Eine Werkbank für alle Fälle

Aus Baumarktmaterialien wird mit wenig Aufwand eine stabile und günstige Werkbank, die sich universell nutzen lässt.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Johannes Börnsen

Wer werkeln möchte, braucht eine Werkbank - jedenfalls, wenn der heimische Esstisch von Kratzern und Macken verschont bleiben soll. Günstige Modelle aus dem Baumarkt enttäuschen aber oft: Sie sind wackelig und in die freie Ecke im Keller passen sie ziemlich sicher auch nicht rein. Unsere Universalwerkbank schafft da Abhilfe: Sie ist extrem stabil, lässt sich leicht auf das eigene Wunschmaß anpassen und obendrein ist sie mit weniger als 100 Euro vergleichsweise günstig.

Dabei bietet sie mehr als nur eine Opferplatte für Wochenendprojekte. So würde sich unter anderem ein Umbau zum Frästisch anbieten oder die von uns verwendete OSB-Platte gegen eine MDF-Platte mit Lochraster wie bei einem Festool MFT-Tisch austauschen lassen. Auch als Maschinentisch für eine kleine Drehbank ist sie geeignet – so wird das Modell aus unserem Video genutzt. Mit einer an der Rückseite verschraubten Platte ist auch eine Werkzeugwand integrierbar. Das nötige Material für den Nachbau der Werkbank ist bequem im Baumarkt zu bekommen, viele schneiden sowohl die Tischplatte als auch die Bretter direkt auf das passende Maß zu.

Wer die Werkbank mit den gleichen Abmessungen wie im Video nachbauen möchte, findet eine bemaßte Skizze in einem Artikel auf heise+. Dort ist auch ein 3D-Modell für Sketchup verfügbar sowie eine Teileliste, um direkt mit dem Nachbau beginnen zu können. Sollen die Abmessungen verändert werden, bieten wir dort auch eine Excel-Tabelle, die nach dem Eintragen der eigenen Wunschmaße die Zuschnittmaße für alle Teile der Werkbank automatisch berechnet.

Wenn in unserer Make-Videowerkstatt das Licht angeht, wird gelötet, gesägt, gehämmert und geschweißt: Jede Woche zeigt unser Videoredakteur Johannes Börnsen, wie es geht. Egal, ob eine Maker-Werkbank für 50 €, ein selbst gebauter Halter fürs Balkonkraftwerk, WLED für Einsteiger oder eine Retro-Lampe aus Pappe und Sperrholz im Stil von Marquee-Buchstaben: Unsere Youtube-Videos sind kostenlos und ohne Abo abrufbar. Unterstützt wird Johannes dabei von den anderen Redaktionsmitgliedern, von denen er sich gerne erklären lässt, was er selbst nicht weiß. Übrigens: Unsere Artikelergänzungsvideos laden wir auch weiterhin auf Youtube hoch. Den Link dazu finden Sie hinter der Short-URL des jeweiligen Artikels im Heft.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Meine Werkbank halte ich für das wichtigste Werkzeug in meiner Werkstatt, einfach weil sie in jedem Projekt zum Einsatz kommt. Allerdings ist sie groß, schwer und kompliziert zu bauen. Deshalb habe ich mir Folgendes überlegt: eine einfache Werkbank, die variabel in der Größe gebaut werden kann, kostengünstig ist, aber dennoch äußerst stabil. Sie lässt sich vielseitig nutzen. Auf meiner soll eine Drehbank Platz finden, aber ihr könnt sie auch in eine Hobelbank umwandeln oder zu einer Art MFT (Festool) mit Löchern oben drauf. Ich habe bereits eine solche für eine CNC-Fräse gebaut, die unbedingt stabil stehen muss. Man könnte daraus auch einen Frästisch machen. In diesem Video zeige ich euch, wie ihr für ungefähr 75 € so eine Werkbank bauen könnt. Die Bauanleitung, das 3D-Modell, die Teileliste und so weiter könnt ihr euch kostenlos herunterladen. Viel Spaß!

Ich habe mir praktischerweise das gesamte Material im Baumarkt bereits auf das richtige Maß zuschneiden lassen. Für die Werkbankbeine verwende ich KFH, das sind solche Balken mit den Maßen 6 x 8 cm. KFH steht für Konstruktionsvollholz, das in der Regel verhältnismäßig gerade ist. Die restlichen Teile bestehen aus Rahmenholz oder Glattkantbrettern. Je nach Baumarkt können die Bezeichnungen etwas variieren. Jetzt könnte ich theoretisch die Werkbank sofort zusammenschrauben, da alles bereits auf Maß zugeschnitten ist. Ich möchte aber vorher noch die Kanten der Bretter brechen. Das kann man entweder mit Schleifpapier und einem Schleifklotz machen, oder in meinem Fall mit einer kleinen Akku-Kantenfräse. Das hat den großen Vorteil, dass die Kanten nicht so leicht ausreißen.

