Electronic Arts schreckt Videospiele-Branche auf

Der Marktführer unter den Videospiele-Publishern hat die Geschäftsaussichten für das laufende Jahr deutlich zurückgeschraubt. Als kostenintensiv erweist sich vor allem der Generationenwechsel bei den Spielekonsolen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der weltweit größte Videospiele-Publisher Electronic Arts hat die Branche am gestrigen Mittwochabend mit nüchternen Gewinn- und Umsatzaussichten aufgeschreckt. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene vierte Quartal 2005/06 (Ende: 31. März) stellte das kalifornische Unternehmen für das Fiskaljahr 2006/07 lediglich ein Ergebnis von 35 bis 65 Cent je Aktie in Aussicht. Analysten waren bislang von einem Gewinn in einer Größenordnung von rund einem US-Dollar je Aktie (ohne Sonderposten) ausgegangen. Auch beim Umsatz ruderte der Branchenprimus deutlich zurück: Statt der erwarteten 3,2 Milliarden US-Dollar rechnet das Unternehmen selbst nur noch mit Erlösen in Höhe von 2,7 bis 2,9 Milliarden US-Dollar für das gesamte Geschäftsjahr. An der New Yorker Technologiebörse Nasdaq sorgten die schwachen EA-Zahlen im nachbörslichen Handel für einen siebenprozentigen Kurseinbruch der EA-Aktie auf knapp über 50 US-Dollar.

EA-Finanzchef Warren C. Jenson erklärte die reduzierten Geschäftsprognosen insbesondere mit den zusätzlichen finanziellen Belastungen, die als Folge der teilweise schon vollzogenen (Microsoft Xbox 360) und noch anstehenden Generationenwechsel (Sony PlayStation 3, Nintendo Wii) bei Spielkonsolen auf das Unternehmen zukämen. Branchenschätzungen zufolge kostet die Entwicklung eines Videospiels für Next-Generation-Konsolen wegen der deutlich verbesserten Prozessor- und Grafikleistungen teilweise mehr als doppelt so viel wie die Entwicklung von Spielen etwa für die Xbox oder die PlayStation 2. Jenson kündigte zudem an, dass Electronic Arts sich künftig verstärkt auf die Geschäftsfelder "Mobiltelefone", "Handhelds" und "Internet" konzentrieren werde. So sollen die jährlichen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen für Handy-Spiele künftig um 55 Prozent, die für Online-Unterhaltung sogar um 80 Prozent steigen.

Für das abgelaufene Fiskaljahr 2005/06 weist EA, das zuletzt von eigenen Mitarbeitern wegen nicht bezahlter Überstunden verklagt worden war, einen Konzernumsatz in Höhe von 2,95 Milliarden US-Dollar aus, ein Minus gegenüber dem Vorjahr von sechs Prozent. Davon entfielen 1,58 Milliarden US-Dollar auf den nordamerikanischen Markt, 1,17 Milliarden auf Europa und 193 Millionen US-Dollar auf Asien. Der Jahresüberschuss sankt binnen Jahresfrist um 53 Prozent auf 236 Millionen US-Dollar. Im vierten Quartal fiel sogar ein Nettoverlust in Höhe von 16 Millionen US-Dollar an. In der ersten drei Monaten des Jahres 2005 war noch ein Gewinn von 8 Millionen US-Dollar übrig geblieben. Den Quartalsumsatz konnte das Unternehmen im Jahresvergleich hingegen um 16 Prozent auf 641 Millionen US-Dollar steigern. (pmz)