EU-Kommissarin Neelie Kroes ist gegen nationale Cloud

In einem Spiegel-Interview kritisiert sie die Idee der Telekom, ein nationales E-Mail-Netz zu schaffen. Die Enthüllungen von Edward Snowden nennt Kroes "hilfreich".

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"Es macht keinen Sinn, bald 28 Clouds in Europa zu haben", sagt EU-Kommissarin Kroes.

(Bild: EU-Kommission)

EU-Kommissarin Neelie Kroes sagte in einem Interview mit dem Spiegel über Whistleblower Edward Snowden: "Über seine Methoden kann man sicher streiten. Aber dass diese Informationen publik sind, ist durchaus hilfreich." Die Kommissarin ist in der Europäischen Union für die Digitale Medien zuständig. "Die Snowden-Affäre hat uns allen gezeigt, dass wir endlich aufwachen müssen. Wir brauchen eine starke europäische IT-Industrie – und wir müssen schlicht besser aufpassen, was mit unseren Daten angestellt wird", sagte die Niederländerin.

Den Vorschlag der Deutschen Telekom, eine nationales Netz zu schaffen, das E-Mails innerhalb Deutschlands nicht über Drittländer leitet, sieht Kroes kritisch: "Ich verstehe ja, wenn Deutschland seine hohen Sicherheitsstandards besser vermarkten will. Aber es macht keinen Sinn, bald 28 Clouds in Europa zu haben, das wäre ein Fehler. Wir können den globalen Markt nicht erobern, wenn wir unsere Daten in nationalen Grenzen einsperren."

Zur Frage, ob es feige sei, weiter mit den USA über ein Freihandelsabkommen zu verhandeln, sagte Kroes: "An dem Vorwurf ist schon was dran. Und es hilft natürlich nicht unserer Glaubwürdigkeit, wenn offenbar das EU-Mitglied Großbritannien das EU-Mitglied Belgien bespitzelt, selbst – oder gerade – wenn es nach britischem Recht legal sein sollte." Ohne gemeinsame Abwehrstrategie gegen Cyber-Attacken könne man nicht mit einer Stimme gegenüber der NSA auftreten. (jes)