Um das Ganze zu verschrauben, verwende ich Spanplattenschrauben mit einer Länge von 60 mm und einem Durchmesser von 5 mm. Ich baue die Werkbank über Kopf zusammen und verwende als Unterlage das OSB-Brett, da ich bei OSB annehmen kann, dass es verhältnismäßig gerade ist. Zuerst stelle ich den Rahmen auf, um sicherzugehen, dass er rechteckig ausgerichtet ist. Um den Rahmen zu verschrauben, setze ich jeweils eine Schraube ein. Da ich hier am Holz ziemlich nahe am Ende bin und um ein Aufreißen zu vermeiden, werde ich vorbohren. Ihr solltet diese Schrauben nicht zu fest anziehen, da ihr in das Stirnholz schraubt, und Schrauben im Stirnholz halten nicht besonders gut – nicht, dass ihr sie herauszieht. Richtig stabil wird es sowieso erst im nächsten Schritt.

Nach jeder Schraube könnt ihr nochmals überprüfen und ein wenig ausrichten. Ich versenke die Schrauben jeweils ein wenig, was aber nicht zwingend notwendig ist, da sie sich in weichem Holz wie Fichte auch so gut an Ort und Stelle ziehen. Nun können wir die Beine nehmen, sie probehalber in die Ecken stellen und mit einem Bleistift markieren, wo sie hinkommen. Dann trage ich hier und dort Leim auf und verstreiche ihn ein wenig mit einem alten Backpinsel, dessen Borsten ich gekürzt habe, damit er etwas härter ist. Danach kann ich das Bein in die Ecke stellen, noch einmal sicherstellen, dass es wirklich gut passt, und dann den Bereich verschrauben. Ich setze hier drei Schrauben ein, und da ich jetzt ein wenig weiter von der Ecke entfernt bin, besteht nicht die Gefahr, dass das Holz ausreißt. Daher spare ich mir das Vorbohren in diesem Fall.

Ein Tipp: Schaltet den Akkuschrauber in den langsameren Gang, dann hat er ein bisschen mehr Kraft. Diesen Vorgang wiederholen wir in allen Ecken. Wenn ihr plant, die Werkbank später eventuell wieder zu zerlegen, könnt ihr den Leim weglassen. Aber bedenkt, dass Leim viel zur Stabilität beiträgt, da ihr Langholz mit Langholz verleimt, was eine sehr stabile Verbindung ergibt.

Ein Vorteil dieser Werkbank ist, dass sie verhältnismäßig leicht ist, also kann man sie problemlos allein oder zu zweit eine Kellertreppe hochtragen. Nun können wir die Tischplatte am Rahmen befestigen. Dies könnte man entweder von innen mit Winkeln oder vielleicht auch mit einer Holzleiste, die man mit dem Rahmen und der Platte verschraubt, machen. Ich wähle jedoch den einfacheren Weg und schraube die Tischplatte direkt von oben in den Rahmen. So wackelt schon mal nichts, was gut ist. OSB-Platten haben in der Regel eine etwas glattere und eine etwas rauere Seite. Ich wähle die Seite, die mir am besten gefällt, nach oben.

Jetzt kann ich einfach von oben durch die OSB-Platte in den Rahmen schrauben. Vergesst nicht vorzubohren. Das Ganze wird noch stabiler, wenn wir die Beine untereinander mit den verbleibenden Rahmenhölzern verbinden. Die Höhe, in der ihr dies macht, könnt ihr selbst wählen. Je weiter unten ihr die Verbindung anbringt, desto eher könnte man mit dem Fuß dagegen stoßen. Je höher, desto weniger Platz bleibt potenziell als Ablage für Regalfächer oder für einen Schubladenschrank. Lasst mich in den Kommentaren wissen, ob wir einen Schubladenschrank einbauen sollen. Da meine Beine nicht ganz gerade sind, benutze ich eine Schraubzwinge, um sie ein wenig zusammenzudrücken. So, das war's, alle Schrauben sind drin.

Schauen wir mal, wie stabil sie jetzt steht. Sollte eure Werkbank ein wenig wackeln, könnt ihr entweder etwas unterlegen oder eines der Beine mit einer Japansäge leicht kürzen. Ich bin sehr zufrieden und werde jetzt meine kleine Drehbank daraufstellen. An die Rückseite montiere ich noch eine French-Cleat-Wand.

Insgesamt habe ich für dieses Stück, inklusive der French-Cleat-Wand, 100 € ausgegeben. Ihr könnt euch die Baupläne kostenlos herunterladen. Sie sind auf Heise+ verfügbar. Um Zugang zu erhalten, benötigt ihr entweder einen Heise+-Account oder ihr legt euch einen Probemonat bei Heise+ an, der nichts kostet. Den Probemonat könnt ihr nach Bedarf auch direkt wieder kündigen, nachdem ihr die Pläne heruntergeladen habt. Dort findet ihr ein 3D-Modell, das in SketchUp Make 2017 geöffnet werden kann – ebenfalls kostenlos. Es gibt eine Teileliste für den Fall, dass ihr die Werkbank genau in der Größe und Konfiguration bauen wollt, wie ich es getan habe. Außerdem findet ihr dort eine Tabelle, die ihr bearbeiten könnt. Wenn ihr die Werkbank beispielsweise nicht 1 m, sondern 1,20 m breit machen wollt, tragt einfach euer Zielmaß ein. Die Tabelle berechnet dann für euch, welche Teile ihr in welcher Länge zuschneiden lassen müsst oder selbst zusägen könnt, damit ihr die Werkbank in den gewünschten Maßen bauen könnt.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachbauen. Wir sehen uns nächste Woche wieder. Macht's gut und bis dann, ciao!

(jom)