Drei bislang unbekannte römische Militärlager bei Google Earth entdeckt

In der Wüste Jordaniens haben britische Archäologen dank Google Earth römische Militärlager entdeckt. Eventuell müssen Geschichtsbücher umgeschrieben werden.

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Das größte der drei Forts

(Bild: Fradly et.al, Aufnahme von F. Bqa'in)

Lesezeit: 3 Min.

Auf Google Earth hat ein britischer Archäologe insgesamt drei bislang unbekannte römische Forts in der Wüste Jordaniens entdeckt. Sie könnten Zeugnis einer vergessenen Militäroperation um das Jahr 106 sein, schreibt die Universität Oxford. Angesichts der Geschichte des Römischen Reichs gebe es nahezu keinen Zweifel an der Datierung, denn die Überreste passen hervorragend zu bereits bekannten Spuren. Ungewöhnlich sei lediglich, dass das westlichste der drei Lager deutlich größer gewesen ist, als die beiden östlichen. Daraus und aus der Entfernung zwischen den beiden lassen sich den Forschern zufolge aber bereits mögliche Einzelheiten zu der Militäroperation rekonstruieren.

Wie das Team um Michael Fradley erläutert, wurden die Spuren bei einer systematischen Durchforstung von öffentlich zugänglichen Satellitenaufnahmen entdeckt. Die deutlich erkennbare Spielkartenform eines ehemaligen römischen Forts sei dabei ins Auge gestochen, bei der anschließenden Suche wurden zwei weitere entdeckt. Im Rahmen eines jordanischen Forschungsprojekts seien dann im November des vergangenen Jahres Luftaufnahmen der Spuren gemacht worden. Der Zustand sei beeindruckend gut, vor allem, wenn man sich vor Augen führe, dass die Forts vor fast 2000 Jahren nur für wenige Tage oder Wochen benutzt wurden. Das östlichste der drei liegt fast direkt an der heutigen Grenze zwischen Jordanien und Saudi-Arabien.

Aus dem Standort schließen die Archäologen, dass Forts im Zuge von Kriegszügen gegen das Königreich der Nabatäer gebaut wurden. Das hatte sein Zentrum in der Felsenstadt Petra und wurde nach 106 unter Kaiser Trajan eingegliedert. Die Lage der Forts abseits der wichtigsten Karawanenroute in der Gegend lege nahe, dass man hier wohl Zeugnisse eines Überraschungsangriffs sehe. Der Abstand von rund 40 km zwischen den Camps deute außerdem darauf hin, dass sie nicht von Fußsoldaten, sondern von berittener Kavallerie errichtet wurden, die solch eine Strecke an einem Tag zurücklegen konnte. Dass das westlichste Lager doppelt so groß war, wie die anderen, könnte daran liegen, dass die Armee auf dem Weg nach Osten geteilt wurde oder heftige Verluste erlitten hat.

Der Fund der Militärlager lege nahe, dass die Eroberung des Reichs der Nabatäer nicht so friedlich verlaufen ist, wie es in der Geschichtsschreibung des Römischen Reichs überliefert wurde. Dort sei von einer gewaltfreien Machtübergabe nach dem Tod des letzten Königs der Nabatäer die Rede. Bis zu derart weitreichenden Schlussfolgerungen sind aber noch mehr Untersuchungen nötig. Vorgestellt werden der Fund und die Luftaufnahmen in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Antiquity. Es liege nahe, dass es weiter westlich noch ein Fort gegeben haben könnte, schreiben die Forscher noch, eventuell hält Google Earth also noch einen Fund bereit.

(mho)