EMAF: Medien und Krieg

Das European Media Art Festival in Osnabrück hat als Schwerpunkt die Rolle der Medien im Krieg und der Wirtschaftskrise. Ein begleitender Kongress untersucht unter dem Motto "Living Databases" die Gestaltungsmöglichkeiten von Medienkunstarchiven.

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Von
  • Detlef Borchers

Vom 22. bis 26. April findet in Osnabrück das 22. European Media Art Festival (EMAF) statt. Schwerpunktmäßig beschäftigt man sich mit der Rolle der Medien im Krieg und der Wirtschaftskrise. Ein das Festival begleitender Kongress untersucht unter dem Motto "Living Databases" die Gestaltungsmöglichkeiten von Medienkunstarchiven.

Wie die Veranstalter bei der Präsentation des Festivalprogrammes berichteten, stoßen die Themen des EMAF 2009 auf großes Interesse. So ist das Schülerprogramm, bei dem sich ganze Schulklassen mit dem Thema "Medien und Krieg" auseinandersetzen, restlos ausverkauft. Zum Start des Festivals wird die Ausstellung Bilderschlachten eröffnet, die bis zum 4. Oktober läuft. Sie untersucht, wie Nachrichten von Kriegen transportiert wurden. Aus Bildern von Schlachten wurden Bilderschlachten der Propagandaabteilungen. Zu den Exponaten der Ausstellung gehört der "Phantom-Truck" von Inigo Maglano-Ovalle, mit dem der Künstler den imaginären Lastwagen nachbaute, der dem damaligen US-General Colin Powell als Beweis für die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak diente. Auch America's Finest, das Videogewehr der Cyberkünstlerin Lyn Hershman, ist zu sehen, ebenso der Image Fulgurator von Julius von Bismarck. Mit der Internetplattform Zone Interdite spielt auch das Internet in der Ausstellung eine Rolle.

Zu den Höhepunkten des "Film"-Festivals selbst gehört der von arte produzierte Film Gaza Sderot, eine Vorkriegschronik, die mittlerweile als Blog im Internet fortgesetzt wird. Dazu berichtet der Filmemacher Osnat Trablesi von der Arbeit an dem Projekt. Die traditionelle Retrospektive beschäftigt sich mit der Künstlerin Mary Ellen Bute, die Mitte der 30er-Jahre mit dem Oszilloskop abstrakte Filme produzierte. Wie Kunst-Filme abseits von Youtube & Co. in Datenbanken für die Nachwelt archiviert werden können, ist Thema des begleitenden Kongresses, der von der Neugründung Mediaartbase.de getragen wird. Erstmals findet neben Festival, Kongress und Kunstausstellung ein Media Campus statt, der das bisherige International Student Forum ablöst. Hier ist unter anderem ein Workshop mit der französischen Künstlerin Anne Roquigny geplant, die eine von ihr geschriebene Software zur Verfremdung von Web-Inhalten präsentiert. Erwähnenswert ist noch, dass auch in diesem Jahr den Besuchern des EMAF das Osnabrückern Jugendmedienprojekt Protect your Identity von 2008 präsentiert wird, in dem Schüler ihre Kunstaktion gegen die zunehmende staatliche und private Überwachungstechnik dokumentieren. (Detlef Borchers) / (jk)