Ehemalige Infomatec-Manager wegen Kursbetrugs vor Gericht

Nach der Reihe der Skandale am Neuen Markt müssen sich seit heute erneut zwei ehemalige Vorstände vor Gericht verantworten.

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  • dpa

Nach der Reihe der Skandale am Neuen Markt müssen sich seit heute erneut zwei ehemalige Vorstände vor Gericht verantworten. Die Augsburger Staatsanwaltschaft wirft den früheren Managern des Softwareunternehmens Infomatec, Gerhard Harlos und Alexander Häfele, unter anderem Kursbetrug und Insiderhandel mit einer Schadenshöhe von 250 Millionen Euro vor.

Nach einem Befangenheitsantrag der Verteidigung geriet der Prozess vor dem Augsburger Landgericht gleich zum Auftakt ins Stocken. Häfeles Verteidiger Winfried Holtermüller warf dem Vorsitzenden Richter Rainer Brand vor, ein "Verfahren um jeden Preis" führen zu wollen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten vor, bereits beim Börsengang im Jahr 1998 den Wert des Unternehmens Infomatec stark überhöht dargestellt zu haben. Der reale Wert der Anteile von damals rund 2,7 Millionen Euro sei bewusst auf 101 Millionen Euro taxiert worden. Dadurch sei der Emissionspreis der Aktie zu hoch festgesetzt worden und der Aktienkurs durch falsche Angaben in die Höhe getrieben worden. Durch die Talfahrt des Aktienkurses verloren zahllose Aktionäre ein Vermögen.

Mit den ehemaligen Infomatec-Vorständen müssen sich bereits zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres ehemalige Firmenchefs des Neuen Marktes vor Gericht verantworten. Bereits Ende vergangenen Jahres war der Firmengründer des Telematik-Unternehmens Comroad, Bodo Schnabel, vom Landgericht München zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden, da er den Umsatz der Firma jahrelang fast vollständig erfunden hatte. Auch die Gründer des Medienunternehmens EM.TV, Florian und Thomas Haffa, müssen sich seit fünf Monaten vor dem Münchner Landgericht verantworten. Ein Urteil wird noch in diesem Monat erwartet.

Die Infomatec-Vorstände haben sich nach Auffassung der Staatsanwaltschaft durch den Verkauf eigener Aktien bereichert. Durch Ausnutzung ihres Insiderwissens sollen die beiden Angeklagten Anfang 1999 insgesamt 62.500 Infomatec-Stückaktien verkauft und jeweils einen Erlös von 14,7 Millionen Euro erzielt haben. Bei einem zweiten derartigen Veräußerungsgeschäft soll jeder Angeklagte zusätzlich rund 500 000 Euro Gewinn erzielt haben.

Nach dem Befangenheitsantrag wurde der Prozess für mehrere Stunden unterbrochen. Das Verfahren ist auf 54 Verhandlungstage bis Ende November angesetzt. Bis Pfingsten sind 33 Zeugen und drei Gutachter geladen. (dpa) / (anw)