Dienstag: Virgin Galactic, Überschallflieger, Kryptowährung und Klagewelle

Erfolgreicher Testflug Virgin Galactics + Überschallflieger Aerion eingestellt + China gegen Bitcoin-Mining + Wirecard-Wirtschaftsprüfer werden verklagt

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Virgin Galactiucs Trägerflugzeug WhiteKnightTwo samt Raumgleiter VSS Unity von unten fotografiert

(Bild: Virgin Galactic)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torge Löding

Hoch hinaus schaffte es am Pfingstsamstag ein Fluggerät Virgin Galactics: Der Raumgleiter VSS Unity ist fast ins All geflogen. Nicht an den Start gehen werden hingegen die zivilen Überschallflugzeuge AS2 und AS3: Aerion stellt Betrieb ein.

China hat sich entschieden, gegen das energieintensive Mining von Kryptowährungen vorzugehen. Das lässt den Kurs mehrerer Währungen rutschen. Nach dem Kollaps des Wirecard-Konzerns könnte die Klagewelle wütender Aktionäre und Gläubiger noch erheblich größer ausfallen als ursprünglich gedacht. Das Wichtigste vom Tage in Kürze.

Virgin Galactic hat nach langer Zeit wieder einen erfolgreichen Testflug absolviert. Am Pfingstsamstag ist das Trägerflugzeug WitheKnightTwo samt dem Raumgleiter VSS Unity als Last vom Weltraumbahnhof Spaceport America in Neumexiko in den USA gestartet. Nach etwa 53 Minuten hatten sie 13,4 Kilometer Höhe erreicht. Dort klinkte der Raumgleiter aus und zündete für 60 Sekunden sein Raketentriebwerk. Unity näherte sich dem Weltall bis auf 11 Kilometer.

Dieser Erfolg war bitter nötig: Bereits vor 17 Jahren hatte Firmengründer Richard Branson angekündigt, ab 2007 kommerzielle Flüge anzubieten, die für wenige Minuten ins All führen sollen. Hunderte Leute haben bereits gebucht oder zumindest eine Anzahlung geleistet. Mehrere Starttermine sind jedoch unerfüllt verstrichen.

Aus ehrgeizigen Plänen für zwei überschallschnelle Business-Flugzeuge, welche das Erbe der Concorde antreten sollten, wird nichts. Nur wenige Wochen nach Vorstellung des Passagierflugzeugs AS3 hat Aerion überraschend das Ende des Geschäftsbetriebs angekündigt. Als Ursache gelten hohe Entwicklungskosten und die unsichere Wirtschaftslage. Der Versuch, über einen Börsengang Geld einzunehmen und damit die ebenfalls geplante AS2 zu realisieren, ist nicht geglückt.

Bereits seit 2014 lief die Entwicklung der AS2. Das Flugzeug sollte Platz für zwölf Passagiere bieten und eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,4 (etwa 1500 km/h) erreichen. Die Reichweite gab Aerion mit 8800 km an. Erste Testflüge waren für das Jahr 2024 geplant, die kommerzielle Indienststellung für 2026. Entwicklungspartner Airbus gab sein Engagement jedoch schon nach rund drei Jahren wieder auf. Seit 2019 ist Boeing beteiligt.

Regulierung der Volksrepublik China hat zu Kursverfällen bei Bitcoin & Co geführt. Am Freitag ist es erneut zu einem Kurseinbruch gekommen, nachdem China hartes Vorgehen gegen die Erzeugung von Kryptowährungen bekräftigt hat. Der Kurs der bekanntesten und nach Marktanteil größten Digitalwährung Bitcoin rutschte zeitweilig deutlich unter die Marke von 40.000 US-Dollar bis auf 36.679 Dollar. Die zweitgrößte Digitalwährung Ether geriet ebenfalls unter Druck.

Die Erzeugung der Digitalwährungen wird auch Mining genannt und verbraucht enorme Mengen elektrischer Energie. Die Maßnahmen werden in China auch als Teil der Bemühungen zur Sicherung der Finanzstabilität gesehen.

Im Wirecard-Skandal wächst die Klagewelle geprellter Gläubiger und wütender Aktionäre. Der britische Prozessfinanzierer Litfin hat mittlerweile die Ansprüche von 20.000 Wirecard-Geschädigten gesammelt und bereitet Klagen vor, "überwiegend" gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Litfin prüft auch Klagen gegen die Wirecard AG und deren ehemalige Vorstände. Beauftragt ist die internationale Großkanzlei Pinsent Masons.

Der App-Store-Prozess zwischen Apple und der Spielefirma Epic neigt sich dem Ende zu. Nun hat die zuständige Richterin Zweifel an Teilen des Geschäftsmodells des iPhone-Konzerns erkennen lassen. Unter anderem hinterfragte sie während der Aussage von Apple-Konzernchef Tim Cook am Freitag die Regel, dass Anbieter Kunden nicht darauf hinweisen dürfen, dass es ihre digitalen Produkte außerhalb des App Stores günstiger zu kaufen gäbe. Auch warf sie die Frage auf, ob es gerechtfertigt ist, dass Apple fortlaufend eine Gebühr auf Einnahmen von Entwicklern kassiert.

Unterstützung hat Apple am Freitag vom Miterfinder der populären Foto-App Snapchat, Evan Spiegel, erhalte. Er sagte: "Wir denken, dass es Snapchat nicht geben würde ohne das iPhone und die großartige Plattform, die Apple geschaffen hat."

Das Ende naht für den Microsoft-Browser Internet Explorer 11. Microsoft empfiehlt bereits seit geraumer Zeit seinen Browser Edge. In der jüngsten Vorabversion seines Betriebssystems Windows 10 gibt es den altgediente Internet Explorer nicht mehr.

Heute & morgen:

  • Wie funktioniert (Online-)Marketing wirklich? Wer liefert personenbezogene Daten an wen, wie "funktioniert" die Einwilligung – und wie könnte sich das verändern, mit ePrivacy-Verordnung und ohne 3rd-Party-Cookies? Dem geht Dienstag, 20 Uhr, der online gehaltene q/talk der Wiener Bürgerrechtsorganisation Quintessenz nach. Die Teilnahme ist frei.
  • Das Mars Innovation Forum erörtert online von Dienstag bis Donnerstag, welche Innovationen für eine erfolgreiche Besiedelung des Mars noch fehlen, und wie solche Technik das Leben auf der Erde bereichern könnte. Eine Vollpreiskarte kostet etwa 100 US-Dollar. Für Studierende sowie Personen, die nur einen Tag dabeisein können, ist es günstiger.
  • Am Mittwoch zeigt die US-Behörde FTC in einem Webinar aktuelle Betrugsmaschen auf, die auf die Aneignung von Informationen zwecks späterer Anmaßung einer fremden Identität abzielen. Außerdem präsentiert die Behörde Lehrmaterial, das speziell Senioren vor der Gefahr warnen soll.

(tol)