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E-Reader mit Mirasol-Display

Ulrike Kuhlmann

Vor einigen Tagen wurde in Korea der erste E-Reader mit mikromechanischem Mirasol-Display vorgestellt, kurz darauf holte sich Qualcomm mit Übernahme von Pixtronix eine weitere MEMs-Displaytechnik ins Haus.

Der Kyobo Reader nutzt ein farbiges 5,7"-Mirasol-Display

Der Ende November in Seoul vorgestellte Kyobo eReader soll der erste E-Reader werden, der ein farbiges Mirasol-Display [1] des Prozessor-Spezialisten Qualcomm [2] hat. In dem 5,7-zölligen Display steckt ein Feld aus 1024 × 768 mikromechanischen Metallmembranen, mit denen durch gezielte Interferenzen ein Bild erzeugt wird. Die Mirasol-Displays arbeiten rein reflektiv und sind bistabil, behalten ihren Bildinhalt also auch nach Wegfall der Ansteuerspannung. Der Reader nutzt außer dem Mirasol-Display auch einen Snapdragon-S2-Prozessor von Qualcomm und als Betriebssystem Android 2.3.

Qualcomm hat das digitale Lesebuch des großen koreanischen Buchhändlers Kyobo Book Centre of Korea [3] offenbar bewusst als erstes Gerät gewählt, da es nur in kleinen Stückzahlen verkauft wird. Große Mengen könnte der Hersteller auch gar nicht liefern – die sparsamen Mobildisplays werden derzeit noch in einer Pilotanlage gefertigt. Erst Mitte 2012 soll eine größere Fabrik für Mirasol-Displays in Betrieb gehen. Qualcomm hatte die iMod-Technik 2004 von Iridigm Displays aufgekauft [4], unter der Bezeichnung iMod weiterentwickelt [5] und später in Mirasol umbenannt.

Etwas überraschend kommt in Anbetracht des Kyobo-Deals die Übernahme von Pixtronix [6] durch Qualcomm. Die Firma Pixtronix hat sich ebenfalls auf mikromechanische Displays spezialisiert: Kleine flinke Membranen reflektieren hier das einfallende Licht zur Displayoberfläche. Anders als herkömmliche LCDs benötigen die MEMs-Displays von Pixtronix keine Farbfilter: Weil die Membranen extrem schnelle Schalter sind, können sie das farbige Licht nacheinander zur Displayoberfläche leiten. Dank der sequentiellen Ansteuerung sollen die Pixtronix-Displays so nur etwa ein Viertel der Energie herkömmlicher LCDs benötigen.

Mit der Pixtronix-Übernahme holt sich Qualcomm theoretisch zwar die Konkurrenz ins eigene Haus. Marktbeobachter gehen aber davon aus, dass sich die beiden MEMs-Techniken ergänzen könnten: Wenn die Mirasol-Massenfertigung nicht ganz so glatt läuft wie geplant, könnte Qualcomm die sparsamen Pitronix-Displays als Alternative anbieten. Da sich beide MEMs-Techniken in herkömmlichen LCD-Produktionsstraßen herstellen lassen sollen, müssten sich auch in der derzeit in Bau befindlichen Mirasol-Fabrik beide Displayvarianten fertigen lassen. (uk [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1393714

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.mirasoldisplays.com/ereader
[2] http://www.qualcomm.com
[3] http://www.kyobobook.co.kr/index.laf
[4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Qualcomm-uebernimmt-Displayentwickler-Iridigm-zur-Gaenze-104501.html
[5] http://www.heise.de/ct/meldung/Reflektierende-Metallmembrane-fuer-sparsame-Displays-130821.html
[6] http://www.pixtronix.com/
[7] mailto:uk@ct.de