im Handel den Weg ebnen. Visa wäre dann die Tauschinstanz, die den akzeptierenden Händlern die Coinzahlungen in normales Geld wechselt. Konkurrent Mastercard ließ Anfang Februar durchblicken, sein Netzwerk für Kryptogeld zu öffnen, nannte aber noch keine konkreten Währungen. Bereits vergangenen Oktober hatte Bezahlriese Paypal seinen Einstieg verkündet und US-Kunden Handel mit Kryptogeld sowie Onlineshopping damit möglich gemacht.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. "Wir glauben, dass auf Nachhaltigkeit gesinnte Investoren auf die enormen Umweltkosten des Bitcoins achten müssen", heißt es Berichten nach in einer Studie der Bank of America. Die 1,5 Milliarden US-Dollar, die Tesla eigenen Angaben nach in Bitcoin geparkt hat, würden dieser Studie zufolge für einen CO2-Fußabdruck sorgen wie 1,8 Millionen Pkw im Jahr.

Der Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks liege bei dem kleinerer Nationen wie Griechenland oder der Niederlande. Und den Anteil am globalen Energieverbrauch beziffern die Bankanalysten mit 0,4 Prozent. Abgesehen davon tauge der Bitcoin auch nicht als Zahlungsmittel oder Wertspeicher – es gehe einzig um Spekulation auf steigende Preise.

Aktuell liegt der Bitcoinpreis bei rund 58.000 US-Dollar und könnte sich anschicken, ein weiteres Mal die bereits genommene Marke der 60.000 US-Dollar zu überschreiten. Wie lange noch neue Kursrekorde ausgerufen werden, ist nicht abzusehen. Der Unterschied zu früheren Kryptogeldhypes ist aber mehr als augenfällig: Die klassische Finanzwelt geht zunehmend auf Kuschelkurs zum einst als Anti-Establishment-Projekt gestarteten Kryptogeld. Das Schmuddelkind Bitcoin, wird es adoptiert?

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