Domains sollen unter den Hammer kommen

Bei der ICANN wird überlegt, besonders begehrte Domains oder die Verwaltung von neu eingerichteten Adresszonen an den Meistbietenden zu vergeben. Die Netzverwaltung sucht deshalb Experten, die sich mit Versteigerungen auskennen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Domainverwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) sucht erfahrene Auktionatoren. Gleich in mehreren Bereichen trägt sich die private Netzverwaltung nach entsprechenden Empfehlungen aus dem ICANN-Umfeld mit dem Gedanken, besonders begehrte Domains per Auktion zu vergeben. Gesucht werden daher Experten für die Planung und Umsetzung von Versteigerungen. Erfahrungen im Bereich Telekommunikation, im Internet-, Domain oder Energiegeschäft seien von Vorteil, schreibt das US-Unternehmen.

An eine Versteigerung denkt die ICANN beispielsweise für die bislang zurückgehaltenen Domains, die nur aus einem einzelnen Buchstaben oder einer Ziffer bestehen (wie a.com oder 1.net). Abgesehen von einer Reihe in Internet-Urzeiten vergebenen Adressen (z.com) wurden die attraktiven Kurzadressen bislang nicht für die Reservierung freigegeben. Das soll sich ändern, und man erwartet ein beträchtliches Interesse an den Domains, die vorläufig auf die IANA reserviert wurden.

Immer wieder umkämpft und für die Netzverwaltung heikel zu vergeben sind Domainbestände insolvent gegangener Registrare. Der Fall Registerfly und die Übergabe der vorhandenen Domainregistrierungen an GoDaddy sorgte etwa im vergangenen Jahr für Diskussionen. Im Sinne der Domaininhaber ist ICANN an einer raschen Übernahme durch einen neuen Registrar interessiert. Allerdings wünscht sich die Domainverwaltung auch hier einen möglichst neutralen Vergabemechanismus – wie etwa eine Auktion.

Schließlich sieht die ICANN bei der Vergabe ganz neuer Adresszonen das Problem auf sich zukommen, dass für interessante Top Level Domains (TLDs) mehrere Anwärter bei ICANN vorstellig werden. Bei der Zulassung ausgewählter Adresszonen im Jahr 2000 gab es so etwa mehrere Bewerber für die Verwaltung der .web-Zone. ICANN ging dem Problem damals aus dem Weg, indem die Domain nicht vergeben wurde. Wenn sich 2008 im Rahmen eines regulären Verfahrens wiederum mehrere Unternehmen bei ICANN um ein und dieselbe Adresszone bewerben, könnten die begehrten TLDs per Auktion an den Meistbietenden vergeben werden.

Im Kreis der Experten gibt es allerdings auch Bedenken gegen ein Auktionsmodell, insbesondere für neue TLDs. Erstens gehen Beobachter davon aus, dass ICANNs Stabilitätsauftrag eine vorgeschaltete Überprüfung der Bewerbungen nach technischen und finanziellen Gesichtspunkten nach wie vor notwendig mache. Damit bleibt der befürchtete Schönheitswettbewerb, in dem sich ICANN etwa bei der .net-Bewerbung nicht eben gut geschlagen hat. Zweitens warnen skeptische Stimmen davor, ICANN könne durch solche Auktionen noch einmal viel Geld in die Kasse bekommen. Das Wachstum der Netzverwaltung widerspricht nach Ansicht der Kritiker einer Begrenzung der ICANN-Aktivitäten.

Auch die Frage, ob die Kapitalkraft eines Bewerbers am Ende den Ausschlag geben sollte, wird debattiert. Bewerbungen der Auktionsexperten, die Entwürfe für mögliche Verfahren erstellen sollen, nimmt ICANN bis 18. Februar entgegen. (Monika Ermert) / (vbr)