Domain-Namen auf Chinesisch

Am heutigen Freitag starten die ersten Testläufe für Internet-Domainnamen, die andere Zeichen als diejenigen aus dem normalen ASCII-Zeichensatz enthalten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Am heutigen Freitag starten die ersten Testläufe für Internet-Domainnamen, die andere Zeichen als diejenigen aus dem normalen ASCII-Zeichensatz enthalten. VeriSign, Spezialist für PKI-Dienste und Internet-Sicherheit und seit Anfang März Muttergesellschaft von Network Solutions, nimmt nunmehr erste Registrierungen von Second Level Domains in den Top Level Domains .com, .net und .org an, die chinesische, japanische und koreanische Zeichen enthalten. Die entsprechenden Sites werden allerdings frühestens in einem Monat im Internet erreichbar sein. VeriSign hat vor, nach den ersten Testläufen auch andere Zeichensätze, etwa Arabisch, dem Namensraum hinzuzufügen.

Bislang dürfen Domain-Namen nur aus den 26 Zeichen des englischen Alphabets, den 10 Ziffern und dem Bindestrich bestehen. Die Internationalisierung der Domain-Namen ist aber eine schon lange erhobene Forderung vor allem aus dem asiatischen Sprachraum: Viele Experten halten den Zwang zu Domain-Namen, die den ASCII-Zeichensatz benutzen, für einen der Gründe, der eine schnelle Verbreitung des Internet in nicht-englischsprachigen Ländern behindere. Bislang hat VeriSign allerdings nicht vor, auch die Top Level Domains zu internationalisieren: Auch chinesische, japanische oder koreanische .com-Domains behalten die gewohnte Endung. VeriSign benutzt für die internationalisierten Domains Unicode-Zeichensätze

Dass VeriSign nun diese internationalisierten Domain-Namen offiziell regisitriert, bleibt nicht ohne Kritik, auch wenn die Firma sich darauf beruft, dem gegenwärtigen Konsens bei der IETF zu entsprechen. Auf dem Meeting der Internet-Verwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) soll jedenfalls ein Workshop die Ergebnisse einer entsprechenden IETF-Arbeitsgruppe zu internationalisierten Domain-Namen prüfen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen machen. Angesichts der ausstehenden Beschlüsse von IETF und ICANN erscheint Vielen der Testlauf von VeriSign als zumindest verfrüht. Schließlich sind bei weitem nicht alle DNS-Server im Internet bereits in der Lage, mit Domain-Namen umzugehen, die nicht aus ASCII-Zeichen bestehen – diese Server müssten alle mit neuen Versionen der Server-Software aktualisiert werden, bevor internationalisierte Domain-Namen zum allgemeinen Internet-Standard erhoben werden. Die abschließenden Entscheidungen, wie diese Domains umgesetzt werden sollen, erwarten ICANN und IETF allerdings nicht vor nächstem Jahr. (jk)