ENIAC-Förderer Hermann Heine Goldstine gestorben

Mit Hermann Heine Goldstine hat ein weiterer Wegbereiter des Computers die Welt verlassen: Er war einer der Väter des ENIAC und Erfinder des Flussdiagrammes.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit Hermann Heine Goldstine hat ein weiterer Wegbereiter des Computers die Welt verlassen. Goldstine, einer der Väter des ENIAC und Erfinder des Flussdiagrammes, verstarb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren in Bryn Mawr, Philadelphia, an den Folgen der Parkinsonschen Krankheit. Der gelernte Mathematiker machte sich vor allem als Organisator verdient und wurde erster Historiker der noch jungen Wissenschaft.

Hermann Heine Goldstine wurde 1913 als Sohn deutsch-jüdischer Einwanderer in Chicago geboren. Er erwarb den M.A. und den Doktor der Mathematik an der Universität von Chicago und erhielt dort seine erste Professur im Jahre 1939, ehe er an die Universität von Michigan wechselte. Dann wurde er zum Kriegsdienst einberufen und sollte als Ballistiker forschen. Goldstines Engagement ist es zu verdanken, dass John Presper Eckert und John Mauchly im April 1943 von der US-Armee das nötige Geld erhielten, den ENIAC-Rechner zu bauen. 1945 erkannte er als erster die Bedeutung eines Papiers, dass sein Freund John von Neumann unter dem Titel "First Draft of a Report on the EDVAC" veröffentlichte. In diesem Papier stellte von Neumann klar, dass es bei der Informationsverarbeitung zwischen Daten und Programmen keinen Wesensunterschied gibt, weil beide in den Hauptspeicher geladen werden können. Goldstine, der das Papier verbreitete, soll damit in den Augen einiger Kritiker unzulässigerweise von Neumann protegiert haben, doch ist es unstrittig, dass er die grundlegende Bedeutung des einflussreichen Papiers vermittelte.

Nach dem Krieg forschte Hermann Heine Goldstine zunächst in Princeton am Institute for Advanced Studies, ehe er 1957 von IBM geholt wurde. Bei IBM blieb Goldstine bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1984; hier stieg er bis zum Forschungsleiter auf. IBM honorierte seine Karriere mit einem Forschungsstipendium für Mathematiker. Bei IBM propagierte Goldstine das von ihm und von Neumann entwickelte Flussdiagramm. Daneben machte er sich für den Einsatz von Computern für den Beweis von mathematischen Sätzen stark. Nach seiner Pensionierung wirkte Goldstine lange Jahre als Geschäftsführer der American Philosophical Society.

Goldstine war 23 Jahre lang bis zu ihrem Tode im Jahre 1964 mit Adele Katz verheiratet, die als Programmierin des ENIAC das erste Computerhandbuch der Welt verfasste. (Detlef Borchers) / (jk)